Tod an der Wallmauer. Anna-Lena Hees
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Читать онлайн книгу Tod an der Wallmauer - Anna-Lena Hees страница 5
»Doch, Frau Berg. Es ist Ihr Partner. Meine Kollegen haben ihn heute in den Morgenstunden an der Wallmauer aufgefunden, nachdem ein Jogger die Polizei alarmiert hatte. Und unser Kollege von der Dienststelle am Stadtbad hat uns ein Foto Ihres Freundes geschickt. Herr Braun konnte ihn identifizieren. Es tut uns leid!«, sagte Sabrina und legte behutsam einen Arm um Julias Schulter.
»Aber wie kann denn das sein? Ich verstehe das nicht!« Julia weinte. Sie wollte nicht wahrhaben, dass ihr Freund Tom tot ist.
»Wir wissen es selbst noch nicht, aber die Ermittlungen laufen bereits. Würden Sie Ihren Freund eventuell in der Gerichtsmedizin identifizieren?« Ottfried schaute Julia ganz genau an.
»Ist er da jetzt?«, fragte sie.
»Ja, er wird schon morgen obduziert. Er wurde nach Homburg gebracht. Morgen haben wir auch einen Termin. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, können wir Sie zur Identifizierung mitnehmen. In Ordnung?«
Julia musste sich zunächst fassen. Ihren Freund tot zu sehen brachte sie nur schwer übers Herz. Insgeheim hoffte sie, dass es sich doch um einen Irrtum handelte und ihr Freund noch lebte. So stimmte sie dem Vorschlag des Kommissars zu.
Nach einer Weile verabschiedeten sich Ottfried und Sabrina wieder. Dabei ließen sie bei der jungen Frau, die gerade ihren geliebten Partner verloren hatte, viele Fragen offen, über die Julia noch den ganzen Tag nachdachte. Sie konnte nicht nachvollziehen, wie ihr Freund nur zu Tode kommen konnte. Wurde er umgebracht? War er vielleicht krank und war zusammengebrochen? Im Moment schien alles möglich. Nur daran, dass Tom Selbstmord begangen haben könnte, dachte sie nicht. Sie wüsste ja nicht einmal, welches Motiv er hätte haben können, um sich selbst umzubringen. Eigentlich war die Beziehung zwischen den beiden immer sehr harmonisch verlaufen.
Julia kramte ein Foto hervor, dass sie zusammen mit Tom zeigte. »Liebster Tom, warum nur? Wirklich du? Es kann doch nicht sein! Kannst du es mir erklären?«, sagte sie leise, während sie das Foto betrachtete. Dabei hoffte sie sehr, dass es sich bei dem Toten nicht um ihn handelte, stellte sich aber weiterhin eine Frage nach der anderen. Julia konnte sich nicht vorstellen, dass Tom Probleme hatte, was durchaus ein Motiv hätte sein können. Immerhin hatte Tom ihr immer alles erzählt. Zumindest glaubte sie das.
Mit einem winzigen Hoffnungsschimmer sah sie dem nächsten Tag entgegen.
Kapitel 3
Kommissar Ottfried und seine Kollegen Hermann und Sabrina fuhren auf der B53 entlang Richtung Pfalzel. Der Tag war gekommen, an dem sie zur Rechtsmedizin Homburg unterwegs waren. Zunächst aber holten sie Julia Berg ab, die den Toten identifizieren sollte.
»Frau Berg hofft sicher sehr, dass es nicht ihr Freund ist, der tot aufgefunden wurde«, bemerkte Sabrina und schaute dabei ein wenig verträumt aus dem Fenster.
»Er ist es aber, Frau Berg wird es schmerzlich akzeptieren müssen. Für die junge Frau tut es mir leid, dass sie dieses schreckliche Ereignis erleben muss. Niemand wünscht sich, dass der Partner verschwindet und dann nie wieder zurückkehrt. Ich weiß, wie das ist«, gab Hermann zurück.
»Du hast Recht, Hermann. Sie tut mir auch leid! Ihre Reaktion gestern ... die kann ich nicht vergessen. Sie dachte, der Kommissar macht bloß Scherze.«
»Um Scherze zu machen, brauche ich ja aber nicht zu den Leuten zu gehen. Und überhaupt, darüber macht man auch keine Scherze. Mit dem Tod ist nicht zu spaßen«, sagte da der Kommissar, der am Lenkrad saß und das Auto aus Richtung Bahndamm kommend in den Pfalzeler Ortskern bewegte.
Dann ging es hinauf ins Neubaugebiet. Julia Berg wohnte in der Eltzstraße, unweit eines Supermarktes entfernt. Um die Ecke lag die Sirckstraße, in der Kommissar Ottfried den Wagen anschließend parkte. Die zwei Männer und Sabrina stiegen aus und gingen zu dem Haus, in dem Julia wohnte. Sabrina klingelte.
