Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett страница 21
Es war um die Mitte des Nachmittags, als die Patrouille auf die Spuren der kleinen Kriegergruppe stieß. Tom Billinger dachte daran, den Trupp aufzuteilen, um mit der einen Gruppe zu dem Canyon zu reiten, während die andere den Apachen folgte, deren Spur sie hier entdeckt hatten.
»Als ich hier ritt«, bemerkte der Scout, »gab es diese Spur noch nicht. Es kann ein Täuschungsmanöver sein. Vielleicht haben mich die Späher Victorios gesehen, und nun will er uns in eine Falle locken.«
Die Worte gaben Billinger zu denken. Und so wagte er nicht, die Truppe aufzusplittern. »Wir reiten weiter.«
Der Scout führte sie. Statt in den Canyon zu reiten zogen sie an seinem oberen rechten Rand entlang. Von unten waren sie nicht zu sehen. Der Scout ritt voraus. Immer wieder tauchte er auf, um der Patrouille den Weg zu weisen. Dann kam er zurück und rief: »Sie haben das Lager geräumt. Die Späher Victorios haben mich also bemerkt.«
»Wir kehren um und folgen der Spur, die wir gesehen haben«, gebot der Sergeant.
»Warum zerstören wir das Lager nicht?«, fragte ein Corporal.
»Was haben wir davon?«, kam Billingers Gegenfrage. »Nachdem wir ihr Lager gefunden haben, kehren Sie hierher wahrscheinlich sowieso nicht mehr zurück. Sie haben dieses Camp aufgegeben. Wir machen es so, wie ich gesagt habe.
Sie kehrten um, stießen wieder auf die Spur und folgten ihr. Sie führte zum Rio Mimbres. Der Fluss rauschte und gurgelte, Felsen ragten aus dem Wasser und die Strömung war ziemlich reißend. Zu beiden Seiten erhoben sich felsige Terrassen und Steilwände. Die Spuren führten am Fluss entlang nach Norden. Doch schon nach einer halben Meile, als die Felsen eng zusammenrückten und steil in das Wasser abfielen, gab es kein Weiterkommen mehr. Die Apachen, die hier geritten waren, schienen sich in Luft aufgelöst zu haben. Der Boden war zu steinig, um die Spuren eindeutig lesen und einen Schluss ziehen zu können.
Der Scout, der vorausgeritten war, war samt seinem Pferd spurlos verschwunden. Und plötzlich zeigten sich auf Felsvorsprüngen und in Felsrissen Krieger. Sie begannen ohne jede Warnung auf die Soldaten zu feuern.
»Zurück!«, rief der Sergeant in das Rauschen der Stromschnellen und Peitschen der Schüsse hinein. Seine Stimme überschlug sich. »Wir müssen zusehen, aus der Schlucht hinauszukommen.«
Sie rissen die Pferde herum, gaben ihnen unerbittlich und unbarmherzig die Sporen und sprengten im Galopp den Weg zurück, den sie gekommen waren. Die Angst saß ihnen im Nacken. Sie ritten, als säße ihnen der Leibhaftige auf den Fersen.
Die Apachen hatten, als die Schlucht nicht mehr passierbar war, einen Krieger mit ihren Pferden zurückgeschickt und waren in die Felswand geklettert. Als der Scout auftauchte, töteten sie ihn und das Pferd lautlos mit Pfeilen und warfen beide in den Fluss, der sie mit sich gerissen hatte.
Da tauchten auch vor den Soldaten Krieger auf und verlegten ihnen den Weg aus der Schlucht. Und schließlich zeigten sich auch zu beiden Seiten auf den Felsterrassen Indianer.
Pferde stürzten, Männer starben. Schließlich gelang es den Überlebenden, sich zu verschanzen und die Apachen zurückzuschlagen. Als die Waffen schwiegen, rief Billinger: »Wie sieht es aus? Welche Verluste haben wir?«
Es dauerte kurze Zeit, Dann erhielt er Antwort: »Sechs tote Männer, drei Verwundete, acht tote Pferde. Wir sitzen in der Falle, Sergeant. O verdammt! Die Rothäute haben wieder mal bewiesen, dass sie nicht nur blindwütig angreifen können. Um uns herum wimmelt es von ihnen. Und wenn einer von uns seine Nasenspitze zeigt, wird sie ihm weggeschossen.«
»Verdammt. Wo sind die Scouts!«
»Einer ist tot«, antwortete der Corporal. »Low Dog steckt irgendwo in der Umgebung. Von Sharp Knife habe ich nichts mehr gesehen!«
»Ich bin hier, Nantan!«
Hinter einem Felsen glitt einer der Scouts hervor. Er bewegte sich geduckt, seine Augen waren in ständiger Bewegung. Das Gewehr hielt er mit beiden Händen schräg vor seiner Brust.
