Projekt Golem. Paul Baldauf

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Projekt Golem - Paul Baldauf

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      „Bist du soweit? Komm, lass uns hinunterfahren.“

      Ein Aufzug fuhr lautlos nach oben und hielt an. Eine Klangwelle breitete sich aus. Die beiden stiegen ein. Sekunden später waren sie am Ziel, die Tür öffnete sich, Professor Moore ging voran.

      „Ganz schön dunkel hier unten.“

      Professor Lewis sah sich nach beiden Seiten um.

      „Warte, bin gleich wieder da.“

      Professor Moore tastete sich an der Wand entlang und verschwand in einem kleinen Nebenraum.

      Warum macht er kein Licht? Es dauerte eine Weile und Professor Lewis hörte Schritte. Als er in den Händen von John zwei brennende Fackeln sah, war er mehr als erstaunt.

      „Ich dachte, ihr seid hier an die moderne Zivilisation angeschlossen. Funktioniert das Licht nicht? Was willst du mit FACKELN?“

      Nun, da John sie in die Höhe hielt, konnte Frank sein von vielen Falten durchzogenes Gesicht besser erkennen.

      „Alles klärt sich gleich auf.“

      Er kam näher, blieb unmittelbar vor Frank stehen und blickte ihn durchdringend an. Auf einmal sprach er leiser, so als wolle er vermeiden, dass jemand zuhöre.

      „Ich habe festgestellt, dass sie weder Neonnoch Laserlicht mögen. So kam ich auf die Idee mit den Fackeln.“

      Frank trat einen Schritt zurück. Er betrachtete Johns längliches und hageres Gesicht, sein zurückgekämmtes, etwas streng wirkendes Haar.

      „SIE? Wen meinst du mit SIE?“

      Nun spürte Frank, wie ihn zusehends eine starke Unruhe erfasste.

      „Hier entlang, wir sind gleich da.“

      Vor der Eingangstür zum Labor im Untergeschoss angekommen, schob John einen Chip in ein Abtastgerät. Seine Finger bewegten sich, als tippe er etwas ein. Sekunden später öffnete sich die Tür einen Spalt und schob sich langsam und nahezu lautlos zurück. Im Inneren war es dunkel. Frank verhielt den Atem. John ging langsam voraus und hielt die Fackeln nunmehr etwas tiefer. Frank versuchte vergeblich, etwas zu erkennen. Doch langsam gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit und die ungewohnte Lichtquelle. Auf einmal hörte er Laute und erschrak.

      „Ich habe etwas gehört, du auch? Was ist das? Es hörte sich seltsam an! Sag doch etwas!“

      John drehte sich um und legte ihm eine Hand auf die Schulter.

      „Wir sind gleich da. Sie haben bemerkt, dass jemand kommt.“

      „SIE? Wer ist SIE, John?!“

      John schien seine Frage zu überhören und ging schneller. Nun waren, noch in einiger Entfernung, Geräusche zu hören, die nach Bewegung klangen. Dann hörte Frank wieder ähnliche Laute wie zuvor. Er konnte sie nicht einordnen, seine Beklemmung wuchs.

      „Hier, den Gang entlang.“

      Wenn seine Stimme beruhigend klingen sollte, so erreichte er nicht sein Ziel. Am Ende des Ganges angekommen, ging John nach links. Nun schien es Frank, als habe er einige Gitterstäbe erkannt. Die Geräusche wurden lauter. Woran erinnern mich dieses Gescharre, diese seltsamen Laute?

      „Schließe die Augen, wir sind gleich da. Ich sage dir, wann du sie wieder aufmachen kannst. Gib mir deine Hand.“

      Frank schloss widerwillig die Augen. Am liebsten hätte er wieder den Rückzug angetreten. Was kommt jetzt? John nahm ihn an der Hand und zog ihn noch ein paar Schritte weiter.

