Sie senden den Wandel. Viviana Uriona

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I. Inhaltsverzeichnis des LSCA

       II. Codesbuch

       Literaturverzeichnis

      1. Hintergrund und Rahmenbedingungen

      Die vorliegende Studie beschäftigt sich mit diesen argentinischen Community-Radios und untersucht sie und die sie tragende(n) Bewegung(en) als gegenhegemoniales Projekt, als ein gegen den Mainstream der Massenmedien gerichteten dauerhaften (und erfolgreichen) Versuch, (Gegen)Meinungen zu bilden, Gegen(Informationen) zu verbreiten und so zu einer (postkapitalistischen) gesellschaftlichen Transformation beizutragen. Die Untersuchung hat ein Motiv. Dieses besteht in dem Versuch zu der Debatte über »Bürger*innen-Medien« in Deutschland und Europa beizutragen, die bislang nicht zu klären vermochte, warum es hier nie gelang, zu einer massenwirksamen »Berichterstattung von unten« zu kommen.

      Es lässt sich annehmen, dass es hierzulande die unzureichende materielle Ausstattung von Bürgermedien ist, ihre Benachteiligung bei der Vergabe von Frequenzen oder ihre mangelnde »Professionalität«, die ihre Wirksamkeit behindert. Und tatsächlich wird diese Studie zeigen, dass die argentinischen Community-Radios im Vergleich besser ausgestattet sind, bei der Frequenzvergabe bessere Rechte haben und den »Professionellen« in Staats- und Privatfunk nicht nachstehen. Dennoch ist diese Besserstellung nicht allein die Ursache der sozialen Wirksamkeit der argentinischen Community-Radios, sondern sie ist zugleich die Folge der sozialen Funktion dieser Radios, ihrer inneren Struktur und ihrer Verankerung in der Bevölkerung – und zwar von ihrem Beginn an und unter wesentlich schlechteren Bedingungen als heute. Diese Studie wird daher auch zeigen, dass es ursächlich das Selbstverständnis der argentinischen Community-Radios als Gesellschaftsveränderer ist, das ihnen in der Folge eine enorme Bedeutung im Medienspektrum verschafft hat.

      Dieser Blick auf Ursachen und Folgen kann zudem völlig von dem konkreten untersuchten Medientyp unabhängig erfolgen. Die innere Struktur eines Medienbetriebes und der Grad seiner Verankerung in der Bevölkerung lassen sich ebenso gut für Fernsehstationen, Zeitungen oder Onlineangebote untersuchen.

      Der Erfolg der argentinischen Community-Radios ist auch nicht radiotypisch zu erklären, also etwa über die Annahme, das Medium Radio eigne sich besonders gut für eine gesellschaftsverändernde Praxis oder garantiere sie sogar. Träfe dies zu, müssten europäische Stationen ähnlich erfolgreich sein. Die Radiowellen, Antennen, Sender und Empfangsgeräte in Argentinien unterscheiden sich aber technisch nicht von denen an anderen Orten der Welt. Nicht die Betrachtung des äußeren Aufbaus des Mediums trägt zur Analyse bei, sondern die Untersuchung des konkreten Gebrauchs des Mediums, mithin der innere Aufbau.

      Der Erfolg der Stationen ist abstrakt betrachtet zunächst ein medientypischer Erfolg, dessen Analyse zu Erkenntnissen für das »Medienmachen« führt, die übertragbar sind auf alle anderen Formen von Medien. Diese übertragbaren Ursachen des Erfolges der argentinischen Community-Radios lauten überblicksartig: Selbstorganisation, eigene Produktionsmittel, hierarchiefreier Aufbau, Empowerment, Streben nach Aufhebung des Sender-Empfänger-Prinzips, Verwurzelung in der Community.

      Auf all diese Bereiche wird diese Studie ausführlich eingehen. Sie stützt sich dazu auf Interviewanalysen nach der Grounded Theory und auf eine Vielzahl gesellschaftstheoretischer (poder popular), philosophischer (marxistischer), juristischer, historischer und medientheoretischer Überlegungen, die sie zum Verständnis des Datenmaterials heranzieht.

      Allen diesen verschiedenen Ansätzen ist aber auch ein spezifisches Erkenntnisinteresse gemeinsam, auf das es mir für meine Forschungen entscheidend ankommt: Anstatt die im Datenmaterial erfassten subjektiven Sichtweisen zu rekonstruieren, kommt es darauf an, die sozialen (und m.E. auch materiellen) Phänomene herauszuarbeiten, die diesen Sichtweisen (ursächlich bzw. motivierend) zugrunde liegen.

      Während meiner universitäts-wissenschaftlichen Zeit habe ich bereits als Studentin, aber auch als Mitarbeiterin unterschiedlicher Lehrstühle jahrelange Erfahrungen mit unterschiedlichen Forschungsmethoden, sowohl quantitativer als auch qualitativer Forschungsdesigns, gesammelt. Diese

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