Einäugige Killer: 5 klassische Krimis. Cedric Balmore
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Читать онлайн книгу Einäugige Killer: 5 klassische Krimis - Cedric Balmore страница 16
»Ich dachte, Sie malen nur abstrakte Sachen«, sagte ich.
Gardner schüttelte den Kopf. »Von Zeit zu Zeit muß ich mir und meinen Kritikern beweisen, daß ich handwerklich mit ihnen durchaus Schritt halten kann. Viele meinen nämlich, hinter meinen Popbildern verberge sich pure Stümperei.«
»Wie ist Lala Price an Sie geraten?« wollte ich wissen. »New York kennt prominentere Porträtisten — womit ich Ihnen nicht zu nahe treten will.«
Gardner winkte ab. »Ich bin nicht empfindlich. Sicher gibt es bekanntere Maler als mich — aber die sind auch wesentlich teurer. Sie kam eines Tages her und wollte wissen, ob ich sie malen könnte. Ich sah ihr an, daß sie nicht von der Wohlfahrt lebte, und forderte forsch zwei große Lappen. Sie willigte ein, ohne mit den Wimpern zu zucken. Auf diese Weise kamen wir zusammen.«
»Wie oft war sie hier?«
»Lassen Sie mich mal nachdenken. Neun- oder zehnmal würde ich sagen. Jeweils anderthalb Stunden.«
Ich blickte Price an. »Befindet sich das Bild in der Wohnung Ihrer Töchter?«
»Nein«, sagte er. Er wandte sich an Gardner. »Und Sie sind sicher, daß sie niemals abgeholt wurde?«
»Ziemlich sicher«, meinte Gardner. »Dafür gibt es eine plausible Erklärung. Ich vermute, daß das Bild als ein Geschenk für ihren Freund bestimmt war. Da sie ihn damit überraschen wollte, ließ sie sich nicht von ihm begleiten, wenn sie zu den Sitzungen erschien.«
»Ich glaube, wir sind ein wenig vom Thema abgekommen«, sagte ich. »Es geht nicht um das Bild. Es geht um den mehr als auffälligen Umstand, daß Lala Price sich ausgerechnet hier malen ließ — in einem Atelier, das Norwich’ Mörder als Zuflucht benutzte.«
»Ist Norwich denn tot?« fragte Price stirnrunzelnd.
»Er schwebt in Lebensgefahr. Der Angriff auf jhn war ein Mordanschlag. Kennen Sie Norwich?«
»Nein, ich hörte auf dem Wege nach hier im Autoradio, was ihm zugestoßen ist.«
Ken Price sprach höflich, mit einem Unterton von Desinteresse. Ich starrte ihn an. Er war allein in Gardners Atelier erschienen. Das war ebenso auffällig wie sein Erscheinen schlechthin. Price war kein Mann, der sich frei zu bewegen wagte. Normalerweise wurde er stets von ein oder zwei Leibwächtern begleitet.
»Was sagen Sie dazu, Gardner?« wandte ich mich an den Maler.
Er schrak zusammen. »Wozu?«
»Zu Hugh Parrish’ Auf tauchen in Ihrem Atelier.«
»Das hat er Ihnen doch erklärt! Es war mehr oder weniger ein Zufall.«
»Erwarten Sie, daß ich das glaube? Zwischen dem Überfall auf Norwich und Lala Price’ Tod besteht ein Zusammenhang — ein Zusammenhang aus blitzenden Diamanten. Lala Price wurde hier gemalt. Welcher Zufall sollte Norwich’ Angreifer ausgerechnet in dieses Atelier verschlagen haben — in einen Raum, der Minuten später vom Vater der Toten besucht wird?«
»Ich gebe zu, daß das reichlich verworren wirkt«, sagte Gardner, »aber ich kann Ihnen nicht mehr sagen, als ich weiß. Lala Price wurde von mir gemalt. Sie hat für das Bild zweitausend Dollar bezahlt und es vorgestern mitgenommen. Ich kenne den Mann nicht, der mit dem Bild beglückt werden sollte — falls es einen solchen Mann überhaupt gibt. Lala Price hat niemals darüber gesprochen, was sie mit dem Bild anzustellen beabsichtigte. Sie war ziemlich zugeknöpft. Ich hielt sie für arrogant, um ehrlich zu sein.«
Irgend jemand in diesem Haus log. Vermutlich taten das alle beide. Ich war ein paar Minuten ohne Bewußtsein gewesen. Jack Gardner und Ken Price hatten sich während dieser Zeit arrangieren und eine Absprache treffen können.
