Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore
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Читать онлайн книгу Einäugige Killer: 5 klassische Krimis - Cedric Balmore страница 15
»Verdammt noch mal, wer ist dieser Norwich?«
»Das sage ich Ihnen gleich. Erst möchte ich mal Ihren Namen hören.«
Er präsentierte mir schweigend seinen Führerschein. Das Papier lautete auf den Namen Hugh Parrish. Ich stieß einen Pfiff aus. »Jetzt erinnere ich mich an Sie. Sie waren vor fünf Jahren an dem Kenwood-Bankraub beteiligt.«
»Ich habe bloß Schmiere gestanden«, sagte er bitter. »Trotzdem haben sie mir fünf Jahre aufgebrummt.«
»Bei dem Bankraub wurden drei Menschen getötet«, sagte ich und gab Parrish den Führerschein zurück. »Von den vier verhafteten Tätern wollte es keiner gewesen sein…«
»Ich war es jedenfalls nicht!«
»Ich halte nur fest, daß Sie schon einmal in einen Mordfall verwickelt waren. Sie können sich leicht ausrechnen, was geschehen wird, wenn Lester Norwich seinen Verletzungen erliegen sollte.«
»Sie haben mir noch immer nicht gesagt, wer dieser Lester Norwich ist.«
»Ein Diamantenhändler. Er wurde ungefähr zü dem Zeitpunkt erschossen, als Sie das Haus in der 5. Avenue verließen und mit Ihrem Dodge davonfuhren.«
»Mein verdammtes Pech!« preßte Hugh Parrish durch die Zähne. »Immer gerate ich in Sachen, die andere drehen. Es ist, als wäre ich darauf abonniert.«
»Okay, sehen wir uns einmal Ihren Dodge an«, sagte ich.
»Es ist nicht mein Dodge«, murmelte der Gangster. . »Das war der zweite Grund, weshalb ich nicht geschnappt werden wollte. Ich habe versucht, Sie hier abzuschütteln. Der Wagen ist geklaut.«
»Es hat den Anschein, als brauchten Sie sich um Ihre weitere Zukunft keine Sorgen zu machen«, stellte ich fest. »Ihre Aussichten, Staatspensionär zu werden, sind denkbar gut.«
Wir gingen ins Atelier. Das Mädchen saß mit hochgezogenen Knien auf einem Stuhl. Den Morgenmantel hatte sie um ihre Beine gezogen. Sie zitterte, als ob sie fröre.
»Es ist alles vorbei, Liz«, sagte der Maler tröstend.
»Es war widerlich!« hauchte sie. »Ich hatte schreckliche Angst…«
In diesem Moment öffnete sich die Tür. Ich zuckte herum und hob die Pistole.
Der Mann erstarrte beim Anblick der Waffe. Er war groß und breitschultrig, ein Endfünfziger in einem auffälligen, tadellos gearbeiteten Maßanzug, ein Mann, der nach Geld und Macht roch. Ich hatte ihn schon tausendmal auf Fotos gesehen. Jetzt traf ich ihn zum erstenmal persönlich.
Es war Ken Price, der Syndikatsboß. Es war der Vater der ermordeten Lala.
Aus Chicago kommt der Gangsterboß
Hugh Parrish war ein Mann, der seine Chance zu nutzen wußte. Er wartete nicht ab, daß ich mich von meiner Überraschung erholte. Da er jetzt hinter mir stand, hatte er keine Mühe, einen blitzschnellen und knallharten Handkantenschlag anzubringen. Er setzte ihn auf meinen Hals. Ich fiel um und hörte auf, an etwas zu denken.
Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf einem mit rotem Plüsch bezogenen Biedermeiersofa. Am Fußende des Polstermöbels saß Ken Price. Der Maler stand hinter ihm. Ich wandte den Kopf. Liz Gaylord und Hugh Parrish waren verschwunden.
Ich schwang die Füße auf den Boden und setzte mich behutsam auf. »Wo ist er?« fragte ich.
