Stolps Reisen: Damals und heute, von den Anfängen bis zum Massentourismus. Jürgen Dittberner
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Auch am Flughafen war es voll. Die Maschine nach Hause hatte Verspätung, angeblich wegen Gegenwind beim Herflug: Die Natur also!
Drei Jahre später landeten die beiden wieder auf „Teneriffa“.
Und das kam so:
Eigentlich hatten sie eine Reise nach „La Palma“ gebucht zu einem kleinen Hotel inmitten einer Bananenplantage. Sie sollten direkt fliegen, und der Veranstalter war „TUI“. Aber da ging die Fluggesellschaft pleite, und „TUI“ verfiel in Sprachlosigkeit. Nach einigem Hin und Her buchten die Stolps um. Der Veranstalter war ein anderer, und statt nach „La Palma“ flogen sie nach „Teneriffa“. Immerhin gehörte ja das auch zu den Kanarischen Inseln. Doch das Ziel war nun das Hotel „Bahia Del Duque“, und das lag an der Costa Adeje.
Leider kamen sie bei Dunkelheit an, aber in einem spanischen Restaurant des Hotels erwarteten sie einige Köstlichkeiten. Auch eine Flasche Wein war dabei. Und die Reisenden waren versöhnt.
Als sie vor langer Zeit das erste Mal auf Teneriffa waren, war das hier ausgedörrtes Wüstenland. Nunmehr reihte sich Hotel an Hotel an dieser Küste. Die Costa Adeje war nun eine Promenade mit vielen Restaurants („Pint of Beer eineinhalb Euro“) geworden. Die meisten der zahlreichen Touristen waren Engländer. Auf der einen Seite der Promenade war das Meer, auf der anderen die Hotels. Diese konnte man nur mittels Plastikkarte betreten, und hinter den Hotels stiegen gleich die Berge an.
Die Stolps hatten auch eine Plastikkarte (für ihre Herberge), und ihr Hotel hatte einen wunderschönen Garten mit zahlreichen Pools – wer dachte da schon an die durch solche Anlagen entstehenden Umweltschäden?
Das für die Touristen Gute war: Über dem Streifen zwischen Meer und Gebirge in dieser Gegend war stets blauer Himmel, und man hatte Temperaturen von etwa einundzwanzig Grad. Die „bösen“ Wolken hingen derweil in den Bergen. Es regnete aber weder dort noch hier. Jeden Tag war das so. Doch wo kam das Wasser für Pools und Gärten her?
Jemand versuchte, Andor das Portemonnaie zu entwenden, doch er wehre den „Angriff“ ab. Solche „Freuden“ eines Urlaubs hatte man mittlerweile hinzunehmen.
Mit dem Bus fuhren sie einen Tag ins frühere Fischerdorf „Los Christianos“. Daraus war ein größerer Ort geworden, und nach einem langen Gang auf einer Kaimauer sahen Silke und Andor drei Fähren, die gerade dabei waren, Menschen und Autos für Überfahrten zu anderen Inseln einzuschiffen.
Ein andermal gingen die beiden auf einem großen Stück unbebauten Landes spazieren. Hier wuchsen Kakteen und dürre Sträucher – sie erkannten den alten Süden Teneriffas wieder. Von hier aus sahen sie auch die Spitze des „Teide“; dieser Riese lugte noch immer hinter den Küsten-Bergzügen hervor.
Der Teide
4. Sandalen auf Lanzarote
Mit Italien und Griechenland im Erinnerungsschatz, mit „Teneriffa“-Erfahrung waren die Stolps fast schon Mainstream-Touristen, aber es fehlten noch eine oder zwei Kanarische Inseln.
Schon sehr früh hatten die Stolps (noch mit Kindern) die erste Urlaubsreise nach „Lanzarote“ gemacht. Eine „Reiseleiterin“ Jahre später hieß Karoline Pawlonka und sagte, damals bei der ersten Reise der Stolps hierher sei sie noch nicht einmal geplant gewesen. Sie versuchte auch gar nicht, Silke und Andor, die wiedergekommen waren, Sehenswürdigkeiten der Insel nahe zu bringen, denn sie waren schon zum vierten Mal hier und kannten so ziemlich „alles“.
Diesmal wohnten sie im Fünf-Sterne-Hotel „Hesperia Lanzarote“. Hotels von früher gab es nicht mehr. Früher durfte ein Freund nicht in eine Bar, weil er abweichend von seiner ansonsten „korrekten“ Kleidung an den Füßen Sandalen trug! Die Sandalen waren immerhin neu. - Über diese Geeschichte war längst der Sahara-Wind geweht, der im Sommer manchmal vom nahen Afrika herüberkam.