»Wie wollen Sie Lalas Mörder finden?« fragte ich den Syndikatsboß.
»Mit den gleichen Methoden wie Sie«, meinte er. »Indem ich jede Spur verfolge. Mr. Gardner war nur eine von vielen.«
»Woher stammt die Information, daß Lala sich hier malen ließ?«
»Das ist nicht wichtig«, sagte er.
»Von Harper?« fragte ich.
»Vielleicht.«
»Ich brauche ihn. Wo hält er sich auf?«
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, meinte Ken Price und produzierte ein dünnes, maliziöses Lächeln. »Selbst wenn ich es wüßte, würden Sie es nicht von mir erfahren. Machen wir uns nichts vor, mein Bester. Wir sind Gegner. Ich habe zeit meines Lebens eine Zusammenarbeit mit der Polizei und dem FBI vermieden… Eine Einstellung, die durchaus auf Gegenseitigkeit beruht. Ich habe nicht vor, mit diesem Prinzip zu brechen. Ich werde den Mörder meiner Tochter finden und bestrafen. Sie müssen sich verdammt beeilen, wenn Sie mir dabei zuvorkommen wollen — und jetzt möchte ich mich verabschieden. Guten Tag, meine Herren.«
Er stand auf und ging zur Tür. Er verließ den Raum, ohne sich nochmals umzudrehen.
»Was für ein Tag!« meinte Gardner und setzte sich auf das andere Ende des Sofas. »Was soll ich jetzt bloß machen? Was kann ich tun, um Liz zu retten? Das arme Ding stirbt sicherlich vor Angst.«
»Parrish wird nicht wagen, sie anzurühren«, sagte ich. »Ich glaube nicht mal, daß er Norwich niedergeschossen hat.«
Gardner blickte mich fragend an. »Sie haben Ihre Meinung geändert?«
»Das passiert oft in meinem Beruf. Hauptsache, die Richtung stimmt, wenn die Anklage zurechtgezimmert wird. Warum haben Sie mich belogen, Chum?«
»Das habe ich Ihnen doch erklärt«, sagte er mürrisch. »Ich wurde von Parrish dazu gewungen.«
»Das meine ich nicht… Ich spreche von dem, was geschah, während ich ohnmächtig’war. Warum ist Price hergekommen? Hat er Sie unter Druck gesetzt?«
»Nein«, sagte Gardner. »Sie haben ja gehört, was er von mir wollte.«
Ich verabschiedete mich und ging. Als ich die Straße betrat, war der Dodge verschwunden. Der Junge, dessen Auskünfte ich mit fünfzig Cent belohnt hatte, kam grinsend auf mich zu. »Haben Sie den Mann gefunden, Mister? Ich habe ihn gesehen. Er ist mit Chums Biene weggefahren. In einem roten Dodge.«
Ich nickte. »Hast du auch den anderen Mann gesehen?« fragte ich. »Er trug einen beigefarbenen Anzug.«
»Den reichen Pinkel?« fragte der Junge. »Klar, er war mit einem Taxi hier.«
»Allein?«
»Ganz allein, der Taxifahrer mußte auf ihn warten.«
»Hast du den Mann schon mal hier gesehen?«
»Nein, noch nie.«
Ich nickte und kehrte zu meinem Jaguar zurück. Ken Price ohne Gorillas! Dahinter steckte etwas. Ich begann ein paar Zusammenhänge zu ahnen, aber das Bild wurde dadurch nicht deutlicher. Es war, als sähe ich es durch ein falsch eingestelltes Prismenglas, unscharf und verschwommen.