Jenseits-Welten. Ernst Sturmer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Jenseits-Welten - Ernst Sturmer страница 2
„Highlight“ des Schwellenerlebnisses im Grenzbereich des Todes ist aber in der Regel die Begegnung mit dem Lichtwesen. Das gewaltige kristallklare Licht mit überirdischer Leuchtkraft hat in der Wahrnehmung der Nahtod-Bürgen personalen Charakter. Das Lichtwesen strömt Liebe aus. Die Nahtod-Zeugen fühlen sich bejaht und geborgen. Badend im Licht ‒ das „tausendmal heller als die Sonne“, aber nicht blendend ist ‒ durchschreiten sie im Zeitraffer ihr ganzes Leben. Sie bewerten es im Rückblick: ohne Angst, spüren aber Leiden und Freuden, die sie anderen bereitet haben.
Das Lichtwesen reagiert nie mit Grimm und Groll, selbst wenn in der Lebensinventur grobe Verfehlungen und Peinlichkeiten offenbar werden. Die in ihrer „Erleuchtung“ plastisch erlebte Lebensrückschau scheint allein dem Zweck der Selbstbesinnung zu dienen. Die Nahtod-Zeugen sind beim Erinnerungsvorgang gleichsam Richter in eigener Sache.
Der Weg ins Jenseits — nach Hieronymus Bosch (Gemälde um 1500)
Die Nahtod-Zeugen werden überwältigt von einem Gefühl der Glückseligkeit: der Ganzheit, der Gelöstheit, der Harmonie, der Freiheit, des Friedens und der Liebe. Alles ist gut.
Wenn sie erkennen, dass ihre Stunde noch nicht geschlagen hat und sie umkehren müssen, sträuben sie sich zunächst dagegen.
Nicht weniger als 60 Millionen Menschen in aller Welt haben (nach dem deutschen Sterbeforscher Bernard Jakoby) schon von sogenannten Nahtod-Erfahrungen berichtet. In Deutschland dürften es nicht ganz 4 Millionen sein. Die Fallberichte gleichen einander freilich nicht aufs Haar, aber sie ähneln einander frappant. Häufig vorkommende Erfahrungen sind die oben geschilderten.
In Stillschweigen gehüllt
Für die Zurückgekehrten besteht nicht der geringste Zweifel an der Realität ihrer Sterbeerlebnisse, die sie nie mehr vergessen. Sie empfinden sie „realer als real“.
Warum schweigen aber die „Todesspione“, statt ihre Erfahrungen ‒ wie es einer Sensation gebühren würde ‒ an die große Glocke zu hängen?
Erster Grund: die menschliche Sprache reicht nicht aus, um die Erlebnisse an der Schwelle zum Jenseits vorstellbar zu machen. Sie sind „unbeschreibbar“ und „unaussprechbar“, nicht in Worte zu fassen, betonen die Zeugen.
Der zweite Grund ‒ der Hauptgrund ‒, warum sie den Mund halten, ist die berechtigte Befürchtung, dass die Gesellschaft sie für übergeschnappt hält. Bestenfalls werden die Erfahrungen als Halluzinationen abgetan.
Erst die wissenschaftliche Sterbeforschung brachte Licht in die Nahtod-Erfahrungen.
Kein Beweis, aber…
Der Pionier: Raymond A. Moody
Der modernen Nahtod-Forschung hat in den 1970er Jahren Dr. phil. und Dr. med. Raymond A. Moody (Jahrgang 1944), Facharzt für Psychiatrie und Nervenheilkunde, die Bahn gebrochen. Der amerikanische Psychiater hat 1975 das Buch „Life after Life“ publiziert (deutsche Ausgabe, 1977: „Leben nach dem Tod“), das in kurzer Zeit Millionenauflagen erreichte. Darin setzte er sich in nüchterner Wissenschaftlichkeit mit 150 Berichten von Nahtoderlebnissen auseinander. Sie liefern wohl keinen „Beweis“ für ein Leben nach dem Tod, aber die absolut glaubhaften Berichte bestärken seiner Meinung nach den Glauben an ein Leben nach dem Tod.
