Vier Mordfälle für den Schnüffler: N.Y.D. New York Detectives Sammelband 4 Krimis. A. F. Morland

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Vier Mordfälle für den Schnüffler: N.Y.D. New York Detectives Sammelband 4 Krimis - A. F. Morland

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streifte die Asche ab. „Und?“, fragte er interessiert.

      „Brannon kommt von ganz unten.“ „Jeder kann nicht als Kronprinz auf die Welt kommen.“

      „Brannon kommt aus der Gosse, Toby, und er war da ziemlich lange. So etwas prägt einen Menschen, dagegen kannst du sagen, was du willst. Die Gosse macht einen Mann hart und rücksichtslos. Nirgendwo ist der Existenzkampf schlimmer als dort. Viele versuchen, sich hoch zu boxen, aber nur wenigen gelingt es. Diejenigen, die es schaffen, sind zumeist die Rücksichtslosesten von allen.“ Rogers wiegte den Kopf. „Mann, wenn Brannon dich reden hören könnte.“

      „Vielleicht biete ich ihm die Möglichkeit noch“, gab Bount ernst zurück. Er fuhr fort: „Versetz dich mal in die Lage von so einem armen Teufel, Toby. Er ist nichts und hat nichts. Er will nach oben und er strengt sich dafür mächtig an. Es gelingt ihm, eine Limonadenfabrik auf die Beine zu stellen. Ein Kunststück, das kaum einem anderen glückt. In ganz New York und in den angrenzenden Bundesstaaten trinkt man sein Produkt. Er kann also behaupten, dass er es geschafft hat. Bist du mit mir bis hierher einer Meinung?“

      „Ja. Aber ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst.“

      „Das will ich dir gern erklären“, sagte Bount. „Brannon hatte weiß Gott kein leichtes Leben bisher. Doch nun besitzt er ein gutgehendes Unternehmen. Glaubst du im Ernst, dass so ein Mensch nach so vielen harten Jahren, nach all den Entbehrungen mit der Faust auf den Tisch haut und sagt: Ich will nicht mehr! Es macht mir keinen Spaß mehr, Limonade zu produzieren! Ich möchte etwas ganz anderes machen! Denkst du wirklich, dass Rick Brannon seine Fabrik, wenn sie gut geht, so einfach abstößt und ein Wagnis auf sich nimmt, von dem er im Vorhinein nicht weiß, wie es ausgehen wird und das ihn, wenn es ganz schlimm kommt, wieder in die Gosse zurückbefördern könnte?“ Toby nahm noch einen Zug von der Zigarette.

      Dann drückte er sie im Aschenbecher aus und setzte sich an seinen Schreibtisch.

      Er knetete seine Finger so fest, dass sie knackten und er starrte dabei Löcher in die Schreibtischplatte. „Du meinst also, Brannons Fabrik könnte von einer Krankheit befallen sein“, sagte der Captain.

      „Von einer verborgenen Krankheit“, sagte Bount.

      „Von einer Krankheit, die Brannon selbst verborgen hat“, sinnierte Toby weiter.

      Bount nickte. „Und nun kommt es zu einer Buchprüfung. James Hirth besteht darauf. Rick Brannon kann nicht gut ablehnen.“

      „Das ist klar. Sonst weiß Hirth ja sofort, dass was faul ist.“

      „Brannon hofft, die Bücher so gut frisiert zu haben, dass Dave Booger ihm nicht auf die Schliche kommt. Aber Booger hat eine ausgezeichnete Spürnase. Er riecht nach zwei Tagen, wo der Hund begraben ist. Vermutlich geht er zu Brannon, um ihm mitzuteilen, dass ihm etwas sauer aufgestoßen ist. Er macht Brannon klar, dass er Hirth gleich morgen informieren wird und geht dann nach Hause. Er bleibt da aber nicht, sondern begibt sich in eine Bar namens Arche Noah, trinkt dort einiges über den Durst und lernt schließlich ein Mädchen kennen, das in Wirklichkeit ein Mann ist... Der Rest ist bekannt.“

