Sie senden den Wandel. Viviana Uriona

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Pieper, R. (1972): »Aktionsforschung und Systemwissenschaften«, in: Haag, F. (Hg.): Aktionsforschung, München, S. 100–116.

      »I'd sit alone and watch your light / my only friend through teenage nights / and everything I had to know / I heard it on my radio / You gave them all those old time stars / through wars of world invaded by Mars / you made 'em laugh you made 'em cry / you made us feel like we could fly radio / So don't become some background noise / a backdrop for the girls and boys / who just don't know or just don't care / and just complain when you're not there«

      (Radio Gaga, Roger Taylor, Queen, The Works, 1984)

      Ich gehör(t)e einer Generation und auch einer gesellschaftlichen Klasse in Argentinien an, bei der das Radio lange Zeit das einzige Medium war und noch längerer Zeit das wichtigste Medium blieb. Seit ich denken kann, war das Radio von frühmorgens, beim Aufstehen und Frühstücken, über das Nachmittagsprogramm bis spät in den Abend unser lautester bester Freund in der Familie. Das Radio erklärte uns die Welt und es war die politische Luft, die wir atmen konnten, atmen mussten, wenn wir nicht gleichsam politisch ersticken wollten.

      Im Jahre 1983 verfügte meine Familie außerdem bereits über ein Fernsehgerät; doch als Argentinien in diesem Jahr den Falklandkrieg verlor, die Militärdiktatur bröckelte und aus der Geschichte verschwand, da verfolgten wir das Unvorstellbare täglich weiter im Radio, weil wir es den ganzen Tag hören konnten.

      Das Bild von der geatmeten Luft trifft den Kern der Sache: Der Mensch muss den ganzen Tag, das ganze Leben lang ununterbrochen atmen – Radios gibt es auf Küchenanrichten, in Autos, in tragbarer Form im Bus, in der Schule und auf der Straße. Sie lassen sich am Abend auf dem Nachttisch einschalten und mischen sich in die Träume ein. Radios existieren an allen Orten und sie erlauben es unseren Beinen, Händen und Augen sich mit anderem zu beschäftigen, zu laufen, zu arbeiten, zu ruhen, während unsere Ohren dennoch weiter aufmerksam zuhören können. Das unterscheidet Radios von Fernsehern, Zeitungen oder Büchern. Diese gleichen – um im Bild des „Leben-müssens“ zu bleiben – dem zum Leben notwendigen Essen und Trinken, aber nicht der Atemluft.

      Nicht nur für mich oder meine Familie, sondern für die argentinische Gesellschaft war das Radio das wichtigste Medium, um Informationen zu bekommen. Aber vor allem war es das wichtigste Medium, um analytisches und kritisches Denken zu erlernen und zu üben. Radio war ein Gleichmacher. Niemand musste lesen können, um es zu hören. Niemand musste reich sein, um es zu besitzen. Jeder musste gleichermaßen das eigene Vorstellungsvermögen trainieren, um dem Erzählten die passenden Bilder abzuringen, die Stimmen in Personen zu verwandeln, die Geräusche in Orte zu denken.

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