Zu den Medizinern, die bahnbrechend dem Phänomen Nahtod nachspürten, gehörte ebenso die schweizerisch-US-amerikanische Psychiaterin und Sterbeforscherin Dr. Elisabeth Kübler-Ross (1926-2004). In ihrem Standardwerk „Interviews mit Sterbenden“ (Originaltitel: „On Death and Dying“, 1969) arbeitete sie die Erlebnisse Betroffener wissenschaftlich auf. Sie behauptete, dass sich aus den Nahtoderfahrungen ein Leben nach dem Tod ableiten lässt. Denn viele klinisch Tote haben im Koma Dinge gesehen und gehört, die sie gar nicht wissen konnten.
Pim van Lommel, Kardiologe und Nahtod-Forscher
Der niederländische Kardiologe Pim van Lommel (Jahrgang 1943) hat seit 1988 mit seinen Kollegen Patienten, die einen Herzstillstand überlebt haben, nach der Wiederbelebung über ihre Erfahrungen befragt. Von 344 befragten Patienten hatten 62 eine Nahtoderfahrung durchlebt. Obwohl rund 95% der Wissenschaftler überzeugt sind, dass das Bewusstsein ein Produkt des Gehirns ist, vertritt Pim van Lommel als Nahtod-Forscher die These, dass das Bewusstsein unabhängig vom Gehirn ist und nach dem Tod fortlebt. Sein Buch „Endloses Bewusstsein“ ist ein Bestseller in Europa und Amerika.
Mehr als ein biochemisches Gewitter
Der derzeit bekannteste deutsche Sterbeforscher und Sterbebegleiter ist der Berliner Bernard Jakoby (Jahrgang 1957).
Jakoby ist Autor zahlreicher Bücher über das Tabu-Thema Sterben und Nahtod.
Bernard Jakoby
Die Seele entweicht dem Sterbenden (Holzschnitt, 15. Jahrhundert)
Er tourt nimmermüde durch Deutschland, Österreich und die Schweiz, veranstaltet Seminare, hält Vorträge, gibt Interviews in Presse, Rundfunk und Fernsehen ‒ über Botschaften aus dem Vorhof des Todes.
Einige seiner Buchtitel: „Keine Seele geht verloren“, „Was geschieht, wenn wir sterben?“, „Das Tor zum Himmel“, „Trost und Hilfe aus dem Jenseits“, „Wie wir die Angst vor dem Sterben überwinden“, „Geheimnis Sterben“, „Gesetze des Jenseits“, „Damit der Tod als Freund kommt“, „Wir sterben nie“. Den Erden-Ichs versichert Jakoby: „Der Mensch ist mehr als ein biochemisches Gewitter.“
Abhängig oder unabhängig?
Wird unser Bewusstsein vom Gehirn geschaffen oder existiert es unabhängig vom Gehirn? Das ist die Frage der Fragen bei der Erklärung der sogenannten Nahtod-Erfahrungen.
➲ Die Naturwissenschaft (Neurowissenschaft/Schulmedizin) neigt mehrheitlich zu der Ansicht, dass das Bewusstsein vom Gehirn produziert wird: der Geist ist für Materialisten das Resultat der Hirnchemie. Nahtod-Erfahrungen sind ihrer Meinung nach daher das Produkt einer gestörten Hirnfunktion. Sie werden sozusagen vom Gehirn inszeniert.
Die These, dass alles Geistige eine Funktion neuronaler Netzwerke ist, ist selbst in Fachkreisen umstritten. Der australische Hirnforscher und Nobelpreisträger Sir John C. Eccles (1903-1979) beispielsweise, eine der weltweit größten Autoritäten in der Gehirnforschung, widerspricht der These. Er glaubte an die „Seele“. Er war überzeugt, dass das menschliche Gehirn ohne die Annahme eines materieunabhängigen Bewusstseins nicht verstanden werden kann.
Speziell Quantenphysiker (s. S. 253 ff.) gehen aufgrund ihrer Erkenntnisse davon aus, dass der Mensch eine Seele hat, die nicht mit dem Körper stirbt. Beispiele sind der Physiker Sir Roger Penrose (Jg. 1931) von der Oxford-Universität (England) oder Hans-Peter Dürr (1929-2014), mehrmaliger Direktor des renommierten Max-Planck-Instituts