Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett страница 50

Автор:
Жанр:
Серия:
Издательство:
Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett

Скачать книгу

an Jane Randall. Ihr Bild schob sich aus den Nebeln der Vergangenheit in den Vordergrund. Sie lächelte. Ihre Zähne schimmerten weiß zwischen den vollen, roten Lippen, ihre Augen strahlten. Ein Gefühl beschlich den Mann, wie er es schon lange nicht mehr verspürt hatte. Der Gedanke an die Frau gab ihm neuen Mut. Er half ihm, wieder an die Zukunft zu glauben.

      Dann aber holte ihn die raue Wirklichkeit wieder ein. Narr!, durchfuhr es ihn. Mach dir keine Hoffnungen. Sie ist die Tochter des Colonels und für dich tabu. Es sind Träume, die niemals Wirklichkeit werden können. Also vergiss es. Du würdest nur eine herbe Enttäuschung erleben.

      Irgendwann übermannte ihn die Müdigkeit. Er schlief ein.

      *

      Das Fuhrwerk rumpelte und polterte. Es wurde von zwei Pferden gezogen. Auf dem Bock saß ein Mann. Immer wieder ließ er die Peitschenschnur in der Luft knallen.

      Es handelte sich um einen Gefängniswagen. Er erinnerte an einen Raubtierkäfig. Man nannte diese Fahrzeuge auch Tumblewed-Wagen, weil darin menschliches Unkraut befördert wurde. Zwei Seiten des Aufbaus waren geschlossen, eine Längsseite und die Rückwand jedoch bestanden aus soliden Eisenstäben, durch die man ins Innere des Wagens blicken konnte. An den geschlossenen Wänden waren Bänke befestigt, an den Bohlen waren rostige Ketten festgeschraubt, an deren Enden Handschellen hingen. Lester Wilburn und Glenn Farley wurden mit diesem Gefährt befördert. Sie waren angekettet. Neben dem Fuhrwerk ritt ein Mann. Er trug den Stern eines U.S. Deputy Marshals. Sein Auftrag war es, die beiden Banditen nach Albuquerque zu bringen. Dort sollten sie vor Gericht gestellt und abgeurteilt werden.

      Ein kaltes Auge ruhte über Kimme und Korn einer Winchester auf der Brust des Gesetzeshüters. Dann peitschte der Schuss. Der Deputy Marshal zuckte zusammen, seine Lippen sprangen auseinander, aber der Schrei, der sich in ihm hochkämpfte, erstarb in der Kehle. Er sank zusammen und stürzte vom Pferd.

      Der Mann auf dem Wagenbock stemmte sich gegen die Zügel. Das Gespann stand, er griff nach dem Gewehr. Da peitschte es erneut. Er bäumte sich auf und stürzte kopfüber vom Bock.

      Die Echos verhallten. Die Pferde, die den Wagen zogen, standen ruhig, spielten mit den Ohren und schnaubten mit geblähten Nüstern. Dann erklang pochender Hufschlag. Ein Reiter kam zwischen den Hügeln hervor. Er führte zwei gesattelte Pferde an der Longe. Bei dem rollenden Gefängnis zerrte er die Tiere in den Stand.

      Es war Scott Wilburn. Er grinste. »Ihr habt wohl gedacht, ich hätte euch vergessen, wie?«

      Er schwang sich aus dem Sattel und beugte sich über den Deputy Marshal, der auf dem Gesicht lag und sich nicht rührte. In der Westentasche wurde er fündig. Er holte den Schüssel für die Gittertür des Fuhrwerks heraus und auch den Schlüssel für die Handschellen.

      »Ist auch Zeit geworden, Bruder«, knurrte Lester Wilburn, als ihn Scott Wilburn von den Handschellen befreite. »Dachte wirklich, du hättest das Weite gesucht.«

      Dann waren die beiden Banditen frei. Sie sprangen aus dem Wagen und stiegen auf die Pferde. An den Sattelknäufen hingen Revolvergurte mit schweren Sechsschüssern in den Holstern und Patronen in den Schlaufen. In den Scabbards steckten Winchestergewehre. Lester Wilburn und Glenn Farley legten sich die Patronengurte um und schnallten sie zu. »Wohin Bruder?«, fragte Lester Wilburn. »Du hast doch sicher einen Plan.«

      »Nach Süden. Im Grenzgebiet um El Paso soll sich Tyler Whitlock herumtreiben.«

      »Du hast die verrückte Idee, ihn zur Hölle zu schicken, noch immer nicht sausen lassen?«

