HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! 55 fantastische Reiseziele in Deutschland. Jens van Rooij
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Schlossinsel 1, 24837 Schleswig, Apr.–Okt. Mo–Fr 10–17, Sa/So 10–18, Nov.–März Di–Fr 10–16, Sa/So 10–17 Uhr, www.schloss-gottorf.de
HAITHABU
Die Zeit der Wikinger lebt im Freiluftmuseum Haithabu wieder auf. Vom 8. Jh. bis zur Zerstörung 1066 war die stadtähnliche Siedlung einer der bedeutendsten nordeuropäischen Handelsorte. Sie lag zunächst im Grenzgebiet zum Fränkischen, später zum deutsch-römischen Reich. Heute gibt es hier u.a. ein großes Wikingerschiff und mit archäologischen Funden des Frühmittelalters ausgestattete Häuser zu bestaunen. Nach umfangreicher Renovierung erstrahlt die Anlage in neuem Glanz.
Am Haddebyer Noor 5, 24866 Busdorf, Apr.–Okt. tgl. 9–17 Uhr, www.schloss-gottorf.de/haithabu
HUSUM
Husums Tidehafen zeugt vom nahen Wattenmeer. Sehenswert sind Historisches Rathaus (1601), Marktplatz und hübsche Patrizierhäuser. In der lauschigen Wasserreihe liegt das Theodor-Storm-Haus, worin der Autor des »Schimmelreiter« 1866 bis 1880 wohnte. Schifffahrtsmuseum und Nordfriesland Museum lohnen den Besuch. Im Husumer Schloss, dessen Park zur Krokusblüte imponiert, wurde 1871 die Schriftstellerin Fanny zu Reventlow geboren, die um 1900 die Münchner Bohème scharfzüngig aufmischte.
Tourist Info: Großstr. 27, 25813 Husum, Tel. 048 41/898 70, Mo–Fr 9–17, Sa 10–16 Uhr, www.husum-tourismus.de
BÜSUM
Seit dem 19. Jh. ein Seebad, bietet Büsum Nordsee pur: Watt, Salzluft, Möwen und einen Bilderbuchleuchtturm. Gezeitenunabhängig ist der Hafen für Krabbenkutter, Yachten und täglich zwei Schiffe nach Helgoland (April–Nov.). Bei Schlechtwetter lockt ein Meerwasserwellenbad. Für laue Nächte mit Nordseerauschen unterm Sternenhimmel gibt es Schlafstrandkörbe in den Sanddünen der Lagune Perlebucht.
Tourist Info: Südstrand 11, 25761 Büsum, Tel. 048 34/90 91 14, Mo–Fr 8–17, Sa/So 10–16 Uhr, www.buesum.de
SCHLEUSE BRUNSBÜTTEL
Die vier Brunsbütteler Schleusen markieren die westliche Ein- und Ausfahrt des Nord-Ostsee-Kanals. 2020 soll eine dringend benötigte fünfte Schleusenkammer eröffnet werden, die bis dahin Deutschlands größte Wasserbaustelle ist. Über Technik und Geschichte des viel befahrenen Kanals informiert vor Ort das Schleusenmuseum Atrium ausführlich.
Gustav-Meyer-Platz 2, 25541 Brunsbüttel, Tel. 048 52/39 11 86, Mitte März–31. Okt. tgl. 10.30–17 Uhr, www.brunsbuettel.de
Traditionelle Keramikproduktion, Japan 35° 54‘ 13“ Nord / 136° 10‘ 08“ Ost
54° 11‘ 25“ NORD / 10° 59‘ 10“ OST
»DAS WAR FAST WIE IN EINEM KUNG-FU-FILM«, erinnert sich Jan Kollwitz, Urenkel der Bildhauerin Käthe Kollwitz, und erzählt, wie er sich einst im Herzen Japans, umgeben von den oft nebelverhangenen Bergen der Präfektur Fukui, auf den steinigen Pfad der Erleuchtung begab.
Als der damals 25-Jährige zum ersten Mal bei Yutaka Nakamura vorsprach, verspürte der exzentrische Altmeister aus Echizen keine große Lust, den Fremden unter seine Fittiche zu nehmen. Einen Lehrling? Noch dazu aus Deutschland? Doch Kollwitz ließ nicht locker und fand sich im Sommer 1986 tatsächlich in Nakamuras Keramikwerkstatt wieder. Dass sein neuer Schüler das Töpferhandwerk bereits von der Pike auf im Schwarzwald gelernt hatte, beeindruckte den Mentor nicht sonderlich. So musste Kollwitz zunächst wochenlang von morgens bis abends Ton kneten, bis er endlich seinen allerersten Teebecher drehen durfte. Und heute? Ist Jan Kollwitz selbst Meister seines Fachs. Seit über 30 Jahren fertigt er im ostholsteinischen Cismar japanische Teeschalen, Vasen, Tiegel und Töpfe, die so elegant und gleichzeitig urwüchsig wirken, als hätte er sie von einem exotischen Baum gepflückt. Herzstück im Produktionsprozess ist ein traditioneller, hierzulande einzigartiger Anagama-Ofen, den ein japanischer Baumeister 1988 auf dem Werkstattgelände des Künstlers errichtete. Vier Tage und Nächte dauert es, bis die archaische Feuerkammer rund 1350 Grad erreicht und es zur gewünschten Entfesselung der Elemente kommt: Glut und Aschepartikel wirbeln durch den Ofen und verschmelzen mit dem Ton zu einer tropfenden, natürlichen Glasur, die später in reizvoll unregelmäßigen, oft klecksenden Farbverläufen auf der Keramik leuchtet. Bestaunen kann man diese besondere Kunst in Jan Kollwitz’ Galerieräumen, nur einen Steinwurf von der Ostseeküste entfernt. Ob der Meister eines Tages selbst einen Lehrling bei sich aufnimmt – vielleicht sogar aus dem fernen Japan?
Um im Anagama-Ofen die notwendige Temperatur von rund 1350 Grad zu erreichen, muss Jan Kollwitz vier Tage und Nächte lang Holzscheite nachlegen – und das im Dreiminutentakt! Damit er während dieser Zeit auch hin und wieder schlafen kann, unterstützt ihn dabei ein Assistent.
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