Übergewicht und Krebs. Prof. Dr. Hermann Delbrück
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Übergewicht und Krebs - Prof. Dr. Hermann Delbrück страница 14
• Nicht rauchen (wahrscheinlich)
• Körperliche (sportliche) Aktivität. (gesichert).
• Verbesserung der Vitamin-D-Aufnahme (wahrscheinlich)
• Mediterrane Kost (wahrscheinlich)
• Hoher Anteil an Gemüse und Obst bei der Ernährung (wahrscheinlich)
• Nahrungsergänzungsmittel, Vitamine (nicht gesichert)
• Reduzierung des Alkoholkonsums (gesichert)
• Therapie eines Typ-2-Diabetes (gesichert)
• Geringe und gezielte Strahlenbelastung bei Prostata- und Enddarmkrebs (wahrscheinlich)
• Stabilisierung der Colitis-ulcerosa-Aktivität (gesichert)
Kommentar zur Relevanz der Krebsvorsorge-Früherkennung: Je mehr Risiken man hat, desto größer ist die Erkrankungswahrscheinlichkeit – und umso notwendiger sind die Vorbeugung und Krebs-Früherkennungs-Untersuchungen.
Die Tatsache, dass die Anzahl der Patienten mit aggressivem Darmkrebs in Deutschland seit Jahren kontinuierlich sinkt, ist dem Screening mit Stuhlbluttests, besonders aber der Vorsorgespiegelung – mit gleichzeitiger Entfernung von Krebsvorstufen – zu verdanken. Die Darmspiegelung und die prophylaktische Polypenentfernung ist eindeutig die beste Krebsvorsorge/Früherkennungs/Maßnahme. Bei einer noch häufigeren und frühzeitigeren Inanspruchnahme würde die Erkrankungs- und Sterberate voraussichtlich weiter sinken.
Schätzungen ergaben, dass Männer mit einem mittleren genetischen Risiko und einem durchschnittlichen Lebensstil, die keine Darmspiegelung wahrnehmen, ein 30-Jahres-Risiko für Darmkrebs von 7,4 Prozent haben. Anders ausgedrückt: Von hundert Männern mit diesem Risikoprofil werden sieben bis acht innerhalb der nächsten 30 Jahre an Darmkrebs erkranken. Bei Männern mit vergleichbarem genetischem Hintergrund, die jedoch gesünder lebten und eine Darmspiegelung wahrnehmen, liegt das Risiko lediglich bei 1,9 Prozent (Carr et al. 2020).
Gesetzlich Krankenversicherte haben einen Anspruch auf zwei Darmvorsorge-Spiegelungen. Ergibt die erste Untersuchung keinen krankhaften Befund oder werden hier lediglich Adenome mit niedrigem bzw. mittlerem Risiko entfernt, so ist eine weitere Untersuchung erst in zehn Jahren notwendig. Relevante Befunde (2,8 %) sind in der Zwischenzeit nämlich bei Menschen ohne erhöhtes Erkrankungsrisiko relativ selten. Nur bei einer Entfernung von Adenomen mit hohem Risiko (größere Adenome oder Adenome mit erheblichen Zellveränderungen) oder in besonderen Risikofällen wie z. B. bei einer familiären Vorbelastung bzw. starkem Übergewicht) wird zu einer vorzeitigen Folgeuntersuchung geraten (Cross et al 2020).
Die Vorsorge-Koloskopie bietet mehr Sicherheit als Stuhltests, obwohl sich deren Spezifität und Sensitivität mit der Einführung immunologischer Stuhltests (FITs) verbessert haben. Es ist bemerkenswert, dass Stuhltests – trotz ihrer geringen Empfindlichkeit sowie der vielen falsch negativen und falsch positiven Befunde, mit entsprechend teuren Folgekosten – weiterhin im Rahmen der gesetzlichen Krebsvorsorge-Früherkennung empfohlen werden. Endoskopische Untersuchungen sind wesentlich aussagekräftiger. Allerdings ist die Sigmoidoskopie auch nur beschränkt aussagekräftig, da bei ihr nur ein begrenzter Teil des krebsgefährdeten Dickdarms eingesehen wird. Die endoskopische Koloskopie des gesamten Dick- und Enddarms ist eindeutig der Goldstandard in der Darmkrebsvorsorge-Früherkennung. Aufgrund ihrer geringen Spezifität und der Strahlenbelastung kommt die virtuelle Koloskopie nur in Ausnahmefällen in Frage.
