Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung. Sandy Palmer
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Warum sage ich das nur?, dachte er. Ich benehme mich wie ein Pennäler, der zum ersten Mal verliebt ist. Verliebt? Ein verrückter Gedanke.
Sie löste den Knoten des Frotteetuches, das sie um ihr Haar geschlungen hatte.
„Vielleicht ist es besser, wenn ich doch noch mein Haar trockne. Oder ist etwas dabei, das kalt werden könnte?“
„O nein, das nicht. Geben Sie her! Ich kann das auch tun.“ Er nahm ihr das Frotteetuch aus der Hand und begann ihr das Haar zu reiben. Sie legte den Kopf in den Nacken, damit es für ihn leichter wurde. Ihre Nähe ließ ihn nicht gleichgültig. Als sie das Haar mit einer schnellen Bewegung nach vorn warf, so dass ihr Nacken völlig frei lag, da war er versucht, sie an den Schultern zu fassen, an sich zu ziehen und ihren Nacken zu küssen.
Ich bin verrückt, dachte er. Ich bin nicht frei. Ich habe das noch nie getan. Neulich noch habe ich mich über einen Kollegen amüsiert, der vierzig Jahre alt ist wie ich selbst und sich eine Geliebte hält. Mit vierzig, habe ich gesagt, werden viele Männer verrückt. Und jetzt bin ich selbst dabei, über die Stränge zu treten.
Als ob sie seine Gedanken ahnte, wandte sie sich um, sah ihn an und fragte: „Was überlegen Sie?“
Er lächelte etwas verkrampft und sagte in gewollter Forsche: „Drehen Sie sich wieder um, wenn ich Ihr Haar abtrocknen soll!“ Er rieb weiter das Haar, und das Verlangen, sie in die Arme zu nehmen, sie zu küssen, wurde immer stärker in ihm.
Ich bin wirklich wahnsinnig. Ich darf das nicht tun! Ich habe kein Recht dazu!
Aber dann überkam es ihn doch. Er warf das Frotteetuch hinüber auf einen der Sessel, zog sie an den Schultern herum. Sie stand dicht vor ihm. Er sah sie an und meinte, in der Iris ihrer Augen bunte Lichter zu sehen. Als er sie küsste, geschah das wie unter einem Zwang. Sie wehrte sich nicht, im Gegenteil. Ihr Mund war leicht geöffnet, und sie schlang ihre Hände um seinen Nacken, als wollte sie sich an ihm festhalten oder fürchtete, er könnte von ihr weglaufen.
Dann aber machte sie sich von ihm los, sah ihn ernst an und sagte mit ein wenig heiserer Stimme: „Wir haben beide dazu kein Recht, nicht wahr? Sie nicht und ich nicht.“
„Sprich nicht!“, sagte er und zog sie erneut in die Arme. Es war, als wäre er gar nicht mehr Herr seiner selbst, als geschähe all das, was er tat, wie durch eine höhere Kraft. Und auch sie war nicht imstande, der Versuchung Widerstand zu leisten. Und doch war sie es wieder, die sich von ihm lösen konnte, sich frei machte und einen Schritt zurücktrat, ihn ernst ansah und sagte: „Wir tun es nicht wieder, nicht wahr?“
„Das Leben ist kurz. Ich habe noch nie einen Menschen so geküsst wie dich.“
Brüsk drehte sie sich um, wandte ihm den Rücken zu und senkte den Kopf. „Es war aber unrecht. Du bist ebenfalls verheiratet, nicht wahr? Und ich bin es auch.“
Es traf ihn wie ein Schlag, als er das hörte. Sie ist verheiratet, dachte er entsetzt. Aber zugleich schalt er sich einen Narren, davon überrascht zu sein. Ich bin es ja selbst. Warum wundert es mich bei ihr? Natürlich kann sie verheiratet sein. Sie ist kein Kind mehr.
