Übergewicht und Krebs. Prof. Dr. Hermann Delbrück
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Ein Zusammenhang mit Übergewicht ist nicht bekannt. Zu den Risikofaktoren zählen Humane Papilloma-Viren (HPV) und chronisch entzündliche Hauterkrankungen im Genitalbereich. HPV-assoziierten Karzinome betreffen eher jüngere Patientinnen.
Lungenkrebs
Risiken für Lungenkrebs (im Vergleich zur Normalbevölkerung), modifiziert nach Delbrück 2016 (X = wahrscheinlich erhöht, XX = doppelt so hoch, XXX = mehr als doppelt so hoch, XXXX = sehr hohes Risiko):
• | An Lungenkrebs erkrankter Verwandter ersten Grades < 50 Jahre: | X |
• | An Lungenkrebs erkrankte eineiige Zwillingsgeschwister: | XX |
• | An Lungenkrebs erkrankter Verwandter ersten Grades (Raucher): | XXX |
• | Lebenslanger Tabakabusus: | XXXX |
• | Exraucher: | XXX |
• | Tabakabusus (Pfeife): | XX |
• | Tabakabusus (Zigarre): | XX |
• | Tabakabusus (Wasserpfeife): | XXXX |
• | E-Zigaretten | ? |
• | Alkoholkonsum (Männer) > 50 g täglich: | X |
• | Alkoholkonsum (Frauen) > 30 g täglich: | X |
• | COPD/Emphysem: | XXX |
• | Aids: | XXX |
• | Lungenemphysem: | XXX |
• | Chronische Bronchitis: | X |
• | Idiopathische Lungenfibrose: | XXXX |
• | Multiple Sklerose: | X |
• | Ehemals Tuberkulose: | X |
• | Angeborener Herzfehler: | XX |
• | Asbestexposition (weicher Asbest): | XXXX |
• | Silikose, silikotische Narben: | XX |
• | Raucher bei Silikose: | XX |
• | Raucher bei starker Radonexposition: | XX |
• | Raucher und gleichzeitiger BRCA2-Genträger: | XXX |
• | Kein Rauchabzug in der Küche: | X |
• | Übergewicht im jugendlichen Erwachsenenater: | XX |
• | Zentrales Bauchfett: | XX |
• | Körperliche Inaktivität: | XX |
• | Passivraucher: | X |
• | Nichtraucher, der sich mehr als zehn Jahre in stark verräucherten Arbeitsräumen aufgehalten hat: | XX |
• | Erhöhte Luftschadstoffkonzentration, Feinstaubbelastung: | XX |
• | Dieselrußexposition: | XX |
• | Radon-belastete Wohnbereiche: | XXX |
• | Niedriger sozioökonomischer Status: | X |
• | Hormonersatztherapie bei Frauen (in und nach den Wechseljahren): | X |
• | Beta-Carotin-Nahrungsergänzungsmittel (bei Rauchern): | XX |
• | Längere Einnahme von hoch dosiertem Vitamin B12 und B9: | X |
Radon zählt, neben Tabakkonsum und Asbest, zu den Hauptursachen für Lungenkrebs. Das radioaktive Edelgas ist in der Erde enthalten und kann durch den Untergrund in Gebäude eindringen. Die hierdurch verursachte Strahlenbelastung lässt sich durch die Einhaltung der heutigen Bauvorschriften reduzieren.
Die Feinstaubbelastung wird allgemein als wesentlicher Risikofaktor angesehen. Gesichtsmasken schützen zwar etwas, bieten jedoch letztlich ein falsches Sicherheitsgefühl, da sie die in der Luft befindlichen, krebserregenden Feinstaub-Schadstoffe kaum filtern.
Die COPD ist ein starker Risikofaktor bei Nichtrauchern. Sie wird häufig durch Rauchen ausgelöst, kann aber auch andere Ursachen haben; so z. B. einen Alpha-1-Antitrypsinmangel oder Chemikalien und Schadstoffe wie Feinstaub, denen manche Menschen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind.
Asbest kann Lungen- und Rippenfellkrebs (Mesotheliom) auslösen. Asbest wurde in der Vergangenheit häufig als Baumaterial, zum Brandschutz und zur Isolation verwendet. Seit 1993 ist die Nutzung von Asbest in Deutschland weitgehend verboten. Dennoch stellt die Asbestbelastung nach wie vor ein hohes Risiko dar. In älteren Gebäuden findet sich noch viel Asbest als Dämm- und Isolationsmaterial. Bei der Entsorgung alter asbesthaltiger Materialien, beim Abriss oder Umbau älterer Gebäude werden die gefährlichen Fasern freigesetzt.