Ein paar Sekunden später ging die Tür auf, und Julia stand im Türrahmen. »Hallo«, sagte sie leise und versuchte, den Blicken der Polizisten auszuweichen.
»Sie sind bereit, Frau Berg?«, fragte Ottfried vorsichtig. Julia nickte langsam. Ihr ganzer Körper war von einer Gänsehaut übersät, sie selber ziemlich angespannt. Noch immer hoffte sie, dass der Tote, den sie in den kommenden Stunden identifizieren sollte, nicht Tom war, obwohl der Kommissar ihr das schon am Vortag versichert hatte. Immerhin hatte er den toten Tom gesehen. Julia selber hatte die Zeit damit verbracht, ahnungslos in den Tag hineinzuleben, war aber beinahe umgekommen vor Sorge. Nun hatte sie diese bitteren Neuigkeiten hören müssen, und noch immer schien es ihr sehr unglaubhaft, dass Tom nie wieder zu ihr zurückkam.
»Dann holen Sie bitte Ihre Sachen und kommen Sie. Unser Auto steht direkt um die Ecke in der Sirckstraße«, sagte Ottfried und nickte Julia bestätigend zu. Die junge Frau holte ihre Tasche aus dem Wohnzimmer, zog sich einen leichten Mantel über und folgte den Polizisten zum Auto. Dabei merkte sie, dass ihr jeder Schritt zusehends schwerer fiel. Sie war froh, als sie im Auto saß.
Etwas mehr als eine Stunde waren Kommissar Ottfried und seine Kollegen zusammen mit Julia unterwegs. Dann endlich kamen sie an der Universitätsklinik in Homburg an, zu der auch das rechtsmedizinische Institut gehörte.
Ottfried parkte den Wagen in der Nähe. Den Rest des Weges legten die Vier zu Fuß zurück. Wenige Minuten später standen sie vor dem Gebäude, in dem die Rechtsmedizin untergebracht war. Julia Berg zitterte am ganzen Leib. Sie wusste, dass es nicht mehr lange dauerte und sie den Toten ansehen musste.
»Frau Berg, folgen Sie uns doch bitte. Wir werden zunächst den zuständigen Rechtsmediziner aufsuchen, bevor wir zu den Sektionssälen gehen«, sagte Kommissar Ottfried und ging voraus. Sabrina und Hermann folgten ihm; Julia bildete das Schlusslicht.
Wenig später trafen sie auf den Gerichtsmediziner, bei dem Kommissar Ottfried für diesen Tag den Termin vereinbart hatte. Dieser wusste durch ein weiteres Telefonat, dass die Polizisten eine Angehörige des Verstorbenen mitbringen würden und Julia die Leiche identifizieren sollte. »Schön, dass Sie da sind. Die Leiche wurde doch noch nicht obduziert, es ist aber, wenn ich mich nicht irre, für morgen Mittag vorgesehen. Zumindest wurde schon eine äußere Leichenschau vorgenommen. Morgen, vor der eigentlichen Obduktion, folgt eine weitere. Nun ja, dann würde ich sagen ... Folgen Sie mir einfach!« Der Gerichtsmediziner Herr Mayer lächelte freundlich und ging voraus. Kommissar Ottfried und Hermann folgten ihm sofort. Sabrina kümmerte sich vorerst noch um Julia, die wegen ihrer kräftig zitternden Knie kaum einen Schritt weitergehen konnte. »Frau Berg, werden Sie ruhig. Sie haben es ja gleich geschafft, und ich schwöre Ihnen, dass Sie den Toten auch gar nicht lange ansehen müssen. Ein kurzer Blick genügt schon, um uns zu bestätigen, dass es sich bei der Leiche wirklich um Tom Krausmann handelt. In Ordnung?«
»Ja, ja. Ich ... Ach, weiß auch nicht. Ich habe noch nie einen Toten gesehen, und das mit Tom ... Das ist alles zu viel«, stammelte Julia. Dann fügte sie hinzu: »Ich habe die ganze Zeit gehofft, dass es sich um einen Irrtum handelt und der Tote ein Doppelgänger meines Freundes ist. Ich könnte wirklich nicht sagen, warum er ... ja, wie ist er überhaupt gestorben? Wurde er umgebracht? Oder sogar ... Selbstmord? Aber da wüsste ich nicht, wieso er das tun sollte. Das passt nicht zu ihm! Bitte, dass er es nicht ist!«
»Ich verstehe Sie ja schon, Frau Berg. Es ist keine schöne Situation, aber da müssen wir alle jetzt durch. Sie möchten doch sicher auch Gewissheit haben, oder?« Sabrina fuhr Julia beruhigend über die Schulter. Dass die Polizistin so einfühlsam war, gab Julia neue Kraft. Sie fühlte sich wieder bereit,