Er wischte sich mit der Hand über die Stirn und sagte mit fast tonlos klingender Stimme: „Wollen wir essen gehen?"
Sie fuhr herum, blickte ihn an, erst überrascht, fast ein wenig verärgert, aber dann amüsiert und sie lachte. „Natürlich. Vielleicht hast du recht. Essen wir etwas. Glaubst du, dass uns dabei der rettende Einfall kommt?“
„Welch rettender Einfall?“, fragte er.
„Wie es mit uns weitergehen wird. Die Sache hat nämlich einen Haken.“ Sie kam auf ihn zu, tippte ihm mit dem rechten Zeigefinger vor die Brust, sah dann lächelnd zu ihm auf, wurde aber schlagartig ernst und fuhr fort: „Ich habe dich gesehen, richtig gesehen, als wir beide mit dem Herausschleppen des Wagens fertig waren. Und da hat es mich wie von einem Blitz durchfahren. Ich hätte nie geglaubt, dass es so was gibt. Aber nun weiß ich, dass so etwas keine Utopie ist.“
„Was heißt das zusammengefasst?“, fragte er ein wenig ironisch.
Ohne auf die Ironie einzugehen, erklärte sie: „Das heißt, dass ich dich liebe. Ich liebe einen Menschen, den ich noch nicht einmal mit Namen kenne. Es ist vielleicht besser, wenn ich diesen Namen nie kennenlerne. Trotzdem möchte ich dich irgendwie anreden. Nenn mir deinen Vornamen! Und nenn du mich Heidi!“
„Heidi klingt schön. Ich heiße Hans.“
2
Beim Essen in seinem Zimmer saßen sie sich gegenüber. Er spürte, dass sie ihn beobachtete, und ertappte sich selbst dabei, dass er sie prüfend ansah.
Als sie gegessen hatte, nippte sie von dem Rotwein, den ihnen die Wirtin im Krug heraufgeschickt hatte. Über das Glas hinweg blickte sie ihn an. Jetzt, wo ihr Haar trocken war, lag es duftig und leicht geschwungen bis zu den Schultern herab.
Sie setzte das Glas ab und sagte: „Ich habe Angst.“
„Angst? Wovor?“, fragte er.
„Es ist bei mir nicht Gewohnheit, mich von Menschen küssen zu lassen, die mir so gut wie fremd sind.“ Sie senkte den Blick, starrte auf die Tischkante und spielte mit den Fingern am Saum der Tischdecke.
„Mir geht es genauso“, erwiderte er. „Es war das erste Mal, seit ich ...“
„Du brauchst dich nicht zu genieren. Sag es ruhig! Seit du verheiratet bist, nicht wahr?“
Er nickte.
„Bei mir ist es genauso.“ Sie hob den Kopf, sah ihn an, und ihr Blick war fest auf ihn gerichtet. „Eigenartig. Ich kenne dich nicht und doch meine ich dich zu kennen. Als ich dich sah, da hatte ich das Gefühl, wir beide wären schon Tausende Male zusammengetroffen.“
„Mir ist es genauso gegangen." Er nickte, fuhr sich gedankenverloren mit der Rechten durch das Haar und fügte hinzu: „Schon, als du vor meinem Wagen aufgetaucht bist und ich dein Gesicht sehen konnte, da hatte ich auf einmal das Gefühl, dass unsere Begegnung schicksalhaft ist. Das klingt unheimlich kitschig, aber es ist wahr. Ich kann nur sagen, was ich wirklich empfunden habe.“
Sie stand auf, ging um den Tisch herum und blieb vor ihm stehen. Lächelnd schaute sie auf ihn herab und strich ihm mit den Fingern ihrer rechten Hand zärtlich durchs Haar, ließ ihre Fingerspitzen über seine Schläfe gleiten, fuhr weiter bis zum Kinn und sah ihn nur immerfort an. „Wir sollten die Zeit nicht vergeuden, aber wir dürfen nicht tun, was wir beide tun möchten. Du musst