Tod an der Wallmauer. Anna-Lena Hees

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Tod an der Wallmauer - Anna-Lena Hees

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seine Kollegen gingen zuerst hinein, um bei dem Toten die Fingerabdrücke zu nehmen.

      »Ich habe nach Absprache mit dem Chef einen Kollegen gebeten, die Leiche schon mal aus dem Kühlfach zu holen. So geht nicht zu viel Zeit verloren, und Sie können direkt mit der Arbeit beginnen«, sagte der Gerichtsmediziner zum Kommissar gewandt und schob die große Schiebetür auf. Julia blieb einige Meter davon entfernt stehen und schaute zu, wie das Gefolge den Saal betrat.

      Herr Mayer trat zu einer Liege, über der ein langes Tuch in Türkis lag. Darunter sah man die schemenhaften Umrisse einer Menschenleiche. Ganz langsam zog der Mediziner das Tuch herunter, bis der komplette Oberkörper des Toten sichtbar war.

      Ottfried erkannte die Leiche sofort. »Unser Herr Krausmann. Nun dann, Sabrina, Hermann? Ran an die Arbeit!«

      »Sofort, Herr Kommissar.« Hermann nickte und kramte aus seiner Jackentasche die nötigen Utensilien hervor. Er hatte ein Stempelkissen und ein Blatt Papier eingepackt. Ohne zu zögern, aber dennoch langsam öffnete er den Deckel. Dann nahm er die Hand des Toten, griff seinen Zeigefinger und drückte ihn fest ins Kissen. Der Finger des Toten war nun blau eingefärbt. Jetzt konnte das Papier zum Einsatz kommen. Hermann legte das Stempelkissen ab, damit er das Papier besser halten konnte. Dieses hielt er an den farbigen Finger der Leiche und drückte den Finger dabei fest auf die Papierfläche. Dann war es geschafft. Der Fingerabdruck war genommen. Ein wenig erleichtert atmeten die Polizisten durch.

      »Das Papier sollten wir nun so verstauen, dass der Fingerabdruck nicht verschmiert«, sagte Sabrina nun. Ottfried nickte und reichte seinem Kollegen Hermann eine kleine Plastiktüte. »Hier können Sie das Papier reinlegen. Dann wird nichts drankommen.«

      »Dankeschön.« Hermann lächelte und stopfe das Papier in die Tüte. Dann schaute er erwartungsvoll in die Runde. »Sollten wir nicht jetzt Frau Berg hereinbitten, damit sie die Leiche identifizieren kann?«, fragte er.

      »Ja, ich werde Sie gleich holen.« Sabrina nickte und näherte sich der Tür. Zuvor hörte sie noch, wie der Gerichtsmediziner nachfragte, ob Frau Berg die Angehörige des Toten sei. Der Kommissar und Hermann bejahten diese Frage mit einem knappen Nicken.

      Sabrina trat auf den Flur hinaus und sah Julia, die sich inzwischen vor Angst auf den Boden gekauert hatte. »Frau Berg? Wir sind soweit fertig. Nun können Sie hereingehen und die Leiche anschauen. Ist alles in Ordnung?«

      Julia schaute auf. »Ja, ich habe nur wahnsinnige Angst. Irgendwie wird mir gerade bewusst, dass ich Tom nie wiedersehe. Ich kann diesen Schmerz nicht verkraften.«

      »Es wird schon. Kommen Sie. Ich helfe Ihnen auf die Beine.« Sabrina trat an Julia heran und zog sie vorsichtig auf die noch zitternden Beine. Sie nahm die junge Frau kurz in den Arm, um ihr noch ein wenig Mut zuzusprechen, dann führte sie Julia langsam in den Sektionssaal. Julia sah die Leiche schon aus einiger Entfernung und konnte nicht anders, als los zu weinen.

      »Können Sie sagen, wer die Leiche ist?«, fragte Kommissar Ottfried, als Sabrina mit der weinenden Frau näherkam.

      Julia schaute auf den Toten und riss die Augen dabei weit auf. Nun musste sie akzeptieren, dass ihr Partner Tom Krausmann von ihr gegangen war. Leise sagte sie: »Er ist es. Das ist Tom. Mein Tom!«

      »Gut, danke, Frau Berg. Mehr möchten wir nun auch nicht wissen.« Ottfried klopfte Julia auf die Schulter. Er konnte sie gut verstehen.

