Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung. Sandy Palmer

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Lese-Paket 1 für den Strand: Romane und Erzählungen zur Unterhaltung: 1000 Seiten Liebe, Schicksal, Humor, Spannung - Sandy Palmer

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wandte sich ab, ging zum Fenster hin, wo der Vorhang zugezogen war, öffnete ihn um einen kleinen Spalt und versuchte etwas von dem zu erkennen, was da draußen lag. Aber da war es dunkel. Die Felder und das Getreide, was noch auf ihnen stand, konnte sie nur ahnen.

      „Du wünschst es dir so sehr, wie ich es mir wünsche. Gib es doch zu!“

      Ohne sich umzudrehen, sagte sie gegen die Scheibe: „Ja, ich gebe es zu. Ich kann nicht lügen. Aber ich könnte auch nicht tun, wonach mir zumute ist.“

      „Wir sind keine Kinder mehr. Wir haben uns gesucht und gefunden. Irgendwie sind wir füreinander bestimmt“, erklärte er.

      Sie presste ihre heiße Stirn gegen die kühle Scheibe. „Wir dürfen uns nichts vormachen. Wir sind beide gebunden. Das, was wir tun möchten, dazu haben wir kein Recht.“ Sie drehte sich abrupt um, stützte die Hände aufs Fensterbrett und sah ihn voll an. Ihr Haar war durch die rasche Bewegung auf die linke Schulter gefallen, und so veränderte sich etwas ihr Aussehen. Das Aparte ihres Antlitzes kam noch mehr zur Geltung. Ihre schlanke Gestalt übte einen so verführerischen Reiz auf Dr. Berring aus, dass er nicht anders konnte, als aufzustehen und auf sie zuzugehen. Sie streckte abwehrend die Hände vor, schüttelte den Kopf und sagte: „Bitte, Hans, versuche es nicht! Ich will es nicht tun.“

      „Aber du möchtest es tun“, begehrte er auf.

      Sie nickte. „Ich habe es ja zugegeben. Aber müssen wir es dennoch ausnutzen?“ Sie senkte den Blick und sagte, ohne ihn anzusehen: „Ich könnte ihm nie wieder in die Augen blicken. Könntest du das denn bei deiner Frau?“ Jetzt hob sie den Kopf, blickte ihn forschend an.

      Er biss sich auf die Lippen. „Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.“ Er drehte sich um, ging wieder auf den Tisch zu, hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und sagte, während er auf und ab ging: „Wahrscheinlich hast du recht. Und trotzdem könnte es uns einmal leid tun.“ Er blieb stehen und sah sie an. „Aber eins musst du mir versprechen: Wir müssen uns wiedersehen! Hörst du! Versprich es! Wir müssen uns noch öfter wiedersehen und ...“ Er sah sie verzehrend an. In diesem Augenblick war er fest dazu entschlossen, alles über Bord zu werfen, was gewesen war. Wir sind uns begegnet, dachte er, als hätte es so sein müssen. Es ist die große Liebe. Ich habe für Ingrid zu keiner Zeit nur halb so empfunden wie für Heidi. Heidi ... wie mag sie noch heißen? Ein Frankfurter Kennzeichen und ihren Vornamen, das ist alles, was ich über ihre Herkunft weiß, oder besser gesagt, was ich alles nicht weiß.

      Sie hatte sich eine Zigarette angezündet, blies den Rauch aus und sah ihn mit einem rätselhaften Lächeln an. Er starrte auf die Glut ihrer Zigarette. Sein Blick streifte ab zu ihren Augen, unergründliche Augen, und doch zog es ihn so sehr an. Alles an ihr zog ihn an, war begehrenswert für ihn.

      „Liebe ist eine Kraft“, sagte Heidi und warf mit einer Kopfbewegung ihre Locken nach hinten, „eine Kraft, die zum Himmlischen erheben kann, aber die ebenfalls imstande ist, alles zu zerstören. Es liegt viel an uns, was wir daraus machen. Ich habe Angst, dass wir etwas zerschlagen, was wir beide nie mehr aufbauen könnten.“

      „Was willst du damit sagen?“, fragte er. Er streckte ihr die Hand entgegen, wollte sie berühren, musste ganz einfach Kontakt zu ihr haben. Sie ließ es zu, dass seine Hand ihren Arm umschloss, und sie fuhr fort: „Wir brauchen Zeit. Wir haben diese Zeit nötig, um uns über alles klarzuwerden. Es ist nicht so leicht.“

      „Warum reden wir nur? Wir zerschneiden mit Worten das, was so schön sein kann. Wir verstümmeln uns mit unserem Gerede, zerstückeln unsere Liebe.“ Er ging auf sie zu, riss sie in die Arme, und sie ließ es geschehen. Doch als er sie küssen wollte, wandte sie den Kopf zur Seite. Er spürte, wie sie zitterte. Ihr ganzer Körper schien zu beben.

