Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Romantic Thriller Sommer 2020: 9 Romane um Liebe und Geheimnis - Alfred Bekker страница 20
„Beruhige dich bitte, mein Kind“, versuchte mein Vater mich zu beschwichtigen. „Der Professor hat tatsächlich gute Gründe für seine Anwesenheit und seine Einmischung, wie du es nennst. Setz dich bitte, du wirst sofort eine Erklärung bekommen.“
Widerstrebend ließ ich mich in einen Sessel sinken.
„Ich bitte um Entschuldigung, dass ich Ihnen zugemutet habe, mit einem nicht sehr zuverlässigen jungen Mann zurechtzukommen“, erklärte Professor Hagen. „Leider habe ich zu dem Zeitpunkt, da Sie im Institut waren, nicht genügend darüber nachgedacht, dass Gordon McBride in erster Linie daran interessiert ist, andere Menschen für seine Zwecke zu nutzen. Allerdings hielt ich es für relativ unwichtig, den Text auf einem einfachen Pergament zu übersetzen, ich habe die Dringlichkeit der Angelegenheit einfach unterschätzt. Wie hätte auch jemand wissen können, dass sich daraus eine Angelegenheit von übergeordneten Bedeutung entwickeln könnte?“
„Woher wollen Sie überhaupt wissen, um was es geht?“, fragte ich einigermaßen verwirrt. „Nicht einmal mein Vater weiß bis jetzt, was geschehen ist.“
„Da irrst du dich, mein Kind. Ich habe dich aufmerksam beobachtet, und mir war recht schnell klar, dass du ein besonderes Erlebnis hattest, wie auch ich es schon hinter mich gebracht habe. Allerdings ist meine Begegnung offenbar etwas anders verlaufen als die deine. Ich besitze nun einmal nicht die Unternehmungslust, die dich auszeichnet, und der du offenbar nachgegeben hast. Ich kann doch wohl davon ausgehen, dass du Besuch von drei Gentleman hattest, die etwas – nun, sagen wir, ungewöhnlich sind?“
Ich nickte unwillkürlich mit dem Kopf. Woher wusste er davon?
Dad seufzte. „Dann war es vollkommen richtig, den Professor einzuweihen, denn hier handelt es sich um eine Sache von einiger Bedeutung, und die kann eigentlich keiner von uns allein lösen.“
„Ich glaube, ich verstehe hier immer noch etwas nicht so ganz“, klagte ich.
„Lady Jessica, ich musste Ihnen zu meinem Bedauern mitteilen, dass Mr. McBride grundsätzlich nur zu seinem eigenen Vorteil arbeitet. Er hat bereits einmal einen Zwischenfall verursacht, bei dem nur mit großer Überredungskunst und viel Glück vermieden werden konnte, dass es zu einem öffentlichen Skandal kam. Dennoch hielt ich das Ganze für einen bedauerlichen Fehltritt. Ich gab ihm eine erneute Chance, musste jedoch im Laufe der Zeit feststellen, dass er auch weiterhin von einem brennenden Ehrgeiz erfüllt ist, der es nicht zulässt, dass er sich anderen Menschen gegenüber loyal verhält. Ich will mich gerne persönlich der Sache annehmen, die Sie im Augenblick beschäftigt, bitte aber dringend darum, dass Mr. McBride von allem weiteren ausgeschlossen wird. In Ihrem eigenen Interesse.“
„Das ist eine schwerwiegende Behauptung, Professor. Können Sie Ihre Worte beweisen“, stieß ich hervor. Doch in meinem Innern wusste ich längst, dass er recht hatte, denn wenn ich das Verhalten von Gordon in Betracht zog, dann war er nur darauf aus gewesen, sich selbst in den Besitz des Buches zu bringen, um was auch immer damit anzustellen.
„Selbstverständlich kann ich meine Worte beweisen“, sagte James leise. „Allerdings würde ich es vorziehen, wenn Sie mir auch so glauben, um nicht noch einmal eine unangenehme Sache bei Lord Winterbottom anzusprechen.“
Halt, Moment mal, da war doch etwas gewesen. Ich konnte mich dunkel daran erinnern, dass es vor einiger Zeit einen Skandal gegeben hatte, der jedoch schnell unter den Tisch gekehrt worden war. Und Gordon war darin verwickelt gewesen? Dann sollte ich wirklich besser Abstand von ihm nehmen.
„Sehe ich das richtig...?“ Professor Hagen kam nicht dazu, seinen Satz weiter zu sprechen, denn nach einem kurzen Anklopfen kam Gordon herein, ohne eine Antwort abzuwarten. Er blieb dann aber wie angewurzelt stehen. Die verschiedensten Empfindungen zeigten sich auf seinem Gesicht, und auch der Professor blickte irritiert auf den jungen Mann. Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass Gordon einfach so hier hereinplatzen würde.
