Sie senden den Wandel. Viviana Uriona
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4 Der Begriff ist nicht gänzlich befriedigend und dennoch m.E. am geeignetsten, um eine Vielzahl verschiedener »Radios der dritten Art« zwar nicht unter einen Hut, aber unter eine Bezeichnung zu bekommen, während andere Radios der dritten Art bewusst nicht erfasst werden sollen. Das III. Kapitel gibt zu diesen Differenzierungen Auskunft.
5 Der Begriff der sozialen Bewegung ist für mich keine Hülle für einen beliebigen (politischen) Inhalt, sondern beschreibt in dieser Arbeit ausschließlich linke und progressive Gruppen. Es existiert eine Tendenz der antimodernen Umwidmung von Begriffen, auch in der Politikwissenschaft. Die Eigenbezeichnung von rechten oder konservativen Gruppen als »soziale Bewegung« darf nicht unkritisch reproduziert werden – dies aus denselben Gründen, wie etwa ein undemokratisches Konzept keine »Neue Demokratie«, ein Abbau von sozialen Standards keine »Reform« und im Ergebnis keine »Neue soziale Marktwirtschaft« ist. Es wäre eine große Hilfe für die humane Entwicklung nicht nur innerhalb der Konzepte der Wissenschaft, sondern innerhalb der Gesellschaft, wenn Wissenschaftler*innen sich darüber im Klaren wären, welche Verantwortung sie allein durch ihren Sprachgebrauch persönlich tragen – ganz nach Bourdieu durch die (Neu)Prägung von Begriffen und Diskursen.
(vgl.: Bourdieu, Pierre (2002): »Für eine engagierte Wissenschaft«, in: Le Monde Diplomatique [deutsche Ausgabe] vom 15. Februar 2002 oder auch hier zu finden: http://www.engagiertewissenschaft.de/de/inhalt/Fuer_eine_engagierte_Wissenschaft_Die_letzte_Rede_von_Pierre_Bourdieu. Letzter Zugriff am 29. Juli 2016.
6 Im Laufe dieser Studie werden die distanzierenden Anführungsstriche ersetzt werden durch eine kritische Inhaltsbestimmung des Begriffs.
7 radikal = von der Wurzel her.
8 In der Bundesrepublik Deutschland wird (nicht ganz ohne Grund) viel Wert darauf gelegt, dass es sich bei den öffentlich-rechtlichen Sendern nicht um staatliche Sender handele. Dies stimmt insofern, als dass sie (anders als lange Zeit in Lateinamerika üblich) nicht von der jeweiligen Mehrheitspolitik betrieben werden, sondern alle relevanten politischen Kräfte in ihren jeweiligen Kräfteverhältnissen abzubilden haben. Es stimmt insofern aber auch nicht, als dass das Spektrum der berücksichtigten politischen Ansichten den bürgerlichen Staat als solchen bejaht und systemüberwindende Kräfte fast nie positiv zu Wort kommen. So betrachtet handelt es sich bei den öffentlich-rechtlichen Medien um Medien des bürgerlichen Staates, mithin um Staatsmedien. Und um die Sache noch komplizierter zu machen: Auch in Argentinien und anderen lateinamerikanischen Ländern haben die Staatssender in den letzten Jahren tiefgreifende Veränderungen durchlaufen; die vorher üblichen Interventoren der Exekutive wurden abgewertet oder abgeschafft und es wurden Senderräte eingerichtet, die die Vielzahl der gesellschaftlichen Stimmen für die Inhaltsgestaltung berücksichtigen. Wenn sich somit die Begriffe »öffentlich-rechtliche Sender« und »Staatssender« sinnvoll abgrenzen lassen, so ist die zu bestimmende Grenze jedenfalls eine fließende.
