Übergewicht und Krebs. Prof. Dr. Hermann Delbrück

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Übergewicht und Krebs - Prof. Dr. Hermann Delbrück Personalisierte Krebsvorsorge und Früherkennung

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Familiären Brust- und Eierstockkrebs organisiert (www.brca-netzwerk.de).

      Kommentar zur Relevanz der Mammographie-Krebsvorsorge-Früherkennung

      Obwohl Empfehlungen für ein Mammographie- Screening- weiterhin den Standard der Versorgung darstellen, haben Studien aus den USA und anderen Ländern, einschließlich Australien, den Niederlanden und Norwegen, ihren Wert in Frage gestellt. Sicher ist, dass der Nutzen des Mammographie-Screenings allgemein überschätzt wird. Vorteile sind nicht in allen Altersstufen erkennbar. Vor dem 40. Lebensjahr überwiegen die gesundheitlichen Nachteile. Anstatt einer Mammographie sollte in diesem Lebensabschnitt – wenn überhaupt – eine Sonographie zur Früherkennung durchgeführt werden. Sie ist bei einer dichten Brust wesentlich aussagekräftiger und hat keine strahlenbedingten Nebenwirkungen. Eine in der Mammographie dichte Brust stellt einen eigenständigen Risikofaktor dar.

       Zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr ist der Nutzen routinemäßiger Mammographien fraglich. Die europäischen Leitlinien sehen erst ab dem 45. Lebensjahr einen Nutzen. Zwischen dem 50. und 75. Lebensjahr überwiegen eindeutig die Vorteile. Das Mammographie-Screening sollte dann alle zwei Jahre durchgeführt werden – im Alter von 70 bis 74 Jahren alle drei Jahre.

       Empfindlicher (sensitiver) als die Mammographie ist die Kernspin-Untersuchung, die gerade biologisch aggressives Gewebe gut erkennt

       Die digitale Tomosynthese, die als eine “bessere Mammographie“ beworben wurde, ist mit einer etwas höheren Strahlenbelastung als die normale Mammographie assoziiert.

       Frauen mit angeborenem Herzfehler sowie Frauen, die auf dem Brustkorb bestrahlt wurden sowie BRCA-Trägerinnen sind Hochrisikopatientinnen. Bei ihnen sollten ab dem 25. Lebensjahr routinemäßig MRT-Untersuchungen (Kernspin) vorgenommen werden. Sie sind aussagekräftiger – und auch nebenwirkungsärmer – als die Mammographie.

       Zunehmend äußern Experten Zweifel am Wert des Brustkrebsscreenings und schlagen vor, staatlich geförderte Screening-Untersuchungen abzubrechen, da sie die Brustkrebssterblichkeit nicht verringern. Der Rückgang der Brustkrebssterblichkeit sei nicht dem Screening, sondern dem verstärkten Einsatz adjuvanter Therapien zu verdanken, sagen sie. Studien, die Überlebenszeiten ausschließlich nach diagnostischen Maßnahmen wie der Mammographie nachweisen, sind in Anbetracht der Einflüsse von adjuvanten und curativen Therapien von fraglichem Wert.

      Kriterien für eine Analyse der BRCA1 und BRCA2- Gene

      • Die Wahrscheinlichkeit für eine vererbliche Anlage (genetische Mutation) liegt bei mindestens 10 %.

      • Mindestens drei Frauen in der Familie haben (hatten) Brustkrebs (unabhängig vom Alter).

      • Mindestens zwei Frauen in der Familie haben (hatten) Brustkrebs (eine von ihnen vor dem 51. Geburtstag).

      • Mindestens zwei Frauen in der Familie haben Eierstockkrebs (unabhängig vom Alter).

      • Mindestens eine Frau in der Familie hat Brustkrebs vor dem 36. Geburtstag.

      • Mindestens eine Frau in der Familie hat beidseitigen Brustkrebs (dabei liegt die erste Krebserkrankung vor dem 51. Geburtstag).

      • Mindestens ein Mann in der Familie hat Brustkrebs und eine Frau Brust- oder Eierstockkrebs (unabhängig vom Alter).

      • Mindestens eine Frau in der Familie hat triple-negativen Brustkrebs vor dem 50. Lebensjahr.