Bei Rauchern und Kindern mit angeborenen Herzfehlern (ebenfalls eine Hochrisikogruppe) lassen sich bereits Jahre – ja, Jahrzehnte – vor Ausbruch der Krebserkrankung, überproportional häufig Krebsvorstufen oder Mikrokarzinome feststellen. Möglicherweise werden sie bei einer zusätzlichen Insulinresistenz bzw. bei Übergewicht zum Wachstum angeregt.
Obwohl Nikotin den Stoffwechsel bei Rauchern anregt, und diese meist eher unter- als übergewichtig sind, zählt „Übergewicht“ zu den Erkrankungsrisiken. Entscheidend für das erhöhte Krebsrisiko ist allerdings weniger der BMI als die Körperfettverteilung; der Bauchumfang ist bei Rauchern häufig groß. Im Vergleich zu Personen mit hohem BMI und normalem Taillenumfang besteht bei niedrigem bis normalem BMI, aber großem Taillenumfang, ein erhöhtes Erkrankungsrisiko (Yu et al 2018). Nicht nur die Krebsentstehung wird durch das „viszerale Bauchfett“ negativ beeinflusst, sondern auch der Krankheitsverlauf. Die Krebserkrankungen sind aggressiver (Smith et al 2012, Jeffreys et al 2004, Gray et al 2011, Marshall et al 2019). Ein weiteres Argument für die Krebsgefährdung ist die Beobachtung, dass übergewichtige Kinder und Studenten später unverhältnismäßig häufig an Krebs – auch an Lungenkrebs – erkranken.
Kommentar und Empfehlungen: Die IARC/WHO geht davon aus, dass 90 % aller Lungenkarzinome vermeidbar sind (Ferlay et al 2018). In einem „Deutschland ohne Tabak“ wären 2018 nur 7000 Menschen an Lungenkrebs erkrankt, sagt das DKFZ. Tatsächlich waren es 53.000!
Die Anzahl der Raucher unter den Lungenkrebserkrankten – einschließlich der Tabak Kauer und Schnupfer – hat merklich abgenommen. Die Risikoreduktion ist speziell bei Frauen und bei Jugendlichen deutlich. Zuvor hatte es bei ihnen, eine stetige Zunahme der Krebserkrankungen gegeben. Erfreulicherweise wurde inzwischen auch in Deutschland ein Werbeverbot für Tabakprodukte, das ab 2021 schrittweise umgesetzt werden soll.
E-Zigaretten werden weltweit zur Entwöhnung vom Tabakkonsum eingesetzt, sind aber umstritten. Namhafte Mediziner stehen E-Zigaretten kritisch gegenüber. E-Zigaretten reduzieren ihrer Ansicht nach zwar das Lungenkrebsrisiko, gehen dafür aber mit anderen gesundheitlichen Risiken einher.
Nahrungsergänzungsmittel – einzeln oder in Kombination eingenommen – verringern nicht das Erkrankungsrisiko. Im Gegenteil: einige Vitaminpräparate erhöhen das Risiko sogar. So erhöht Vitamin A das Lungenkrebsrisiko bei Rauchern und bei Menschen, die Asbest ausgesetzt sind. Die Einnahme von Vitamin H (Biotin) kann Laborergebnisse verfälschen.
Kommentar zur Relevanz von Krebsvorsorge-Früherkennungs-Untersuchungen:
Für Lungenkrebs gibt es kein gesetzliches Krebs-Früherkennungs-Programm, gleichwohl ein solches immer wieder propagiert wird. Das liegt daran, dass der Nutzen sehr kontrovers eingestuft wird.
Man ist sich dahingehend einig, dass regelmäßige Sputumuntersuchungen und konventionelle Röntgen-Lungen-Aufnahmen wenig aussagekräftig sind – und man auf sie deswegen zum Screening verzichten sollte.
Einiges spricht für die Vorteile eines Screenings mit einer Niedrig-Mehrschicht-Computertomographie. Dafür spricht die bessere Erkennung peripherer Lungenherde. Vor allem Frauen haben solche peripher lokalisierten Krebsherde. Die bei Männern dominierenden Krebsherde im Lungenmittelfell (Mediastinum) sind im CT hingegen schwerer zu erkennen.
Gegen das CT-Screening spricht die Gefahr einer Überdiagnostik und -therapie. Zwischen