Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung. Sandy Palmer
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Alfons Eppler grinste. „Die versteht es, einen auf den Arm zu nehmen, was? Oh, ich mag solche Frauen.“
Volker Ahlert lächelte.
Es tat ihm gut, mit diesem Mann zusammen zu sein. Einen amüsanteren Bettnachbarn hätte sich Volker nicht wünschen können.
17
Am Nachmittag bekam Dr. Richard Berends Besuch von einem Mann namens Sigfrit Stassen. Ihm gehörte eine Papierfabrik außerhalb Bergesfeldens.
Ein altes Unternehmen, das Stassen von seinem Vater geerbt hatte, und dieser hatte es von seinem Vater übernommen. Drei Generationen lang leiteten die Stassens nun schon das große Unternehmen.
Man hatte es mehrfach renoviert und modernisiert und dem neuesten Stand der Technik angepasst, damit es konkurrenzfähig blieb, und die Auftragslage war nach wie vor erfreulich.
Sigfrit Stassen hatte sich gegen die Auflagen des Umweltschutzes nicht gesträubt, sondern mehr als das Geforderte getan, damit das Abwasser seiner Fabrik keinen Schaden anrichtete.
Er war ein einsichtiger und umsichtiger Mann, tüchtig und erfahren mit seinen fünfzig Jahren. Ein seriöser Geschäftsmann mit Weitblick und vernünftigen Ansichten.
Natürlich fehlte es ihm, in gewissen Grenzen, nicht am nötigen Mut zum Risiko, aber er übertrieb es damit nie, denn er wusste, was er seiner Firma und den Menschen, die er beschäftigte, schuldig war.
Stassens dunkles Haar war mit Silberfäden durchzogen. Er schielte leicht. Damit man das nicht so merkte, trug er eine getönte Brille.
Dr. Berends hatte ihm vor drei Jahren eine erschütternde Eröffnung machen müssen.
Sigfrit Stassen war mit seiner Tochter, sie war damals zweiundzwanzig gewesen, zu ihm gekommen und hatte ihn gebeten, sie zu untersuchen.
Zuvor war Stassen schon bei zwei anderen Ärzten gewesen, und er hatte ihre Diagnose nicht akzeptieren wollen, aber es stimmte. Dr. Berends konnte nur bestätigen, was seine beiden Kollegen vor ihm diagnostiziert hatten: Gabriele Stassen war an multipler Sklerose erkrankt. Zu erfahren, dass seine geliebte Tochter an dieser heimtückischen Krankheit litt, war für Sigfrit Stassen niederschmetternd.
Dr. Berends erinnerte sich noch genau an diesen schicksalsschweren Tag vor drei Jahren. Er hatte mit Sigfrit Stassen ein Gespräch unter vier Augen geführt.
„Multiple Sklerose ... Meine Tochter ..hatte der Papierfabrikant erschüttert gesagt. Totenblass war er gewesen. „Wenn Sie das auch sagen, Herr Dr. Berends, dann ist wohl jeder Irrtum ausgeschlossen.“
Der Chefarzt hatte bedauernd genickt. „Tut mir aufrichtig leid, Herr Stassen.“
„Warum Gabriele?“, hatte Sigfrit Stassen mit brüchiger Stimme gefragt. „Sie hat in ihrem Leben noch nichts Böses getan. Sie ist mein ein und alles. Warum bestraft Gott sie auf diese grausame Weise?“
Mit dieser Frage wurde Dr. Berends immer wieder konfrontiert. Warum? Warum ich? Warum meine Frau? Warum mein Bruder, meine Schwester, mein Kind?
Warum?
Es war eine Frage, die sich nicht hatte beantworten lassen. Das Schicksal hatte so entschieden, und niemand kannte den Grund.
Sigfrit Stassen hatte mehr über die verfluchte Krankheit erfahren wollen, die seine Tochter befallen hatte.
„Durch in die nervliche Substanz eingestreute Verhärtungsherde wird der Ablauf des komplizierten nervlichen Geschehens mehr oder minder nachhaltig beeinträchtigt“, hatte der Chefarzt erklärt.
Stassen hatte niedergeschmettert den Kopf geschüttelt. „Bei meiner Gabriele...“
„Dadurch“, war Dr. Berends fortgefahren, „entstehen als Anzeichen die mannigfaltigsten Nervenstörungen, wie übergroße Ermüdbarkeit der Beine, Unsicherheit der Hände, Sehstörungen, Sprachbehinderung, Lähmung der Gliedmaßen und dadurch bewirkte Gangstörung, Schwindel, Störungen des Gefühlssinns, Zittern, Veränderungen der Handschrift...“
„O mein Gott.“ Stassen hatte die Hände vors Gesicht geschlagen.
„Ebenso vielgestaltig wie das Krankheitsbild ist auch die Verlaufsweise der multiplen Sklerose“, hatte Dr. Berends gesagt. „Gewöhnlich erstreckt sich die Dauer auf viele Jahre, ja Jahrzehnte.“
„Das arme Mädchen“, hatte der gebrochene Vater geschluchzt.
„Auf erneute Schübe, während der Arzt Bettruhe zu verordnen pflegt, folgen ruhigere Zeiten, in denen sich die Symptome weitgehend zurückbilden können, aber meistens ist die Besserung nur vorübergehend. Zur Behandlung werden Chemotherapeutika, Hormon oder Vitaminbehandlung, Reiztherapie, Diätkuren und dergleichen mehr angewendet.“ Siegfrit Stassen hatte die Hände sinken lassen. Seine Augen hatten in Tränen geschwommen. „Und das Ende, Dr. Berends? Wie sieht das Ende aus? Ist es... der Rollstuhl?“
„Es ist eine weitverbreitete Laienmeinung, dass jeder M.S.Kranke im Rollstuhl endet, Herr Stassen“, hatte der Chefarzt erklärt, „doch sie trifft zum Glück keineswegs zu. Man kann die Multiple Sklerose zwar nicht heilen, aber ihrem Fortschreiten in vielen Fällen Einhalt gebieten, beziehungsweise dieses erheblich verlangsamen. Wichtig ist allerdings eine körperliche und seelische Schonung. Auch nach Abklingen des akuten Stadiums sollte der M.S.Kranke in Zukunft jede körperliche Überanstrengung meiden, sich vor Erkältungen und Durchnässungen schützen und für eine ruhige geregelte Lebensweise Sorge tragen.“
„Ich ... ich werde alles für Gabriele tun, was in meiner Macht steht“, hatte der Vater gefasst gesagt. „Die besten Ärzte sollen sich ihrer annehmen. Mein ganzes Vermögen bin ich bereit zu opfern, um Gabrieles Krankheit zu lindern.“
„Die erste europäische Spezialklinik für Multiple-Sklerose-Kranke wurde schon vor 1969 am Effenberg bei Hachen an der Röhr im Kreis Arnsberg geschaffen“, hatte Dr. Berends gesagt.
„Da werde ich Gabriele hinbringen! Als Privatpatientin. Man muss alles, alles tun, um ihr zu helfen. Darauf werde ich dringen.“
Das war vor drei Jahren gewesen. In der weiteren Folge hatte Dr. Berends den Papierfabrikanten immer wieder gesehen, und Sigfrit Stassen hatte ihm von seiner Tochter erzählt.
Dieser Sigfrit Stassen besuchte den Leiter der Wiesen-Klinik in dessen Büro.
Veronika Baier kochte Kaffee, und der Papierfabrikant sagte zu einem Kognak nicht nein. Dr. Berends hatte ihn ihm angeboten, weil