       Eierstockkrebs

      Gesicherte, wahrscheinliche und vermutete Risiken für Eierstockkrebs, im Vergleich zur Normalbevölkerung

Hormon-Ersatztherapie in und nach den Wechseljahrenwahrscheinlich
Hormonelle Stimulationstherapie bei einer Infertilitätsbehandlungvermutet
An Eierstockkrebs erkrankte Verwandte ersten Gradesgesichert
Lynch-Syndromgesichert
Li-Fraumeni-Syndromgesichert
BRCA1-Mutationgesichert
BRCA2-Mutationgesichert
RAD51C- und RAD51D sowie BRIP1- Mutationengesichert
BARD1 und PALB2vermutet
vorhergehende Brustkrebserkrankunggesichert
Diabetes Typ 2gesichert
Borderline-Tumore der Eierstöckegesichert
Starkes Übergewichtgesichert
Deutliche Gewichtszunahme in der Jugendvermutet
Hochgewachsengesichert
Kinderlosigkeitwahrscheinlich
An Brust- oder Darmkrebs erkranktgesichert
Frühe Periode, später Eintritt der Wechseljahregesichert
Späte erste Schwangerschaftvermutet
Ernährung, die reich an tierischen Fetten istvermutet
Endometriosewahrscheinlich
Polyzystische Ovarienwahrscheinlich
Keine bzw. nur kurze Stilldauervermutet
Frühere Bestrahlung im Beckenbereichgesichert
Tabakabususvermutet
Starker Alkoholkonsum (nach den Wechseljahren)vermutet
Bewegungsmangelvermutet
Europäische Abstammungvermutet
Asbestgesichert
Talkumvermutet

      Je stärker das Übergewicht, desto höher ist das Erkrankungsrisiko (Huang et al 2018). Vor den Wechseljahren ist Übergewicht ein größeres Risiko als danach. Ein BMI > 30 kg/m2 zeigt bei Frauen vor den Wechseljahren ein zwei-bis dreifach erhöhtes Risiko.

      Maßnahmen, welche die Anzahl der Eisprünge im Leben einer Frau verringern, sind Schutzfaktoren. (Antibabypille, mehrere Schwangerschaften und Stillzeiten. Demgegenüber haben Frauen, die nie schwanger waren, ein erhöhtes Risiko).

      BRCA1-Genmutationen werden mit einer statistischen Krebswahrscheinlichkeit von 50 Prozent an die Nachkommen weitergegeben. Eine Mutation im BRCA1-Gen geht mit einem bis zu 44 % höheren, relativen Erkrankungsrisiko einher. Bei einem mutierten BRCA2-Gen beträgt es „nur“ bis zu 17 %. Darüber hinaus gibt es weitere Risikogene (z. B. RAD5IC, BRIPI, MSH6), die aber viel seltener auftreten. Bei ihnen bedarf es – neben den erwähnten, angeborenen Risikogenen – noch weiterer Einflüsse, um die „Krebsgene“ zu aktivieren. Körperliche Aktivität und Übergewicht könnten dazu gehören.

      Wenn BRCA1- und BRCA2-Mutationen nachgewiesen wurden, ist die beidseitige Entfernung der Eierstöcke mit Eileitern das einzig wirksame Vorgehen, um das Erkrankungsrisiko zu senken. Sie soll das relative Erkrankungsrisiko um mehr als 80 % senken.

      Kommentar und Empfehlungen: Die Einnahme der Antibabypille soll eine Senkung des relativen Erkrankungsrisikos um bis zu 40 % bewirken. Je länger die Empfängnisverhütung vorgenommen wurde, umso größer ist der Schutzeffekt. Einige Studien berichten auch über eine Schutzwirkung der Spirale (Intrauterinpessar). Schwangerschaft und Stillen sollen ebenfalls das Erkrankungsrisiko reduzieren. Eine umfassende, individuelle und strukturierte Beratung erhalten Hilfe suchende BRCA-Trägerinnen in den Zentren für Familiären Brust- und Eierstockkrebs. Diese sind im Deutschen Konsortium für Familiären Brust- und Eierstockkrebs organisiert ( www.brca-netzwerk.de).

      Kommentar zur Relevanz der Krebsvorsorge-Früherkennungs-Untersuchungen: Die bislang praktizierten

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