»Versuch einen Weg aus der Schlucht zu finden und Hilfe zu holen, Sharp Knife. Versuch, dich nach Fort Thomas oder Fort Grant durchzuschlagen.«
»Ich werde viele Tage unterwegs sein«, gab der Scout zu bedenken. »Vorausgesetzt, ich schaffe es überhaupt, durchzukommen.«
»Du versuchst in der Nacht, die Schlucht zu verlassen. Es ist unsere einzige Chance.«
»Nein«, murmelte der Corporal und schüttelte den Kopf. »Du solltest die Augen nicht vor den Tatsachen verschließen, Sergeant.» Er lachte gallig auf. »Das ist Augenwischerei. Denn wir haben nicht die geringste Chance. Wenn du Sharp Knife losschickst, opferst du ihn.« Es klang bitter und resigniert. Aus seinem Tonfall wurde deutlich, dass der Corporal die Hoffnung aufgegeben hatte.
»Du demoralisierst die Männer, Nolan«, zischte Tom Billinger wütend. »Verdammt, auch ich habe Angst. Wenn wir uns aber aufgeben...«
»Wir sind ein Haufen Verlorener«, knurrte Nolan, der Corporal. »Das ist bittere Realität. Die Rothäute werden uns die Skalps abziehen und unsere Kadaver für die Wölfe und Coyoten liegen lassen. Im Sommer werden unsere Gebeine hier in der Sonne bleichen. Zu dieser Zeit aber wird von uns schon keiner mehr reden. Mach dir nichts vor, Tom. Hier ist Endstation.«
Irgendwo hustete einer der Soldaten. Ein anderer rief: »Hat jemand was zu rauchen?« Einer fluchte mit gepresster Stimme, schließlich stieß er hervor: »Wir werden das Opfer einer verdammten Indianerpolitik sein! Dabei habe ich persönlich gar nichts gegen die roten Gentlemen. Als ich allerdings die blaue Uniform angezogen habe, hat man mir auch eine entsprechende Einstellung zu den Rothäuten eingebläut. Zur Hölle damit. Warum sind ausgerechnet wir es, die die Kastanien für eine Reihe von Politikern und Geschäftsleuten aus dem Feuer holen müssen?«
Niemand gab darauf eine Antwort. Stille kehrte ein. Lastende, trügerische Stille. Der Tod hatte Stellung bezogen. Obwohl es kalt war, schwitzten die Soldaten. Ihre Lage war nahezu hoffnungslos. Den Tod vor Augen warteten sie darauf, dass etwas geschah. Die Minuten reihten sich aneinander. In den Augen der meisten war es nur eine Gnadenfrist. Sie begannen abzuschließen. So manches leise Gebet stieg zum Himmel empor. Als einer der Soldaten seine Haltung veränderte, weil seine Beinmuskulatur verkrampfte, tötete ihn ein Apache mit einem blitzschnellen Schuss. Der Knall sprengte die Stille wie ein Donnerschlag, der in vielfältigen Echos verhallte. Die sich wieder anschließende Stille mutete die Männer in den blauen Uniformen erdrückend und schrecklich an. Es war, als hielt sogar die Natur den Atem an.
Die Stunden verrannen. Es war psychologische Kriegsführung, was die Apachen betrieben. Sie wollten die Soldaten zermürben. Das Wissen um die tödliche Gefahr ringsum und die Hilflosigkeit, mit der sie ihr gegenüber standen, sollte die Kavalleristen entnerven. Es war schlimmer als ein Angriff, dem man mit Feuer und Blei begegnen konnte.
Die Soldaten begannen zu frieren. Hoffnungslosigkeit rann wie Fieber durch ihre Blutbahnen. Die klammen Hände hatten sich regelrecht um Kolbenhälse und Schäfte der Karabiner festgesaugt. Jeder wartete darauf, dass etwas geschah, etwas, das die verdammt Spannung von ihm nahm.
Die Apachen blieben bei ihrer Taktik. Die Weißen waren ihnen sicher. Weshalb sollten sie auch nur einen einzigen Krieger opfern?
Die Stunden verrannen, dann kam der Abend. Im Februar waren die Tage noch kurz. Dazu kam, dass der Himmel