Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung. Sandy Palmer
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Er stockte in seinen Gedanken und dachte: Warum beurteile ich sie so negativ? Möchte ich mich vor mir selbst rechtfertigen? Will ich mir etwa klarmachen, dass ich mich von ihr trennen sollte?
Will ich mich denn von ihr trennen?, überlegte er. Ja, ich will es. Ich will von ihr weg. Ich möchte Heidi ... eine Frau, die mein ganzes Denken beherrscht, von der ich, das weiß ich genau, nie mehr loskommen werde. Eine Frau, die im Grunde eine Fremde für mich ist! Ich muss wahnsinnig geworden sein, dass ich so etwas überhaupt in Erwägung ziehe. Vielleicht bilde ich mir alles nur ein. Ich kann doch nicht von mir behaupten, jemand zu lieben, jemand zur Frau nehmen zu wollen, den ich gerade ein paar Stunden gekannt habe. Das ist doch schizophren.
Wenig später war Hans umgezogen, und sie fuhren in die Stadt, gingen in eins der besten Lokale, aßen, und Ingrid genoss es, ob ihrer Schönheit bewundert und von vielen Männern beobachtet zu werden.
Die Unterhaltung während des Essens war ziemlich einsilbig. Ingrid erzählte dann von einer Freundin deren Ehe. Aber beides interessierte Hans nicht, weil er die Freundin nicht besonders schätzte, nur als sehr oberflächlich kannte und der Mann ihn nicht interessierte. Während Ingrid erzählte, lehnte sich Hans im Stuhl zurück, und er wirkte so, als lausche er gebannt den Worten seiner Frau. In Wirklichkeit beobachtete er sie. Bei dieser Gelegenheit fiel ihm auf, dass er sie wohl die ganze letzte Zeit nicht mehr so intensiv angesehen hatte, wie dies jetzt der Fall war. Ihm fielen die dunklen Ringe unter den Augen auf. Er merkte, dass sie unter ihrem Makeup offensichtlich blass war. Das Rot auf ihren Lippen wirkte stärker aufgetragen, als er es sonst bei ihr kannte. Er beobachtete ihre Hände. Sie wirkten schmaler, feinnerviger als sonst. Vielleicht ist es auch Einbildung, dachte er. Da kam ihm der Gedanke. Als Ingrid mit der Geschichte fertig war, fragte er sie: „War das heute bei Kollege Timmel eine Routineuntersuchung oder ...“
„Das ist kein Gespräch bei Tisch“, erwiderte sie.
„Wir sind doch mit dem Essen fertig. Mein Gott, hast du irgendwelche Beschwerden?“
„Na ja, da ist schon was. Es tut manchmal weh. Er sagt, da wäre auch etwas, eine Kleinigkeit. Ich muss in den nächsten Tagen noch einmal hin - dass du auch jetzt davon anfangen musst!“
Sein Blick wurde noch kritischer. Und da sie ihn nicht ansah, fiel ihr auch nicht auf, wie er sie betrachtete. „Was sind das für Beschwerden?“, wollte er wissen.
„Ach, nun hör doch auf! Er wird es dir schon sagen. Du willst ihn ja ohnehin noch anrufen, oder nicht?“
„Doch, doch. Aber ich hielt es nicht für eilig. Der Anruf hat doch mit dir nichts zu tun, oder?“
„Das hatte ich anfangs aber gedacht, doch er sagte, er hätte vorige Woche immer wieder versucht, dich zu erreichen und hat dich nicht erreicht.“
„Ja, ich war viel unterwegs“, behauptete Hans, obgleich er ja wusste, dass er noch vor seiner Abfahrt mit Dr. Timmel gesprochen hatte. Also ist es doch ihretwegen, dachte er, und er war ein viel zu erfahrener Chirurg, um nicht zu wissen, welche Möglichkeiten da vorliegen konnten. Wenn ihn Timmel deswegen anrufen wollte ...
6
Heidi quälte sich mit ihrem kleinen Wagen durch den starken Stadtverkehr. Die Frankfurter Messe war wieder eröffnet worden, und nun kamen Autos aus allen Teilen Europas. Sie seufzte erleichtert, als sie dann endlich wieder in Höchst vor dem Haus anhielt, wo sie wohnte.