Einmal hatten Stolps auf dieser Insel im Atlantischen Ozean Weihnachten und Silvester verbracht. Wenn auch das spanische Mutterland etwa 1000 Kilometer weg war, so war doch Lanzarote wie die anderen Kanarischen Inseln durch und durch spanisch, und das heißt beispielsweise: Weihnachten ist ein fröhliches Fest, und es dauert auch nur einen Tag: Am 25. Dezember sind die Kirchen fröhlich geschmückt, und dazu ertönt passende Musik. An diesem Tag und nicht am 24. feiern Spanier „Navidad de Senor“, die Geburt Christi. In „Teguise“ hatten sie das miterlebt.
Am 26. Dezember wurde wieder gearbeitet. Das in einem katholischen Land! – Silvester war auch anders als daheim: In Freizeitkleidung gingen Stolps nach „Puerto del Carmen“, tranken im Hafen Bier und erfreuten sich an der lauen Nacht mit einem faszinierenden Sternenhimmel. -Später waren sie erneut auf „Lanzarote“. Sie hatten diesmal in „Playa Blanca“ gewohnt, in einem etwas noblen Hotel, dem „Natura Palace“.
„Lanzarote“ ist eine der Kanarischen Inseln, deren jeweilige Attraktionen Silke und Andor mittlerweile kannten. Mit ihren rot-braunen Feuerbergen, den schwarzen Feldern und ihren Weinmulden, mit den weißen Häusern und grünen Palmen hat „Lanzarote“ ihr eigenes Flair, das einen besonders zu Zeiten des mitteleuropäischen Winters stets verzauberte: „Lanzarote“, die braune Insel, war gewiss die Eigenwilligste unter den Kanaren. Als es noch die DDR gab, lobte ein mit zeitweisem „Westpass“ ausgestatteter Rentner aus dem „Arbeiter- und Bauernstaat“: „Eine dolle Insel!“ Ausflüge in die Freiheit, das waren für ihn Reisen nach „Lanzarote“. Wahrscheinlich ist er mittlerweile „im Westen“ auch noch woanders hingekommen.
Die Geschichte „Lanzarotes“ bleibt wie die der gesamten Kanaren im Halbdunkel. Schon in der Antike soll das Archipel bekannt gewesen sein. Vor den Spaniern waren die Guanchen hier, angeblich blond, grünäugig und von nordafrikanischen Berbern abstammend. Dann hatten Spanier sich etwa ab 1400 die Inseln einverleibt. Der Sage nach soll ein Normanne namens Jean de Bethancourt mit einer spanischen Lizenz auf „Lanzarote“ angekommen sein und sich so über die widerstandslose Eroberung gefreut haben, dass er laut „Lanza Rota“ gejubelt habe, was so viel hieß wie „Lanze kaputt“. Aber ganz so friedlich sind die Eroberer mit den Guanchen wohl doch nicht umgegangen, so dass es wohl eher zutrifft, dass der Seefahrer Lancelotto Malocello Namensgeber der Insel ist. Aus der jüngeren Geschichte wird berichtet: „1730 kam es auf Lanzarote zu schweren Vulkanausbrüchen. Am 1. September bildeten sich auf einer Strecke von 18 Kilometern 32 neue Vulkane. Die Ausbrüche, die von dem Pfarrer von Yaiza, Don Andrés Lorenzo Curbelo, bis 1731 detailliert dokumentiert wurden, dauerten insgesamt 2053 Tage und endeten im Jahr 1736.“1
Seither hat die Insel ihr modernes Gesicht. Man kann die erloschenen Vulkane sehen, die Lavafelder, schwarze Asche bedeckt weite Teile. Es regnet kaum; Bauern haben Methoden gefunden, den Tau für die Bewässerung ihrer Pflanzen zu nutzen. Interessant ist, dass dabei die Weinstöcke und Feigen auch in dem immer warmen Klima Winterpausen einlegen. Es sind halt Mittelmeerpflanzen, – die bleiben bei ihren ursprünglichen Gewohnheiten. Früher hatten die Winzer übrigens fast nur „Malvasia“ angebaut, später wuchsen alle Rebsorten, welche die Touristen mögen, zwischen den Feuerbergen.
Die Urlauber oder ihre Agenten bestimmen mehr und mehr den Charakter dieser Insel.