      „Was du gleich sehen wirst, hat – außer mir – noch nie ein Mensch gesehen: Du kannst… JETZT… die Augen aufmachen!“

      John hielt nun beide Arme weit ausgestreckt, sodass der Schein der Fackeln einen ganzen Umkreis erhellte. Frank wich unwillkürlich ein paar Schritte zurück, seine Augen waren weit geöffnet. Er war bleich geworden und schnappte nach Luft.

      „Was sagst du nun? Siehst du, der Schein der Fackeln irritiert sie nicht.“

      Frank war, als lege sich Entsetzen wie eine Schlange um seinen Hals. Er schaute starr geradeaus, danach nach beiden Seiten. Dann blickte er, wie gebannt, durch Stabreihen in Käfige, betrachtete Gestalten, die am Boden kauerten, starr in seine Richtung schauten und seinem Blick standhielten. Ein Schrei erstickte in seiner Kehle. Der seltsam starre, durchdringende und unheimlich wirkende Blick jener Wesen hielt ihn im Griff. Frank wandte seine Augen mit Mühe ab, richtete sie auf John und stammelte:

      „WER oder WAS ist das, wer sind SIE?“

      Er war nochmals zurückgewichen und bemühte sich, nicht in ihre Richtung zu sehen. Nun waren wieder jene seltsamen Laute zu hören, deren Bedeutung er nicht einschätzen konnte und die anders klangen als alles, was er zuvor jemals gehört hatte.

      „Du brauchst keine Angst zu haben, sie sind ja hinter Gitter.“

      „Ich habe dich etwas gefragt, John! Gib mir Antwort oder zeige mir sofort den Weg zum Ausgang!“

      Ihm war, als habe sich ein unsichtbares Etwas auf seine Brust gelegt und nehme ihm langsam den Atem.

      „Wer SIE sind? Ich weiß noch nicht, wie ich sie nennen soll: Es ist eine neue Art!“

      Frank spürte, wie sie ihn wieder ansahen, er fühlte es nahezu körperlich. Es war als hingen sie an ihm mit ihren Blicken. Erwarteten, erhofften sie etwas von ihm?

      „Eine neue Art? Was sagst du da, John?!“

      „Ich glaube, du hast mich gut verstanden, hast richtig gehört: Es war ein verdammt langer Weg. Wenn ich die Studienzeit hinzurechne, fast ein Vierteljahrhundert. Ich habe nie aufgegeben, trotz aller Rückschläge. Vielleicht hast du einen Vorschlag, wie ich diese Art nennen könnte? ICH bin ihr Schöpfer! Weißt du, was das bedeutet?“

      „Die ART?“

      Frank hatte ihn auf einmal an der Schulter gepackt und das Wort laut herausgeschleudert. Sogleich hörte er, wie die Kreaturen in den Käfigen darauf reagierten. Es hörte sich an, als fühlten sie sich gestört und würden gereizt. Klang dies eben nach Zähneknirschen?

      „Du ahnst längst, was du vor dir hast. Bis jetzt sind es zwölf. Ich bin noch unschlüssig, wie ich sie taufen soll:

      «MENSCH-TIER» oder «TIER-MENSCH» oder «HYBRIS ONE»? Du kannst doch Altgriechisch, Latein und – meines Wissens – auch etwas Althebräisch: Vielleicht hast du eine Idee?“

      Frank bebte innerlich, sein Magen zog sich zusammen, ihm wurde speiübel. Der furchtbare Verdacht, der nach dem ersten Anblick schon in ihm aufgestiegen war und den er zunächst nicht wahrhaben wollte, John bestätigte ihn soeben in Kurzformeln.

      „Schaue ruhig hin, sie müssen sich ohnehin daran gewöhnen. Es ist faszinierend, nicht wahr? Ich stehe manchmal stundenlang vor ihnen, mitten in der Nacht und sehe sie einfach nur an: Bald glaube ich «Tiere» zu sehen, doch irgendwie schauen aus ihren – soll ich «Gesichtern» sagen? – scheinbar «Menschen» hervor. Dann wieder meine ich «Menschengesichter»

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