Roter Mond. Miranda Gray

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Roter Mond - Miranda Gray

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Frauen leiden während ihrer Menstruation sowohl mental wie auch physisch, und meist bekämpfen die angebotenen Hilfsmittel nur die Symptome. An der zugrunde liegenden Ursache, nämlich an ihrem Frausein, kann ganz offensichtlich nichts geändert werden. Zwar wird in unserer Gesellschaft allmählich die Existenz des prämenstruellen Syndroms akzeptiert, aber in seinen Auswirkungen wird es nach wie vor als negativ und destruktiv bewertet. Wir Frauen mussten sehr hart darum kämpfen, dass die Gesellschaft, Medizin und Jurisprudenz die Tatsache anerkennt, dass Frauen einen mit ihrer Menstruation zusammenhängenden veränderten Bewusstseinszustand durchmachen, es aber keine Strukturen oder Traditionen mehr gibt, die ihnen helfen, diesen Bewusstseinszustand in positiver Weise zu verstehen und zu nutzen.

      Menstruell aktive Frauen sind von Natur aus einem Zyklus unterworfen, doch angesichts einer in Bezug auf Zeit und Ereignisse linear denkenden Gesellschaft fällt es uns oft schwer, uns diese Tatsache klarzumachen und in unserem Leben nutzbringend anzuwenden. Selbst wenn wir unsere Menstruationstage in einem Tagebuch oder Kalender vermerken, begreifen wir sie häufig nur mit Mühe als zyklisches Ereignis und sehen darin eher ein sich wiederholendes lineares Muster. Im Kapitel »Begegnung mit dem Mond« werden wir den Gebrauch einer Mond-Chronik erläutern, eine Methode, alle diesbezüglichen Informationen zu notieren und auf eine neue Weise zu betrachten. Wenn wir Frauen zu einem Bewusstsein darüber gelangen, dass wir während unseres menstruell aktiven Lebens zyklische Wesen sind, begreifen wir uns allmählich auch als Teil der größeren Rhythmen des Universums, akzeptieren unser wahres Wesen besser und finden zu mehr Harmonie in unserem Leben.

       Das Menstruationstabu

      Die Macht der Menstruation wurde in vergangenen Kulturen anerkannt und respektiert, und das ist in einigen wenigen Gesellschaften auch heute noch so. Doch die von den Frauen eingeführten Praktiken, die ihnen halfen, mit diesen starken und kreativen Energien umzugehen, wurden von den patriarchalischen Gesellschaften, die diese Macht als für Männer gefährlich ansahen, weitgehend in Misskredit gebracht. Und so wurde aus der Menstruation, die ehedem als heilig und sakrosankt galt, etwas Unreines und Verschmutzendes. Von nun an betrachtete man die menstruierende Frau als wandelnde Quelle destruktiver Energien, mit deren Weiblichkeit sich eine ungeheure magische Macht verband, die nur auf eine Weise im Zaum gehalten werden konnte, nämlich indem man sie vollständig vom Gemeinschaftsleben ausschloss. Man glaubte, dass sie mit dieser ungezügelten Magie alles kontaminierte, mit dem sie in Berührung kam, und dass sie vor allem für Männer, ihre Lebensweise, ihr Hab und Gut und ihr Vieh gefährlich war.

      So wurden Frauen oft beim ersten Anzeichen der Blutung von der Gemeinschaft abgesondert. In vielen Kulturen lebten sie für diese Zeit in einer abseits vom Dorf gelegenen Hütte, die speziell zu diesem Zweck für alle Frauen des Stammes reserviert war. Die menstruierenden Frauen durften keine Gegenstände des Alltagslebens berühren und alles, was sie berührten, war »kontaminiert« und musste zerstört werden. Und vor allem durften die menstruierenden Frauen nichts berühren, was einem Mann gehörte. Man glaubte, dass sie mit ihrer Macht den Tod eines Mannes verursachen oder den Verlust seiner Jagdfähigkeiten bewirken konnten. In manchen Gesellschaften wurde die Verletzung dieses Tabus mit dem Tod bestraft. Die menstruierenden Frauen durften zwar von anderen Frauen besucht werden, die Männer aber durften sie nicht sehen, noch war es den Frauen erlaubt, die Männer anzusehen.

      Die menstruierende Frau war nicht nur in ihrer Bewegungsfreiheit, in dem, was sie berühren und wen sie sehen, sondern häufig auch in dem, was sie essen durfte, Restriktionen unterworfen. In manchen Fällen war es ihr verboten, Fleisch zu essen oder Milch zu trinken, weil sonst die Jagd schlecht ausfallen oder die Milch der Kühe versiegen konnte. Die menstruierende Frau galt als so unrein, dass sie sozusagen die Natur verletzte und die natürliche Ordnung der Dinge veränderte.