„Oh, Professor, ich bin erstaunt. Sagten Sie nicht, dass diese Angelegenheit von untergeordneter Bedeutung sei?“ Spott klang aus der Stimme, und es hatte ganz und gar nicht den Anschein, als würde Gordon McBride seinem Vorgesetzten den notwendigen Respekt entgegenbringen. Eher so etwas wie Verachtung.
„Der Anschein trügt“, gab James Hagen kühl zurück. „Allerdings bin ich in der Lage, die Prioritäten entsprechend ihrer Wichtigkeit einzuordnen. Für das Erste war es genug, dass Sie sich darum gekümmert haben – wenn auch auf eine etwas unorthodoxe Weise, so wie ich den Zustand von Lady Jessica in Betracht ziehe. Nun habe ich aber die Zeit, um die Angelegenheit selbst zu übernehmen.“
Wut, Zorn, Enttäuschung und noch einiges mehr zeigten sich im Gesicht von Gordon, als er zwei Schritte voranging. Er ballte die Fäuste, und seine Augen funkelten.
„Ich habe es dir vorher gesagt“, erklärte er an mich gewandt mit rauer Stimme. „Als Assistent könnte ich die Existenz eines verschollenen Volkes beweisen, und Professor Hagen würde die Lorbeeren dafür einheimsen. Was habe ich jetzt davon, dass wir dieses Buch gefunden haben und dem Tod nur knapp von der Schippe gesprungen sind? Der feine Chef vom Ganzen kommt her, stellt sich einfach da hin und verkündet seine Weisheit, ohne auch nur einen Handschlag dafür getan zu haben. Willst du, dass ich mir das gefallen lasse?“
„Hast du nicht auch gesagt, dass es dir trotzdem nutzt?“, gab ich zu bedenken, etwas überrascht von der Heftigkeit seiner Anklage. „Bisher wissen wir doch alle noch gar nicht, was überhaupt in diesem Buch zu finden ist. Meinst du nicht auch, dass du jetzt reichlich viel Aufhebens machst? Im Übrigen ist dieses Buch in erste Linie nur für mich wichtig. Sollte ich es dir oder dem Professor überlassen, wäre es ein Entgegenkommen, keine Verpflichtung. Obwohl ich einsehen kann, dass die Wissenschaft ein großes Interesse daran hat. Sollte ich jedoch sehen müssen, dass darüber ein Streit entbrennt, werde ich mich leicht entschließen können, niemanden daran zu lassen.“
Nun lag auch unverhüllte Wut auf mich in seinem Blick. Sollte ich mich denn während unseres Abenteuers so in ihm getäuscht haben? Waren seine Hilfsbereitschaft und seine Rettung unten im Labyrinth nichts weiter als Eigennutz eines ehrgeizigen Assistenten? Eigentlich hatte ich gedacht – und wohl auch gehofft -, dass er der Mann wäre, mit dem ich den Versuch einer Beziehung wagen könnte. Es war jedoch erschreckend für mich mit anzusehen, wie schnell er sein wahres Gesicht zeigte. Offensichtlich war er tatsächlich nur daran interessiert eine Entdeckung in die Hand zu bekommen, mit der er sich selbst einen Namen machen konnte. Dazu wollte er mich benutzen. Ich war bestürzt, und es tat verdammt weh.
Gordon trat jetzt näher an mich heran, seine Stimme wurde bittend, und er streckte eine Hand aus. „Jessica, willst du das wirklich zulassen, dass dieser Mann da sich mit fremden Federn schmückt? Kannst du einfach zusehen, wie er der Fachwelt eine neue Entdeckung präsentiert, an der er weder einen Anteil noch ein Recht hat?“
Unwillkürlich wich ich in meinem Sessel zurück, obwohl das eigentlich nicht ging. „Ich sagte gerade schon, dass dieses Buch in erster Linie für mich wichtig ist, aus welchen Gründen, geht dich gar nichts an; jetzt schon gar nicht mehr. Aber ich glaube, ich habe einen großen Fehler gemacht, indem ich zuließ, dass du einen Anteil daran hattest. Es tut mir leid, aber unter diesen Umständen fühle ich mich nicht mehr an meine Zusage gebunden, dir das Buch für einige Zeit zu überlassen.“
Er starrte mich an. „Was habe ich getan, Jessica? Was hat der Professor dir erzählt, dass du plötzlich gegen mich eingestellt bist? Habe ich dir nicht das Leben gerettet?“
„Und