      „Bitte, lass mich! Lass mich los! Bitte, bitte! Ich flehe dich an! Ich ...“

      Er gab sie frei, stand mit hängenden Armen vor ihr und sah sie ernüchtert an. Sie erwiderte seinen Blick und sagte leise: „Es ist Wahnsinn. Ich habe nicht die Kraft, dir zu widerstehen. Du solltest das nicht ausnutzen. Wenn es einmal soweit ist, wenn wir uns nicht mehr beherrschen können, dann werden wir vielleicht in dieser Nacht sehr glücklich sein. Ich bin sicher, dass wir es sind. Aber es gibt auch ein Morgen.“

      Verzweifelt erwiderte er: „Dann müssen wir eben dieses Morgen so regeln, dass es in unsere Welt passt.“

      Sie schüttelte den Kopf, trat einen Schritt zurück und sagte: „Es ist spät.“ Sie zog an ihrer Zigarette, und die Glut leuchtete, dass sie Dr. Berring an eine Signallampe erinnerte, an ein rotes Licht, das ihm Halt gebot.

      „Wir sollten zu Bett gehen“, erklärte Heidi. „Wir sollten sehr vernünftig sein.“

      „Mein Gott“, sagte er und ballte die Hände zu Fäusten, schüttelte sie und wiederholte: „Mein Gott, das kann es doch nicht gewesen sein! Heidi, wir zwei haben uns hier getroffen. Wir beide empfinden ungeheuer viel füreinander. Ich für mein Teil habe noch nie für eine Frau so empfunden wie für dich.“

      „Du kennst mich gar nicht. Woher willst du dir dieses Urteil schon bilden?“

      „Über das, was ich jetzt sage, hätte ich noch vor Tagen herzlich gelacht, abfällig gelacht, verächtlich gelacht. Und ich sage es dennoch, dass man es fühlt, ja, dass man es fühlt. Ich habe so etwas nie für möglich gehalten. Aber es ist eine Tatsache. Ich habe gefühlt, dass du der Mensch bist, auf den ich mein ganzes Leben lang gewartet habe.“

      Sie wandte sich ab. „Leider muss ich dir recht geben. Mir ist es genauso ergangen wie dir. Und trotzdem ...“ Sie warf den Kopf in den Nacken und sah ihn entschlossen an. „Ja, trotzdem müssen wir stark sein, müssen wir die Kraft aufbringen, uns gegen das zu wehren, wonach unsere Körper verlangen.“

      „Aber das ist doch kindisch! Hör mal!“ Er kam auf sie zu, streckte die Hände nach ihr aus, aber sie wich zurück. „Bitte, lass es! Ich möchte zu Bett gehen. Ich bin müde, und morgen ist auch noch ein Tag. Ein Tag, an dem womöglich die Reue käme.“

      Er ging auf sie zu, wollte sie küssen, wollte sie nur einmal in die Arme reißen, an sich pressen, die Nähe ihres Körpers spüren, aber sie entzog sich ihm, wehrte ab, verweigerte sogar den Kuss. Aus tränengefüllten Augen sah sie ihn an. Mit gepresster Stimme sagte sie: „Ich kann nicht. Ich kann das auch nicht. Bitte, lass mich jetzt gehen! Ich habe nicht mehr die Kraft. Ich schaffe es einfach nicht mehr. Versteh mich doch! Ich will es so wie du. Aber wir dürfen es nicht tun! Was uns morgen erwartet, ist entsetzlich. Wir müssen diesen Menschen gegenübertreten können, die zu Hause auf uns warten, oder nicht?“

      „Dann sag mir deinen Namen! Sag mir deine Adresse! Ich muss dich wiedersehen.“

      „Morgen, morgen, Hans, bitte!“

      Er nickte nur, resignierte und hoffte auf das Morgen. Sie nickte ihm mit einem traurigen Lächeln zu, dann war sie draußen. Er raufte sich die Haare, lief im Zimmer auf und ab, stand dann am Fenster, starrte ebenso hinaus, wie sie es getan hatte, sah aber nur vor der Scheibe das eigene Spiegelbild, denn draußen war schwarze Nacht.

      Die Feuerwehrkapelle hatte aufgehört zu spielen. Irgendwo im Haus ertönte ein Lachen, Geschirr klirrte. Leute unterhielten sich. Doch allmählich wurde es leiser, und schließlich war es ganz ruhig.

      Dr. Berring legte sich auch ins Bett. Mit dem Gedanken, dass er morgen mehr wissen werde, schlief er ein. Aber der Morgen brachte die Enttäuschung, eine furchtbare Ernüchterung, fast einen Schreck für ihn. Denn als er erwacht war und lauschte, hörte er vom Nebenzimmer keine Geräusche.

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