Ein genetisches Risiko für Darmkrebs muss in Betracht gezogen werden, wenn mehr als zwei Verwandte ersten Grades daran erkrankt waren (sind) bzw. mehr als ein Verwandter bis zum Alter von < 50 Jahren an einem Darmkarzinom litt (leidet). Bei multiplem Polypenbefall sollten die direkten Angehörigen des Betroffenen ebenfalls Genuntersuchungen in Erwägung ziehen, um die Anlage für eine familiäre adenomatöse Polypose (FAP) auszuschließen. Werden FAP-Gene festgestellt, müssen die Betroffenen sich alle ein bis zwei Jahre einer endoskopischen Untersuchung unterziehen.
Asymptomatische HNPCC-Träger sollten alle zwei Jahre eine Vorsorgekoloskopie in Erwägung ziehen. Trägern von MCH1- und MsH2-Mutationen wird eine solche ab dem 25. Lebensjahr empfohlen, Trägern von MSH5- und PMS2-Mutationen ab dem 35. Lebensjahr.
Da Männer früher und häufiger als Frauen an Darmkrebs erkranken, genehmigen ihnen die Krankenkassen die erste Vorsorge-Darmspiegelung bereits mit 50 Jahren, den Frauen hingegen erst ab dem 55. Lebensjahr. Da korpulente und gleichzeitig bewegungsarme Frauen ebenfalls stärker gefährdet sind, sollte bei ihnen die erste Vorsorge-Koloskopie auch vor dem 50. Lebensjahr durchgeführt werden. Dies bedarf allerdings der Genehmigung der gesetzlichen Krankenkasse. Personen mit einem erhöhten Risiko wird empfohlen, mit ihrem Arzt die individuelle Gefährdung zu besprechen und – daran angepasst - den Zeitpunkt und die Intervalle bei den Vorsorge-Vorbeugemaßnahmen anzupassen.
Neue Forschungsergebnisse zeigen weitreichende Geschlechterunterschiede beim kolorektalen Karzinom. Dabei gibt es nicht allein Unterschiede bei der Wirkung von Chemo- und Immuntherapien, sondern auch bei der Erkrankungshäufigkeit und dem Erkrankungsalter. Da Frauen später als Männer erkrankten, müsse der Vorsorgezeitraum für Frauen über das 75. Lebensjahr hinaus verlängert werden, fordern Experten.
Schilddrüsenkarzinom
Stark Übergewichtige haben ein höheres Risiko für einen papillären, follikulären oder anaplastischen Gewebetyp – nicht aber für ein medulläres Schilddrüsenkarzinom. Die Tumore sollen aggressiver verlaufen als bei schlanken Frauen: RR = 1,25 bis 1,5 (Harari, A et al 2012, Echmid et al 2015). Metaanalysen, die das Krebsrisiko bei adipösen und normalgewichtigen Frauen verglichen haben, zeigen einen Häufigkeitsunterschied von 29 % (Behrens et al 2018).
Kommentar und Empfehlungen: Es bleibt unklar, ob das erhöhte Krebsrisiko durch die Adipositas selbst bedingt ist oder ob die erschwerten Untersuchungsbedingungen an der späten Krebserkennung – und damit schlechteren Prognose – schuld sind.
Ein hoher Prozentsatz der Tumore ist latent und bereitet keine Beschwerden. Einige Autoren behaupten, bei über 70 % der entdeckten Karzinome handle es sich um Überdiagnosen.
Eine Bestrahlung des Halsbereichs erhöht das Erkrankungsrisiko für ein papilläres Schilddrüsenkarzinom. Kinder reagieren dabei um ein Vielfaches empfindlicher als Erwachsene.
Brustkrebs
Gesicherte, wahrscheinliche und vermutete Risiken für Brustkrebs – im Vergleich zur Normalbevölkerung
• | familiäre Belastung (für Krebs vor den Wechseljahren) | (gesichert) |
• | erbliche Belastung (BRCA1 und BRCA2-Gene) | (gesichert) |
• | Eierstockkrebserkrankung | (gesichert) |
• | Lynch-Syndrom | (gesichert) |
• | Dichter Drüsenkörper | (gesichert) |
• | Vorhergehende Krebserkrankung in der anderen Brust, an den Eierstöcken, in der Gebärmutter oder im Darm | (gesichert) |
• | Diabetes Typ 2 | (gesichert) |
• | Ausgeprägte Mastopathie Grad III | (gesichert) |
• | Frühe erste Regelblutung (< 11 Jahre) (vermutet für Krebs nach den Wechseljahren) | |
• | Spätes Einsetzen der Wechseljahre (> 54 Jahre) | (vermutet) |
• | Spätgebärend
|