5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу 5 Strand Krimis: Killer, Kohle und Konsorten - Alfred Bekker страница 38
Mit einer schwungvollen Bewegung zog Moeller das Protokoll aus der Schreibmaschine, wobei er eine Ecke abriss.
"So, das wär's, denke ich", meinte er, als er Martin das Papier hinlegte. "Ich bräuchte hier noch eine Unterschrift von Ihnen."
Feller atmete tief durch.
"Natürlich!", beeilte er sich, beugte sich vor und ließ sich von Moeller dann einen Kugelschreiber geben, der allerdings nicht funktionierte.
Moeller wühlte in der Schreibtischschublade herum und fand schließlich einen gelben Filzstift. "Man sieht es auf dem weißen Papier zwar nicht besonders deutlich, aber rechtsgültig ist es", murmelte er dazu.
Feller schrieb.
Er krakelte ziemlich.
"Blöder Stift!", knurrte er und reichte dann beides - Stift und Protokoll - an Carola weiter.
"Haben Sie inzwischen schon etwas über diesen... Verrückten herausgefunden?" fragte sie, während sie ihren Namen schrieb.
"Ja", nickte Moeller.
Sie blickte auf.
"Und?"
Moeller lehnte sich zurück.
"Eine ziemlich traurige Geschichte. Ein Heimkind. Erst Erziehungsheim, dann Jugendpsychiatrie, galt immer als schwierig und unzugänglich. Ein verschlossener Junge, der unter einem frühkindlichen Trauma litt."
"Was für ein Trauma?", fragte Carola.
Feller war bereits im Begriff, sich zu erheben.
Seine Fingerkuppen tickten wieder unruhig auf der Stuhllehne herum.
"Carola..."
"Ja, es interessiert mich eben!", rechtfertigte sie sich, wobei ihr Blick auf Moeller gerichtet blieb.
"Seine Eltern sind einem Mordanschlag zum Opfer gefallen", fuhr Moeller fort. "Wahrscheinlich ein Raubüberfall. Ich habe mir mal die Akte kommen lassen, weil ich wissen wollte, was der reale Hintergrund war..."
"Und?", hakte Carola nach.
"Es steht nicht viel drin in der Akte. Ein ungeklärter Fall. Ein alter Bekannter wurde festgenommen, musste dann aber wieder freigelassen werden, weil die Beweise nicht ausreichten." Moeller wandte den Kopf und sah Feller an. "Naja, ich begreife übrigens immer noch nicht, warum Sie sich anfangs so angestellt haben!"
Feller machte eine verlegene Geste.
"Sie wissen doch...", meinte er und stockte.
"Was?"
"Die Öffentlichkeit."
"Wieso?"
"Ich bin Geschäftsmann, und da ist es wichtig darauf zu achten, wie man in der Öffentlichkeit so dasteht..."
Moeller zuckte die Achseln.
"Ist denn etwas Ehrenrühriges dabei, wenn ein Verrückter versucht, einen umzubringen?"
"Das nicht. Aber würden Sie sich gerne danebenstellen, um von ihm ein Auto zu kaufen und dabei die Kugel abbekommen, die eigentlich für ihn bestimmt war?"
Moeller musste unwillkürlich lachen.
"Nun, so kann man die Sache natürlich auch sehen."
"Na, sehen Sie!" Feller atmete tief durch. "Tja, wenn wir hier nicht mehr gebraucht werden..."
"Sie können gehen, wenn Sie wollen."
"Auf Wiedersehen. Oder vielleicht besser: nicht auf Wiedersehen."
46
"Du warst großartig, Schatz!", sagte Martin Feller während der Fahrt nach Hause.
Er hatte das Radio angestellt und trommelte zum Rhythmus der Musik auf dem Steuerrad herum.
Carola schwieg.
Er sagte: "Die haben uns aus der Hand gefressen wie zahme Tauben, was?"
"Hm", machte sie abweisend.
"Du sagst ja gar nichts!"
"Es hat mir auch im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen, Martin."
"Was? Wovon sprichst du, bitte schön?"
Sie wandte den Kopf und musterte ihn kühl von der Seite.
"Von deiner Kaltblütigkeit. Das bringst du mit einer... ja, Routine. Routine, das ist das richtige Wort!"
"Nun mach aber mal halblang..."
"Der Mann auf dem zweiten Foto! Das war einer deiner Opfer, nicht wahr? Ein 'Auftrag', wie du das so blumig ausgedrückt hast!"
"Hör, mal, Carola, müssen wir denn wirklich jetzt darüber reden. Ich meine..."
"Und ich meine, dass ich ein Recht habe, jetzt von dir die Wahrheit zu hören! Ich habe für dich geschwiegen, ich habe ein falsches Protokoll unterschrieben..." Und dann brachte Carola alles auf den Punkt. "Du warst kein Spion, Martin. Du warst ein Killer."
"Carola..."
"Du brauchst es nicht abzustreiten. Der Mann mit dem Motorradhelm hat es mir gesagt. Erichsen. Du hast seine Eltern umgebracht."
"Herrgott, nochmal!", schimpfte Martin und schlug die Handballen gegen das Lenkrad.
Carola war unerbittlich.
"Erinnerst du dich an einen vierjährigen Jungen, der euch beobachtet hat, kurz nachdem du seine Eltern über den Jordan geschickt hast? Und Norbert war wohl auch dabei..."
Eisige Stille.
Carola fuhr fort: "Ich wette das Schießeisen, das du da mit dir herumträgst ist noch die Tatwaffe von damals. Ordentlich bist du ja! Alles hebst du auf!"
Eine Pause entstand. Das Schweigen wirkte drückend. Martin holte zweimal Luft, um etwas zu sagen.
"Gut", brachte er schließlich heraus. "Du weißt es also."
"Es ist also wirklich wahr?"
Er lachte verzweifelt.
"Hast du daran denn noch gezweifelt?"
"Nein. Nicht wirklich."
"Na, also!"
"Vielleicht habe ich gehofft, dass es nicht wahr ist."
Er zuckte die Schultern.
"Was gibt's dazu noch zu sagen?", meinte er resignierend.