Die Stunde der Revolverschwinger: Wichita Western Sammelband 7 Romane. Pete Hackett
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„Ich sage kein Wort!“, krächzte der weißhaarige Mann. „Ich rühre mich überhaupt nicht vom Fleck.“ Voll Todesangst schaute er von einem zum anderen. „Ich schwöre es euch!“
Forster verzog das Gesicht. Dann schlug er zu. Als der alte Mann nach vorn kippte, versetzte ihm auch Hackett einen Hieb mit dem Colt. Sie fingen den Bewusstlosen auf und ließen ihn zu Boden gleiten.
„So, und jetzt nichts wie weg von hier, Pinky!“, grinste Hackett.
Forster warf noch einen Blick auf Hacketts prallgefüllte Jackentaschen, dann ging er zur Tür. Hackett stieg über den Oldtimer hinweg und folgte ihm.
Sie traten hinaus in den Flur, lauschten und gingen zur Treppe. Dort warteten sie abermals. Doch nicht einmal der Hauch von einem Luftzug schien durch das Haus zu streifen. Sie nickten sich zu und stiegen vorsichtig, und ohne das geringste Geräusch zu verursachen, die Stufen hinab, durchquerten rasch die Halle und liefen auf die Straße hinaus. Draußen sahen sie sich noch einmal um, stiegen dann gelassen auf die Pferde und ritten langsam weg.
„Wache ich, oder träume ich?“, grinste Hackett, als sie die letzten Mexikanerhütten von Tucson passiert hatten und der Straße folgten. „Ich habe die Taschen voller Geld, und dabei ist überhaupt nichts passiert, Pinky!“
Forster lachte und fasste sich an den Kopf. „Aber jetzt sollten wir den Pferden die Sporen geben, Pinky! Der Alte wird in dem Zimmer nicht lange träumen. Wir bleiben am besten auf der Straße. Da werden sie es schwer haben, unseren Spuren zu folgen.“
„Führt die Straße nicht zu weit nach Süden?“, meinte Hackett.
„Ja!“, erwiderte Forster. „Aber die Marek-Ranch dürfte gut und gern noch zwei Tagesritte von hier entfernt sein. Wenn wir morgen früh einschwenken, müssten wir genau auf den richtigen Weg kommen.“
Sie brachten die Pferde in Galopp und jagten auf dem staubigen Band der alten Poststraße südwärts, bis sie Tucson nicht mehr sehen konnten. Sie ließen die Pferde bald wieder im Schritt gehen, hielten sie aber scharf in Gang.
Nach zwei Stunden sahen sie plötzlich eine Ranch. Forster hielt sofort an. Auch Hackett straffte die Zügel.
„Die Straße führt genau zu dem Anwesen“, meinte Forster verblüfft.
Hackett grinste. „Das muss doch nicht heißen, dass wir wie die Hammel in den Stall dort hineinreiten müssen.“
„Nein!“, brummte Forster. „Aber könnte das nicht schon die Marek-Ranch sein?“
Hackett verzog das Gesicht und stützte sich auf das Sattelhorn.
Forster brachte das Pferd wieder in Gang. „Weißt du, was das für uns hieße, Pinky? Hier können wir unmöglich bleiben!“
„Ach was!“, rief Hackett und schloss zu ihm auf. „Wenn ich meiner Mutter die frischen Pfannkuchen vom Herd geklaut habe, war mein sicherster Platz unter dem Tisch neben dem Ofen. Da konnte ich sogar weiterstehlen, während sie mich im Hof und in der Scheune suchte.“
„In Tucson sitzt ein US-Marshal, Pinky!“, knurrte Forster verdrossen. „Wenn der die Sache in die Hand nimmt, wird er kaum wie deine gute alte Mutter reagieren. Verlass dich darauf!“
Die Straße führte auf eine Brücke zu. Forster schwenkte dort prompt ein.
„Willst du die Leute vielleicht fragen, ob sie die Mareks sind?“, fragte Hackett finster.