      Rogers suchte Bounts Augen. „Dieses falsche Mädchen... Nimmst du an, dass das Rick Brannon gewesen ist?“

      Bount schüttelte den Kopf. „Wenn ich von dem ausgehe, was ich über Brannon erfahren habe, glaube ich nicht, dass er sich selbst die Hände schmutzig gemacht hat.“

      Toby setzte sich mit einem entschlossenen Ruck gerade. „Ich werde versuchen, vom Attorney die Genehmigung zu kriegen, zwei gerichtlich beeidete Buchprüfer auf Brannons Bücher ansetzen zu dürfen.“

      Bount nickte schmunzelnd. „Genau den Vorschlag wollte ich dir gerade machen.“

      20

      Wilkie rief an. „Na Bount, wie kommst du voran?“

      Bount Reiniger informierte seinen Mitarbeiter über den neuesten Stand der Dinge. Abschließend sagte er: „Du hattest Glück, mich noch im Büro zu erwischen. Ich war mit einem Bein schon auf dem Gang.“

      „Du machst den Laden dicht?“, staunte Wilkie. „Es ist doch erst elf.“ „Ich habe keine Sekretärin mehr, die hier die Stellung hält.“

      Wilkie lachte. „Ach ja richtig. Wie geht’s denn unserer Professionellen?“

      „Ich werde sie danach fragen, wenn ich sie sehe.“

      „Steht schon fest, wann das sein wird?“

      „In fünfzehn Minuten. Vorausgesetzt, du hältst mich nicht länger auf.“

      „Hab schon verstanden“, erwiderte Lenning. „Ich wollte dir nur mitteilen, dass ich bis auf weiteres im TEC-Plattenstudio zu erreichen bin. Man hat mich gebeten, für einen erkrankten Gitarristen einzuspringen und du weißt, wie schwer ich nein sagen kann. Falls du mich brauchst, ruf mich an, dann mache ich mich irgendwie frei, okay?“

      „In Ordnung, Wilkie“, sagte Bount und legte den Hörer in die Gabel. Er verließ das Büro-Apartment, fuhr vom 14. Stock mit dem Expresslift zur Tiefgarage hinunter und schwang sich in seinen 450 SEL. Der Wagen rauschte die Auffahrt hinauf und fädelte sich bei der nächsten Gelegenheit in den zähflüssigen Verkehr ein.

      Genau fünfzehn Minuten später stand Bount mit Blumen vor June Marchs Tür. Sie bewohnte in einem Apartmenthaus in der 123rd Street ein kleines Apartment. Bount drückte auf den Klingelknopf. Drinnen machte es Dingdong. Er hörte schlurfende Schritte, ein geplagtes Seufzen und Stöhnen. Dann wurde er durch den Türspion gemustert. Er setzte sein Strahlemann-Lächeln auf und sagte: „Ich bin’s, dein Liebhaber.“

      June öffnete schlaftrunken die Tür. „Wärst du wohl gern“, sagte sie und gähnte hinter der vorgehaltenen Hand. Sie stammte aus Minneapolis, Minnesota, und es hatte da mal einen Mann gegeben, der ihr sehr viel bedeutet hatte. Die Verlobung platzte aus Gründen, die Bount bis heute nicht herausgekriegt hatte und seither konnte das hübsche Mädchen in Liebesdingen nicht mehr richtig Tritt fassen. Es gab Momente, in denen Bount Reiniger das insgeheim sehr bedauerte.

      Junes Blondschopf war auf eine lustige Art zerzaust. Sie trug einen hauchdünnen Schlafrock, der ihre attraktive Figur zwar verhüllte, aber dennoch nicht allzu viel davon verbarg.

      „Guten Morgen, Chef“, sagte das Mädchen und gähnte schon wieder.

      „Guten Morgen?“, lachte Bount. „Es ist schon fast Mittag.“

      „Großer Gott...“

      „Wann bist du nach Hause gekommen?“

      „Im Morgengrauen. Ich wollte dich um neun

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