9 Das Gesetz meint den Begriff des Privaten nicht in der Bedeutung von »persönlich«, sondern grenzt staatliches Eigentum von Privateigentum ab. Eine Gruppe von Radiomacher*innen eines Community-Radios hat (u.U. samt ihrer Community) insoweit privates Eigentum an ihrem Sender (und eine der Beleihung ähnliche Zuordnung der Frequenz) und nutzt dieses Eigentum gleichwohl als kollektives Eigentum.
10 Das Neue Audiovisuelle Mediengesetz (Ley de Servicios de Comunicación Audiovisual Nº 26.522 LSCA) umfasst nicht die Printmedien.
11 In Anlehnung an das bekannte Zitat: »Die Menschen machen ihre eigene Geschichte, aber sie machen sie nicht aus freien Stücken, nicht unter selbstgewählten, sondern unter unmittelbar vorgefundenen, gegebenen und überlieferten Umständen. Die Tradition aller toten Geschlechter lastet wie ein Alb auf dem Gehirne der Lebenden. Und wenn sie eben damit beschäftigt scheinen, sich und die Dinge umzuwälzen, noch nicht Dagewesenes zu schaffen, gerade in solchen Epochen revolutionärer Krise beschwören sie ängstlich die Geister der Vergangenheit zu ihrem Dienste herauf, entlehnen ihnen Namen, Schlachtparole, Kostüm, um in dieser altehrwürdigen Verkleidung und mit dieser erborgten Sprache die neuen Weltgeschichtsszene aufzuführen.« (Marx, K. und Engels, F. 1972: 115–123)
12 »A principios de 1987 se calculaba la existencia aproximada de 60 emisoras, en 1988 el número se acercaba a 1000 y para 1989 el primer director de Radio y Televisión del gobierno menemista habalaba de 2155 emisoras reconocidas.«
13 Alle für diese Arbeit aus dem Spanischen übertragenden Teile sind von der Autorin übersetzt worden und werden mit Rücksicht auf die Lesbarkeit im Folgenden nur dann hinsichtlich der Übersetzung kommentiert, wenn dies wegen etwaiger Mehrdeutigkeit des Textes erforderlich ist.
14 Betrieben mit Genehmigung.
15 Betrieben ohne Genehmigung, aber geduldet.
16 Trotz Untersagung betrieben.
17 Die Begriffsbestimmung und Begriffsabgrenzung ist Gegenstand des folgenden Abschnitts.
18 Ein genetischer Flaschenhals ist die Reduktion der genetischen Variationsbreite innerhalb einer Art. Die Anzahl der Mitglieder dieser Art wird durch ein oder mehrere Ereignisse stark dezimiert. Hinter dem Flaschenhals kommen also nur wenige Mitglieder der Art wieder heraus, deren Gene fortan die verringerte Variationsbreite ausmachen. Das biologische Bild wurde hier gewählt, um den Lernprozess, also die kulturelle Genese der Radio-Stationen, zu verdeutlichen. Die Stationen, die das große »Radiosterben« überlebten, gaben die Erkenntnisse über die Gründe ihres Überlebens an die dann wieder erfolgreich wachsende »Population« weiter.
19 Gemeint ist die Enttäuschung über das System.
20 Die genaue Zahl hängt von der Enge oder Weite der Definition »Community-Radio« ab.
21 * ATRAPADOS EN LIBERTAD: Radio Patria Libre (Comando 17 de Octubre – UTURUNCOS): http://atrapadosenradio.blogspot.com.ar/2012/07/radio-patria-libre-comando-17-de.html. Letzter Zugriff am 26. Oktober 2016.
* Radio Liberación TV
* Bustos, E., Rodrigo, F., Romero, G., Sager, F. und Varela J. (2011): »Comunicación y praxis militante en Argentina (1955–1976). Elementos para una genealogía en torno al eje comunicación/política.« Facultad de Periodismo y Comunicación Social (UNLP) Cátedra Comunicación y Teorías (I) – 2011. Diskussions- und Arbeitspapier der Fakultät für Journalismus und soziale Kommunikation der Nationalen Universität La Plata.
Esquivada, G. (2004): El diario Noticias: los Montoneros en la prensa argentina,