„So dusslig werde ich mich schon nicht anstellen“, versetzte Forster.
Als die Hufe der Pferde auf die Brückenbohlen donnerten, kam ein Cowboy aus dem Pferdestall gelaufen. Er hielt eine Mistgabel in den Fäusten. Er war klein und untersetzt und hatte ein schiefes Gesicht.
„Hallo, Nachbar!“, begrüßte Forster den Cowboy, als sie bei ihm hielten und von den Pferden stiegen. „Dein Job scheint dir aber keine besondere Freude zu bereiten“, sagte er, auf die Mistgabel und das schiefe Gesicht des Cowboys anspielend.
Der Cowboy winkte resignierend ab und feuerte die Mistgabel in den Stall hinein. „Reden wir nicht von meinem Job, sonst muss ich gleich kotzen. Seid ihr auf der Durchreise, Jungs? Kann ich euch nützlich sein?“
Die beiden grinsten. Forster nahm den Hut ab und fächelte sich Kühlung zu. „Ein verdammt heißer Tag heute. Unsere Pferde hätten Wasser nötig.“
„Natürlich!“, griente der Cowboy verschmitzt. „Das habe ich euch doch angesehen. Noch eine Stunde Sonnenschein, und ihr beiden seht auch wie vertrocknete Zitronen aus. — Kommt zum Brunnen. Ich hieve euch den Kübel hoch. Wohin geht die Reise?“
„Nach Süden!“, sagte Hackett, während sie, die Pferde am Zügel, mit ihm zum Brunnen liefen. „Sonero oder Sonora oder wie das Nest heißt.“
„Ach! Sonoita!“, rief der Cowboy. „Drüben in Mexiko.“
„Genau!“, nickte Forster.
Der Cowboy trat an die Winde, ließ den Kübel hinabsausen und drehte ihn wieder herauf. „Na, das ist aber noch ein Stück, Jungs! Da deckt euch mal mit Wasser ein.“
„Wieso?“, fragte Forster und gab sich verwundert. „Wir haben die Absicht, westwärts zu reiten. Es soll da Anwesen geben, auf denen sich unsereins immer versorgen kann.“
Der Cowboy lachte und hob den Eimer vom Haken. „Das wäre mal etwas Neues. Nein, Jungs! Wir hier, die Circle C-Ranch, wir sind der letzte Fetzen Zivilisation vor der Wüste. Deshalb bläst die uns auch ständig ihren Dreck ins Gesicht. Tagaus und tagein.“
„Ihr habt keine Nachbarn?“, meinte Hackett, während er ihm den Eimer abnahm und vor sein Pferd stellte.
„Oha!“, meinte der Cowboy. „Im Norden haben wir die Mareks. Na, und dann die Stadt. Ihr habt wohl in Tucson nicht Station gemacht, he? Da ist euch aber etwas entgangen. In Rip O’Hagans Laden gibt es ein feines Bier.“
Forster wischte sich den Mund. „Mach mich nicht wild, Amigo!“, lachte er. „Da seid ihr wohl alle mehr in Tucson als auf der Ranch zu finden?“
Der Cowboy seufzte. „Bevor man hier mal weg kann, da schmeißt man eher siebenmal hintereinander drei Sechser.“
„Na, dann wünsch’ ich dir Glück, Amigo!“, grinste Forster.
„Danke!“, versetzte der Cowboy trocken.
Sie sprachen noch über belanglose Dinge, bis sich die Pferde satt getrunken hatten. Hackett und Forster verabschiedeten sich danach und ritten nach Westen weiter.
„Die Marek-Ranch im Norden!“, meinte Hackett, als sie außer Hörweite waren. „Verdammt, Pinky! Wir können doch nicht so nah bei Tucson unterkriechen wollen.“
„Denk an deine Mutter!“, erwiderte Forster gelassen.
Sie ritten über den ersten Höhenrücken hinweg und schlugen in seinem Schutz den Weg nach Norden ein. Eine Stunde später waren sie schon am Ziel.
Die Marek-Ranch lag in einem kleinen