Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung. Sandy Palmer
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„Er ist also jetzt im Werk“, sagte Heidi.
Marion Mauermann nickte. „Ich nehme es jedenfalls an. Mein Mann hat ihn mitgenommen.“
Heidi hatte den Schlüssel gefunden, schloss auf, und Marion Mauermann sagte: „Ich muss jetzt gehen, Elke aus dem Kinderhort holen. Wenn Wilfried nachher nach Hause kommt, muss das Essen auf dem Tisch stehen. In der Beziehung ist er altmodisch. Er könnte doch leicht in der Kantine essen. Aber lieber kommt er von sonst woher nach Hause.“
Heidi lächelte nur. Marion Mauermann nickte ihr zu und ging zur Treppe. Heidi wusste, dass Marion Mauermann um die schlanke Linie kämpfte und deshalb nie den Lift benutzte.
In der Wohnung roch es nach Parfüm. Es war ein eigenartiges Parfüm, was Heidi nicht kannte, ein süßlicher Duft, der ihr eigentlich zuwider war. Sie hatte ein solches Parfüm nie benutzt, und von Dieter wusste sie, dass er dergleichen bei sich selbst nie verwendete. Er konnte noch nicht einmal Rasierwasser leiden.
Eine Frau!, dachte Heidi sofort. Und der Gedanke erregte sie nicht einmal. Eigenartig, überlegte sie, vor ein paar Tagen noch wäre ich an die Decke gegangen, wenn ich so etwas gerochen hätte.
Im Wohnzimmer sah es unaufgeräumt aus. Im Schlafzimmer war Dieters Bett nicht gemacht. Der Teppich war verrutscht, etwas, das sie nicht ausstehen konnte. Auch der Kleiderschrank stand offen. Im Badezimmer lag schmutzige Wäsche zerknüllt in der Ecke.
Seufzend hob Heidi die Sachen auf, legte sie zusammen und fragte sich, wie es wohl aussehen würde, wenn sie noch länger wegbliebe. Diesmal waren es nur ein paar Tage gewesen.
Als sie die Küche betrat, zuckte sie erschrocken zurück. Schmutziges Geschirr stand überall aufgetürmt, wo sich eine freie Stelle anbot. Dieter, überlegte Heidi, schien überhaupt nicht aufgewaschen zu haben.
„Das ist ein Empfang!“, murmelte Heidi.
Sie ging zurück auf den Flur, um ihre Tasche zu holen. Da hörte sie, wie ein Schlüssel ins Schloss gesteckt wurde, und unmittelbar danach öffnete sich die Tür. Es war Dieter. Er blickte aber nicht in ihre Richtung, sondern sah zurück ins Treppenhaus und sagte gerade: „Also, Wilfried, dann bis morgen. Ich muss mal sehen, wann meine Frau endlich kommt. Sie hätte ja auch anrufen können.“ In diesem Augenblick trat er ein, schob die Tür hinter sich mit dem Fuß zu und entdeckte Heidi, die mit der Tasche in der Hand mitten im Flur stand.
„Da bist du ja!“, sagte er. Sie starrte ihn nur an. Sein blondes Haar wirkte zerzaust, die Krawatte saß schief, der Hemdkragen machte einen zerknautschten Eindruck. Die Wildlederjacke, das entdeckte Heidi sofort, hatte am linken Arm einen Fleck, und Dieters Schuhe waren ungeputzt, etwas, das sie nicht ausstehen konnte. Überhaupt machte er alles in allem einen ungepflegten Eindruck, der sie abstieß.
„Du kommst spät, aber du kommst“, sagte er. Er ging auf sie zu, breitete die Arme aus und meinte lachend: „Komm an meine Brust!“
Doch im Gegensatz zu sonst flog sie ihm nicht entgegen, sondern blieb stehen und sagte nur: „Die Autobahn war so verstopft, dass ich gestern nicht mehr weitergekommen bin. Dazu bin ich noch in den Graben gerutscht. Aber es ist alles gutgegangen. Nur ist es danach, als man mich endlich herausgezogen hat, so spät gewesen, dass ich in einem kleinen Dorf unweit der Autobahn übernachtet habe. Ja, und jetzt bin ich hier.“
Er blieb vor ihr stehen und blickte sie erwartungsvoll an. „Bekomm ich keinen Kuss?“
Jetzt, da er ihr so nahe stand, sah sie, dass er etwas unrasiert wirkte.