      Als die für die Gemeinschaft »gefährlichste« Zeit galt die des Einsetzens der ersten Periode. Dann wurde das betreffende Mädchen oft noch extremeren Beschränkungen unterworfen, als sie den erwachsenen Frauen auferlegt wurden. Es konnte passieren, dass es sieben Jahre lang in einen kleinen Käfig gesperrt wurde und in dieser ganzen Zeit niemals draußen herumlaufen oder die Sonne sehen durfte.

      Menstruationstabus sind keineswegs auf primitive Gesellschaften oder auf die Vergangenheit beschränkt. In vielen Regionen ist die menstruierende Frau auch heute noch mentalen und physischen Einschränkungen unterworfen. Im Islam darf eine menstruierende Frau noch heute keine Moschee betreten; in der Vergangenheit wurde die Übertretung dieses Verbots mit dem Tod bestraft. In manchen christlichen Kulturen steht die Menstruation für die Erbsünde Evas, eine Sünde, mit der jedes Mädchen geboren wird. Christliche Frauen gelten als ewig mit dieser Sünde beladen und müssen ständig dafür büßen, wenn sie jemals in den Himmel kommen wollen. Das stellt sicher, dass Frauen niemals heilig genug sind, um im religiösen Leben eine aktive Rolle zu übernehmen.

      Frauen müssen sich darüber klar werden, dass die Einstellung zur Menstruation in einem außerordentlich starken Maß von der Geschichte ihrer Kultur und Gesellschaft geprägt wurde und wird. Und haben sie dies erst einmal erkannt, können sie auch diese gesellschaftliche Konditionierung durchbrechen, die Menstruation in einem neuen Licht betrachten und herausfinden, was diese für sie unabhängig von den Ansichten irgendwelcher anderer Personen oder Gruppen bedeutet.

      

Die menstruellen Energien

      In diesem Buch wird der Begriff »menstruell« zur Kennzeichnung aller Dinge verwendet, die mit dem gesamten Monatszyklus und nicht nur mit der Zeit der Regelblutung in Zusammenhang stehen. Die mit dem menstruellen Zyklus verbundenen kreativen Energien weisen unterschiedliche Orientierungen und Aspekte auf und sind mit dem Zyklus der Gebärmutter beziehungsweise der weiblichen Fortpflanzungsorgane verknüpft. Wenn das durch den Eisprung freigesetzte Ei befruchtet wird, drücken sich diese Energien in der Formierung neuen Lebens aus. Bleibt das Ei unbefruchtet, nehmen sie irgendeine andere Gestalt an.

      Die Energien des menstruellen Zyklus dürfen nicht behindert oder unterdrückt werden. Eine Blockierung oder Beeinträchtigung kann dazu führen, dass sie sich auf zerstörerische Weise äußern. Die Energie muss als ein sich auf seine eigene Weise ausdrückender Energiestrom akzeptiert werden. Kämpfen Sie gegen diesen Energiefluss an, kann dies mentale und physische Schmerzen verursachen, weil Sie in diesem Fall gegen Ihre eigene Natur ankämpfen, und das hat oft Aggression, Wut und Frustration zur Folge. Die menstruellen Energien finden in den vielen Formen der schöpferischen Natur einer Frau ihren Ausdruck.

      Der Rückzug aus der Gesellschaft zur Zeit der Blutungen war an sich ein ganz natürlicher Ausdruck der Menstruationsenergien. Es war eine Zeit der Unterweisung und des Lernens sowie eine Zeit der Nutzung der kollektiven Energien der gesamten Gruppe menstruierender Frauen. Ursprünglich hatte die räumliche Beschränkung in der Pubertätsphase einen positiven Sinn. Sie bot nämlich den weisen Frauen die Möglichkeit, die jungen Mädchen über ihre körperliche Natur, über die in ihnen erwachenden Energien und die damit verbundenen spirituellen Traditionen aufzuklären. Und das bedeutete, dass sie nach ihrer Pubertätsphase mit ihrer Wesensnatur in Balance und Harmonie waren und nun ihre Energien für die Gemeinschaft einsetzen konnten.

      BEWUSSTWERDUNG

      

Übung

      Ganz offensichtlich lässt sich in der Hektik des Alltagslebens nur noch schwer Zeit für ein weiteres Projekt finden. Schon zusätzliche fünfzehn Minuten für Tagebuchaufzeichnungen können zum Problem werden, wenn ebendiese fünfzehn Minuten mehr Schlaf lebensnotwendig sind! Wenn Sie die Energien Ihres eigenen menstruellen

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