»Er hat nicht viel Zeit verloren«, sagte der Maler bitter. »Als Sie zu Boden gingen, riß er Ihnen die Pistole aus der Hand. Damit schüchterte er uns ein. Wir mußten zusehen, wie er mit Liz türmte, ohne etwas dagegen unternehmen zu können. Er hat sie als Geisel mitgenommen.«
Ich massierte mir den Hals. »Sie hatten einen großartigen Auftritt«, sagte ich zu Price. Der Spott in meiner Stimme war unüberhörbar, aber Price tat so, als sei alles okay.
»Ich habe nichts getan«, meinte er. »Ich bin nur hereingekommen. Sie wußten, daß der Mann gefährlich war. Mr. Gardner erzählte es mir, während Sie bewußtlos waren. Es war Ihre Schuld, daß Sie sich unter diesen Umständen von dem Mann überrumpeln ließen.«
»Was tun Sie in New York?« fragte ich ihn.
»Blöde Frage!« knurrte er. »Wie Sie wissen, wurde meine Tochter ermordet.«
Ich bemerkte erst jetzt das schmale schwarze Bändchen am Knopfloch seines Anzugrevers. Ken Price roch nach einem aufdringlichen Rasierwasser. Er hatte plumpe, weiche Hände, denen man die Pflege einer Maniküre anmerkte.
Er hielt meinem Blick ruhig stand. Er hätte hundert Prozesse und tausend Kämpfe mit der Polizei überstanden. Er war gerupft, aber ungebrochen aus diesen Auseinandersetzungen hervorgegangen, ein Mann, der sich mit Geld und Gewalt gekauft hatte, was er gerade brauchte — Zeugen, Alibis und Anwälte.
In den letzten Jahren war es stiller um ihn geworden. Selbst in Chicago war die Zeit der blutigen Bandenkriege und der nackten Gewalt eleganteren Spielarten des Verbrechens gewichen. Kfen Price hatte sich rechtzeitig umgestellt. Die meisten der von ihm kontrollierten Firmen operierten auf legaler Basis und zahlten brav ihre Steuern — aber es waren Betriebe, die mit Blutgeld finanziert worden waren, mit geraubten und erpreßten Vermögen.
Ken Price hatte einen faszinierenden Kopf, ein scharfes Raubvogelprofil, das Brutalität und Intelligenz verriet und durch eine starke Ausstrahlung imponierte. Seine Stimme paßte dazu. Sie hatte den sonoren Klang eines Bühnenschauspielers. Wenn Price den Mund aufmachte, waren die anderen still. Am merkwürdigsten waren seine Augen. In seiner Jugend waren sie wegen ihres metallischen, hellen Glanzes berühmt gewesen, und selbst jetzt noch lag etwas Zwingendes in ihnen. Es war zu verstehen, daß Ken Price seinefi Weg gemacht hatte. Ohne Zweifel hatte er das Zeug dazu, andere Menschen zu führen. Dummerweise hatte er mit dieser Gabe die verkehrte Richtung eingeschlagen.
»Hier ist weder das Leichenschauhaus noch der Friedhof«, sagte ich. »Weshalb kamen Sie her?«
»Ich suche den Mörder«, gab er zu.
»In Mr. Gardners Atelier?«
Ken Price wandte den Kopf. »Sagen Sie es ihm, Chum«, meinte er.
»Ich habe Lala Price porträtiert«, sagte Gardner.
»Wann?« fragte ich überrascht.
»In der vergangenen Woche.«
»Ich habe davon erfahren«, schaltete sich Ken Price ein. »Ich kam her, um festzustellen, für wen sie sich malen ließ und wer sie begleitete.«
»Well?« fragte ich und schaute Gardner an.
»Sie kam stets allein«, sagte er.
»Wann war sie das letztemal hier?«
»Vorgestern. Sie holte das Bild ab.«
»Was zahlte sie dafür?«
»Zweitausend in bar.«
»Was