      »Es geht nicht nur um Whitlock. Auf Victorio sind 3.000 Dollar Belohnung ausgesetzt. Außerdem wimmelt es dort unten von Rothäuten, für deren Skalps die Armee Prämien bezahlt. Ich denke, im Süden ist unser Platz.«

      »Dann lass uns reiten«, knurrte Glenn Farley. »Es ist sicher nur eine Frage der Zeit, bis man entdeckt, dass wir geflohen sind. Und man wird Suchtrupps ausschicken, die das Land nach uns durchkämmen. Lasst uns also so schnell wie möglich so viele Meilen wie möglich zwischen sie und uns bringen.«

      Sie gaben ihren Pferden die Sporen und stoben davon.

      *

      Nach drei Tagen erreichte Tyler Whitlock El Paso. Er begab sich nach Fort Bliss in der Nähe der Stadt. Der Kommandant kannte ihn bereits. Colonel Miles forderte den Lieutenant auf, Platz zu nehmen. Dann sagte er: »Sie sehen ja ziemlich fertig aus, Lieutenant. Wo sind Ihre Leute? In welcher Mission waren Sie unterwegs?«

      »Ich bin alleine, Sir«, kam es staubheiser von Whitlock. »Meine Mission lautete, Victorio zu finden und ihn zu bewegen, sich zu ergeben und ins Reservat zurückzukehren. Leider war sie nicht von Erfolg gekrönt. Und nun dürfte es nach allem, was in der Zwischenzeit vorgefallen ist, keine Möglichkeit einer friedlichen Beilegung des Krieges mehr geben.«

      »Die Apachen haben in Texas, New Mexiko und Mexiko eine Spur des Todes gezogen. Einer unserer Patrouillen ist es gelungen, nach einem Gefecht vier Krieger festzunehmen. Sie werden morgen früh öffentlich gehängt.«

      Whitlock stieß die verbrauchte Atemluft scharf durch die Nase aus. »Das ist dem Frieden sicher nicht zuträglich, Sir.«

      »Es ist die Sprache, die diese Barbaren verstehen. Es ist unumstößlich. Sie wurden zum Tode verurteilt und die Hinrichtung ist für morgen früh festgesetzt.«

      Whitlock presste die Lippen zusammen.

      »Wer ist auf die Idee gekommen, Sie alleine hinter Victorio herzuschicken, Lieutenant?«, so ergriff der Colonel wieder das Wort. »Oder sind Sie gar nicht mit einem offiziellen Auftrag unterwegs gewesen?« Scharf fixierte der Colonel den Lieutenant, in dessen Gesicht die Strapazen der vergangenen Wochen tiefe Spuren hinterlassen hatten. Es war von einem wild wuchernden Bart eingerahmt. Die Haare fielen dem Lieutenant unter dem verschwitzten Hut hervor bis in den Nacken. Er verströmte scharfen Schweißgeruch.

      »Colonel Ernest Randall hat mich geschickt. Er war der Meinung, dass sich Victorio der Anklage wegen Pferdediebstahles stellen sollte.«

      Der Colonel verzog den Mund.

      »Ich bin immer noch davon überzeugt, dass es für den Frieden eine Chance gäbe, wenn Victorio sich stellen würde«, erklärte Tyler Whitlock.

      »Daran glauben Sie doch wohl selbst nicht!«, blaffte Miles. »Auf ihn wartet der Strick.«

      »Ihn aufzuhängen wäre wahrscheinlich falsch, Sir«, wandte Whitlock ein. »Man könnte ihn und seine Leute in ein Reservat weit weg von New Mexiko oder Arizona deportieren und sie dort unter strenge Bewachung stellen. Zum Beispiel Fort Marion in Florida. Ihn zu töten aber ist keine Lösung und wäre einem eventuellen Frieden sicher nicht dienlich.«

      »Darüber zu befinden sind Sie sicher nicht kompetent, Lieutenant«, kam es scharf von Miles. Er wirkte plötzlich wie umgewandelt. Whitlock entging es nicht. Der Argwohn, der ihm von dem Colonel unvermittelt entgegenschlug, war fast körperlich zu spüren. »Nehmen Sie ein Bad, rasieren Sie sich und lassen Sie sich die Haare schneiden. Ich werde mit Ihrem Vorgesetzten Verbindung aufnehmen. Sie, Lieutenant, haben sich zur Verfügung zu halten.«

      »Bin ich etwa arretiert?« Whitlocks Brauen hatten sich gehoben. Fragend musterte

Скачать книгу