      »Wie kann das alles nur sein?«, fragte Julia noch, dann geriet sie auf einmal ins Schwanken und stürzte zu Boden. Der Kommissar hatte Mühe, sie aufzufangen. »Frau Berg, alles in Ordnung? Kommen Sie zu sich!«, rief er.

      Julia hatte die Augen geschlossen und regte sich zunächst nicht. Sie war im Gesicht ganz blass.

      »Ruft jemand bitte einen Notarzt! Die Frau sollte dringend behandelt werden!« Sabrina schlug die Hände über dem Kopf zusammen.

      Zum Glück hatte Hermann sein Handy mitgenommen. Er eilte aus dem Saal. Als er draußen stand, alarmierte er den Rettungsdienst.

      »Es kommt gleich jemand!«, rief er dann in den Saal und ging kurz wieder hinein. »Der Anblick des Toten und die Erkenntnis, dass es sich hier tatsächlich um den Partner handelt, waren wohl zu viel für die gute Frau. Hoffentlich geht es ihr bald wieder besser.«

      »Mach dir keinen Kopf, Hermann. Sie hatte von Anfang an solche Angst. Die ganze Zeit hatte sie gebetet, dass es nicht ihr Freund ist, der hier liegt«, gab Sabrina zurück und betrachtete Julia ganz besorgt.

      Wenige Minuten später kamen zwei Notärzte in den Sektionssaal gestürmt und untersuchten Julia sofort. Nach einem ersten Verdacht packten sie die Frau auf die Trage und nahmen sie mit ins Krankenhaus.

      »Wo bin ich?« Julia schaute sich um. Die Umgebung war ihr fremd. Sie selber hatte die Orientierung verloren.

      »Frau Berg? Sie sind im Krankenhaus. Wie geht es Ihnen jetzt?« Eine Krankenschwester stand an Julias Krankenbett, dahinter Sabrina. Die Polizistin war sichtlich erleichtert, dass Julia wieder zu sich kam.

      »Im Krankenhaus? Aber warum denn, was ist passiert?«

      »Sie sind im Sektionssaal zusammengebrochen«, erklärte Sabrina nun und trat ein Stück näher ans Krankenbett heran. »Als Sie Ihren Freund gesehen haben ... ich nehme an, dass das ein wenig zu viel für Sie war. Geht es Ihnen denn jetzt besser?«

      Julia nickte ganz leicht. Sie wusste nicht so ganz, wie es ihr gerade ging. Dass sie im Krankenhaus lag, verwirrte sie. Den Schwächeanfall konnte sie sich nicht erklären, glaubte aber, dass die Polizistin recht hatte.

      »Frau Berg, wir behalten Sie 24 Stunden zur Beobachtung hier. Gibt es jemanden, dem wir Bescheid sagen können?«, sagte die Krankenschwester nun zu der jungen Frau. Julia musste eine Weile überlegen. »Meine Schwester«, sagte sie dann und diktierte der Krankenschwester die Handynummer.

      »Gut, erlauben Sie mir, Ihre Schwester zu kontaktieren?«

      »Ja, gerne.«

      »Ich kümmere mich darum.« Mit diesen Worten verschwand die Krankenschwester aus dem Zimmer und ließ Julia mit Sabrina allein.

      »Darf ich Ihnen ein paar Fragen stellen?«, fragte die Polizistin vorsichtig.

      »Wenn es nicht allzu viele sind«, gab Julia zurück und ließ die Augen an der Decke kreisen.

      »Nein, nein. Da müssen Sie sich keine Gedanken machen. Es geht mir nur darum, dass die Kripo den Todesfall Ihres Partners aufklären muss. In dem Kontext ist es wichtig, einige Fragen an die Angehörigen zu stellen. Fühlen Sie sich denn jetzt schon in der Lage, diese Fragen zu beantworten?« Sabrina musterte Julia gründlich, als wollte sie herausfinden, was Julia gerade dachte.

      Die nickte nur und wartete die Fragen der Polizistin ab.

      »Okay, dann ... Meine erste Frage wäre ... Ist Ihnen in der letzten Zeit etwas Merkwürdiges an Ihrem Freund aufgefallen? Also, hat er sich irgendwie anders verhalten oder so?«

      »Nicht, dass ich wüsste. Er war ganz normal drauf. So wie immer eigentlich.« Julia zuckte die Schultern.

      »Gut, er war also nicht anders, vom Charakter her, meine ich. War er in den letzten Tagen vor seinem Tod mal öfter von zu Hause weg?«, fragte Sabrina weiter, kassierte dafür aber auch nur Kopfschütteln.

      Auch die weiteren Fragen konnte

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