„Du hast ja einen Stoppelbart“, stellte sie entrüstet fest.
„Ach, weißt du, als du gestern nicht gekommen bist, da hatte ich hier noch ein paar Kollegen. Wir wollten alle auf dich warten, wollten dir gemeinsam eine Neuigkeit unterbreiten und danach mit dir zusammen feiern. Wir haben auch gefeiert. Aber du bist nicht gekommen, hast nicht einmal angerufen.“
„Ich habe versucht anzurufen. Es hat sich niemand gemeldet.“
Er sah sie zweifelnd an, ging auf das Telefon zu, das auf der Garderobe stand, hob den Hörer ab, hielt ihn ans Ohr und sagte: „Verdammt! Kein Ton drauf! Das Ding muss kaputt sein. Und du hast angerufen?"
„Ich habe es dreimal versucht von diesem kleinen Gasthof aus, wo ich übernachtet habe. Aber es hat sich niemand gemeldet bei dir. Jedenfalls wurde mir das gesagt.“
„Dann entschuldige bitte“, meinte er lächelnd.
Sie sah ihn prüfend an. Er war so alt wie sie. Sie beide kannten sich noch von der Schule her, waren im Gymnasium in dieselbe Klasse gegangen, hatten sich dann einige Jahre nicht mehr gesehen und durch einen Zufall auf einer Tanzveranstaltung wiedergetroffen. Von da an waren sie zusammengeblieben. Jetzt arbeitete er als Chemiker in den Farbwerken, und sie entwarf Kostüme für Opern und Schauspielaufführungen. Zu diesem Zweck war sie in Salzburg gewesen, wo sie für die jedermann Aufführung verschiedene Kostümentwürfe vorgelegt hatte.
„Wollen wir nicht hineingehen?“, fragte sie. „Nun stehen wir beide auf dem Korridor und ...“
„Du hast mir noch nicht mal einen Kuss gegeben“, sagte er.
„Du mir auch nicht“, meinte sie lächelnd, drehte sich um und ging ins Wohnzimmer. Irgendwie fürchtete sie sich vor seiner körperlichen Nähe. Ich bin verrückt, dachte sie. Wenn das so bleibt, muss er ja Verdacht schöpfen. Ich habe doch nichts Schlimmes getan. Ich habe mich so erfolgreich gegen meine eigenen Sehnsüchte zur Wehr gesetzt, überlegte sie weiter, dass ich gar kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte, und dennoch gebärde ich mich so feige, als hätte ich wunder was angestellt.
Er hatte sie mit zwei Schritten eingeholt, packte sie an der Schulter, wirbelte sie herum, hielt sie fest, und sie schrie leise auf, als sein Griff an ihren Oberarmen schmerzte.
„Du tust mir weh. Warum bist du so brutal?“
Er riss sie an sich, und sein Gesicht kam dem ihren ganz nahe. Sein Atem roch nach Alkohol.
„Du hast getrunken.“
„Ja, ich habe getrunken. Ich habe mich nach dir gesehnt. Ich wollte dir etwas sagen. Ich wollte dir mitteilen, was sich bei mir beruflich getan hat. Aber du bist nicht dagewesen.“
„Ich konnte doch nicht. Das habe ich dir erklärt“
„Und warum bist du jetzt so kratzbürstig?“, fragte er gereizt.
„Entschuldige bitte“, sagte sie und machte sich los. „Ich weiß nicht, ob du so etwas nicht siehst. Aber auf mich macht es einen verheerenden Eindruck, wenn ich nach Hause komme und es aussieht, als wäre in der Wohnung eine Schlacht geschlagen worden. Im Wohnzimmer geht es ja noch. Die Küche ist ein echter Schock, das Badezimmer eine Katastrophe und im Schlafzimmer ... Wenn du mir das alles an Arbeit aufgehoben hast, weil du meinst, ich hätte sonst nichts zu tun, dann bedanke ich mich für deine Zuneigung.“
„Mein Gott, ich wollte ja das alles noch machen, aber ich hatte ja Besuch. Das habe ich dir doch erklärt.