Bevor sie das Schiebedach schloss, blickte sie noch einmal hinauf zum nur leicht bewölkten blauen Himmel, an dem die Sonne stand. Es war jetzt kurz vor Mittag. Das schöne Wetter versprach zu halten.
Mit einem Ruck schloss sie das Dach, aber sie zögerte noch mit dem Aussteigen. Versonnen sah sie ein paar Schulkindern zu, die vom ersten Schultag nach den Ferien zurückkehrten. Und plötzlich musste sie wieder, wie schon so oft an diesem Morgen, an Hans denken, an diesen Abend vorgestern, der ihr vermutlich nie mehr aus dem Gedächtnis gehen würde.
Unsinn, schalt sie sich selbst. Ich muss ihn vergessen. Ich darf nicht daran denken. Wenn ich nur nicht mit nach Köln müsste! Aber vorerst wird Dieter allein fahren. Bis er eine Wohnung gefunden hat, das wird seine Zeit dauern. So bleibt mir noch eine Frist. Und wer weiß, so überlegte sie weiter, ob der Zufall Hans und mich wieder zusammenführt. Dabei möchte ich, dass er es tut. Ich möchte ihn wiedersehen. Aber als sie das schon dachte, steigerte sich die Angst, ein solches Zusammentreffen könnte in Bahnen führen, die sie womöglich nicht mehr unter Kontrolle hätte.
Kurz entschlossen stieg sie aus, nahm ihre Zeitschriften und ihre Einkaufstasche, dann ging sie zum Haus. Als sie mit dem Lift nach oben fuhr, dachte sie erleichtert daran, dass Dieter nicht da war. Er würde erst am Abend kommen, und morgen wollte er schon zu der ersten Dienstfahrt nach Köln starten.
Früher hatte sie solche Dienstfahrten von ihm immer gefürchtet, weil sie dann allein bleiben musste. Doch jetzt, das gab sie sich ehrlich zu, war sie froh darüber. Es berührte sie auch gar nicht, was er da von dieser Renate Friedländer zugegeben hatte. Vielleicht ist es wirklich harmlos gewesen, aber sie selbst hatte nicht den Mut, ihm von dem Vorfall mit Hans zu berichten.
Was ist denn schon passiert?, dachte sie. Im Grunde nichts. Wir haben uns geküsst.
Im Grunde nichts? Ich bin verrückt, dass ich so etwas denke. Alles ist passiert. Dieser Kuss ist mehr, als hätte ich mit irgendeinem beliebigen Mann geschlafen. Dieser Kuss hat mein ganzes Leben verändert. Ich werde wahnsinnig, weil ich die ganze Zeit an ihn denken muss, immer wieder und wieder.
Ihr Verstand sagte ihr, dass sie eines Tages nicht mehr an ihn denken würde.
Sie hatte sich ein kleines Zimmer ganz für sich eingerichtet. Dort machte sie ihre Entwürfe für Bühnenkostüme, aber auch für die moderne Modi. Eine Freundin von ihr betrieb ein sehr renommiertes Modeatelier in Frankfurt, und die hatte schon viele ihrer Entwürfe übernommen. Sie waren bei den Kundinnen auch sehr gut angekommen.
Doch zuerst beschloss sie, einen Blick in die Zeitschriften zu werfen. Es war so der einzige Luxus, den sie sich leistete, jede Woche einen ganzen Stoß von Zeitschriften. Und besonders am Vormittag, wenn Dieter in der Firma war, hatte sie Muße, sie sich anzusehen. Sie bereitete sich Kaffee, denn mit Rücksicht auf ihre Figur wollte sie mittags nicht warm essen. Während sie in den Zeitschriften blätterte, nippte sie dann und wann am Kaffee, rauchte eine Zigarette dazu und war wenigstens für eine ganze Zeit abgelenkt, dachte einmal nicht an Hans und diesen Schnitt in ihrem Leben vorgestern Abend.
Aber dann wurde sie ganz jäh an ihn erinnert. In der einen Zeitschrift waren Bilder und ein Bericht von einem Ärztekongress in München. Da wurde von einem Professor Edgar von HolsteDurlaff