Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore

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Einäugige Killer: 5 klassische Krimis - Cedric Balmore

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»Ich bin dem Mörder von Lester Norwich auf den Fersen, Sir.«

      Ein Akt — was soll's?

      »Sie haben eine heiße Spur?« fragte Mr. McKee beeindruckt.

      »Mehr als das. Ich folge ihm. Er fährt einen Dodge mit der Nummer LX-4719. Mich würde es interessieren, auf wessen Namen der Wagen zugelassen ist.«

      »Ich habe mir die Nummer notiert«, meinte Mr. McKee. »Brauchen Sie Verstärkung?«

      »Danke, vorerst nicht.«

      »Waren Sie in der Nähe, als es in Norwich’ Office krachte?« frage Mr. McKee.

      »Ich habe die Schüsse nicht gehört. Ich wußte nicht einmal, daß Norwich angegriffen worden ist, aber mir fiel der Mann auf, der das Gebäude verließ. Er benahm sich so, wie jemand auf treten würde, der besonders unbefangen und normal erscheinen will und damit genau das Gegenteil erreicht. Mein Instinkt sagte mir, daß es nicht schaden könnte, ihm zu folgen. Ich hatte Glück, das ist alles. Natürlich kann sich heraussteilen, daß meine Nase mich im Stich gelassen hat und daß der Bursche für den Mordversuch nicht verantwortlich gemacht werden kann. Liegt Ihnen eine Beschreibung des Täters vor?«

      »Sie ist nicht sehr genau. Fest steht eigentlich nur, daß der Mann einen hellen Trenchcoat trug und schütteres blondes Haar hatte. Er stellte sich der Vorzimmerdame als Burt Forster vor, aber dieser Name ist mit Sicherheit erfunden.«

      »Der Mann, dem ich folge, tragt einen Trenchcoat und hat schütteres blondes Haar«, sagte ich.

      »Wo sind Sie im Augenblick?«

      »In der Bronx. Wir fahren den Major Deegan Expressway hinab und passieren gerade die Bronx Station in der 138. Straße«, antwortete ich.

      »Weiß der Mann, daß Sie ihm folgen?«

      »Ich glaube, daß er mich noch nicht bemerkt hat. Zwischen ihm und mir fahren zwei Wagen.«

      »Ich rufe zurück, sobald ich erfahren habe, wem der Dodge gehört«, sagte Mr. McKee.

      Der Dodge verließ den Major Deegan Expressway. Wenig später stoppte er in einer schmalen Seitenstraße in einer Parklücke. Ich rollte an ihm vorüber und hielt vergeblich nach einem Parkplatz Ausschau. Kurz entschlossen setzte ich den Jaguar in eine Hofdurchfahrt.

      Ich stieg aus. Beim Betreten der Straße sah ich gerade noch, wie der Mann im Trenchcoat eine Treppe hochstieg, die zum Eingang einer fünfstöckigen mausgrauen Mietskaserne führte. Er hatte seine Hände aus den Manteltaschen gezogen. Ich bemerkte, daß er trotz der Wärme Handschuhe trug.

      Ich eilte die Straße hinab, hastete die Treppe zum Eingang hinauf und ließ meine Blicke über die Namensschilder an den Briefkästen gleiten. Ihre Zahl ließ vermuten, daß auf jeder Etage mindestens fünf Familien wohnten. Das Haus hatte keinen Lift. Im Flur spielten Kinder. Sie verursa'chten dabei einen Heidenlärm.

      Ich griff mir einen Zehnjährigen, der frech, aber intelligent aussah. »Hallo, Chef«, sagte ich. »Wohin ist der Mann im Trenchcoat gegangen? Er ist vor mir hereingekommen. Du hast ihn doch gesehen?«

      Während ich fragte, klimperte ich mit dem Kleingeld, das ich in der Tasche hatte.

      Der Junge rümpfte die Nase. »Klar habe ich ihn gesehen«, sagte er. »Er wohnt nicht hier. Ich nehme an, er ist zu Chum gegangen.«

      »Wer ist Chum?«

      »Er hat das Hofgebäude gemietet. Ein Maler. Macht Pop. Große Klasse!«

      Ich drückte dem Jungen fünfzig Cent in die Hand und betrat den Hof. Er war klein und .häßlich, so häßlich wie der einstöckige Ziegelschuppen, der seine hintere Begrenzung bildete. An der Außenseite führte eine Holztreppe zur Tür in der ersten Etage hoch. Der Bewohner des Hauses hatte ein großes Atelierfenster in die Hauswand einbauen lassen, dessen sachliche Modernität in dem baufälligen Gebäude geradezu grotesk wirkte. Ich stieg die Treppe hinauf und stoppte vor einer Holztür, die mit knallbunten Popmotiven bemalt war und kein Namensschild trug. Ich klopfte. Als niemand antwortete, öffnete ich die Tür und trat ein. Mein erster Blick fiel auf das Girl.

      Es stand in der Mitte des Ateliers auf einem Holzpodest, groß, schlank und völlig nackt. Das Mädchen hatte eine wundervolle Figur, aber mehr noch als die glatte Vollkommenheit ihres Körpers irritierte mich die flackernde Angst in ihren großen grünen Augen.

      Das Mädchen rührte sich nicht. Sie machte nicht einmal den Versuch, seine Blöße mit den Händen zu verdecken. Sie stand einfach da, reglos, mit an den Seiten herabhängenden Armen, und starrte mich an.

      »Ich hatte geklopft«, sagte ich entschuldigend und schaute mich um. Ich fühlte mich in einen Antiquitätenladen versetzt, dessen Inhaber vornehmlich mit Bildern handelte, nur waren diese Bilder nicht von der Art, wie man sie in einem solchen Geschäft erwartet. Sie waren ausnahmslos abstrakt. Ich fragte mich, wozu ein Maler für derlei Kompositionen ein Modell benötigte.

      Alte Schränke und Truhen, Kolonialstil neben Louis Seize, ein paar Skulpturen, Rodin-Kopien, Tische, Stühle und Standuhren — dazwischen, darauf und darunter Bilder, Bilder, Bilder. Wer sich in diesem Raum bewegte, mußte bei jedem Schritt achtgeben, nicht irgend etwas umzustoßen oder zu beschädigen.

      »Sehr hübsch«, sagte ich und wandte mich erneut dem Mädchen zu. Die Angst, die sie empfand, machte sie unempfindlich für den Doppelsinn des Komplimentes.

      »Was wollen Sie hier?« fragte sie kaum hörbar und mit bebender Stimme.

      »Ich suche einen Mann. Er hat schütteres blondes Haar und trägt einen Trenchcoat. Ist er vor ein oder zwei Minuten hereingekommen?«

      »Nein«, sagte sie.

      »Wo ist der Maler?« wollte ich wissen.

      »Chum ist im Bad«, antwortete sie. »Es ist niemand hereingekommen, niemand außer Ihnen. Ich muß es wissen. Ich war die ganze Zeit hier.«

      Mein Blick wurde auf einen kleinen Scherbenhaufen gelenkt, der in einem der schmalen Durchgänge auf dem Boden lag. Ich ging darauf zu und bückte mich danach. Die Bruchstücke waren frisch. »Wann ist das passiert?« fragte ich.

      »Was passiert?«

      »Das mit der Schale. Wer hat sie vom Tisch gestoßen?« fragte ich.

      »Ich — ich weiß es nicht«, murmelte das Mädchen.

      Ich überlegte. Alle Anzeichen sprachen dafür, daß ein Fremder die Schale vom Tisch gefegt hatte. Das Malheur hatte nur deshalb geschehen können, weil der Mann sich in der Enge des Raumes zu schnell und zu unvorsichtig bewegt hatte. Dem Maler und seinem Modell wäre das vermutlich nicht passiert.

      »Wie heißen Sie?« fragte ich das Mädchen.

      »Liz Gaylord«, antwortete sie. Das Beben war noch immer in ihrer Stimme. Ich hörte nur mit halbem Ohr hin. Meine Sinne konzentrierten sich auf die Umgebung, vor allem auf die beiden Türen am anderen Ende des Raumes und auf das, was dahinter vor sich ging. Geräusche waren nicht zu hören.

      »Wohin führen diese Türen?« erkundigte ich mich.

      »Wieso interessiert

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