Jenseits-Welten. Ernst Sturmer

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Jenseits-Welten - Ernst Sturmer

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Level gespeichert ist und den Körper verlässt, wenn dieser stirbt, aber zurückkehrt, wenn die Wiederbelebung gelingt. Daher kann jemand ein Nahtod-Erlebnis erfahren.

       Sir Roger Penrose: Unsterblichkeit dank Quantenbewusstsein?

      Dürr, ein deutscher Physiker der Weltspitze: „Der Körper stirbt, doch der spirituelle Quant geht weiter. So gesehen bin ich unsterblich.“

      Penrose und Dürr sprechen als renommierte Avantgarde-Physiker, nicht als Esoteriker.

      ➲ Weltanschauungen, die der Meinung sind, dass das Bewusstsein unabhängig vom Gehirn ist, deuten die Nahtod-Erfahrungen in der Regel als Schwelle zum Jenseits.

      Unser Buchthema Jenseitserwartungen zwingt uns nicht, uns in diesen Streit der beiden Parteien ‒ hie abhängiges, hie unabhängiges Bewusstsein – einzumischen.

      > Denn für die Vertreter der These, dass das Bewusstsein eine Kreatur des Gehirns ist, gibt es gar kein Danach, kein Drüben. Tod: Totalschaden - Ende. Aus. Vorbei.

       Um das Sterben zu zuckern?

      Nur so viel: Die Ende-Aus-Parteigänger haben ihre Erklärungen für die bizarren Erlebnisse bzw. Bewusstseinszustände, die Nahtod-Zeugen schildern. Sie machen eine Sauerstoffunterversorgung im Gehirn dafür verantwortlich. Die Erfahrung innerer Glückseligkeit in der Nahtodsituation schreiben sie einem finalen Notfallprogramm des Körpers zu: in extremen traumatisierenden Notsituationen erzeugen die Hypophyse und der Hypothalamus im Gehirn körpereigene Opiate (Endorphine) ‒ Glücksdrogen ‒, die für ein High des Todgeweihten sorgen. Die Glückseligkeit ist also gleichsam ein Trick der Evolution, um das Sterben zu zuckern.

      Soweit die Weisheit der Materialisten.

      > Die Anhänger der These vom unabhängigen Bewusstsein ziehen hingegen Schlussfolgerungen für ein Leben nach dem Tod.

      Was den biologischen Tod überdauert, wird ‒ je nach Weltanschauung ‒ Seele, Geist, Selbst, Wesen oder Sein genannt.

       Der Tod – eine Illusion!

      Nahtod-Zeugen sind sich sicher: Es gibt ein Leben nach dem Tod. Nicht die Spur eines Zweifels daran kommt auf. Der Tod hat für sie seinen Schrecken verloren.

      Sie haben die Überzeugung gewonnen, dass sie sich noch verändern müssen, bevor sie die Erde endgültig verlassen. Sie werden spiritueller, religiöser. Das äußert sich nicht in häufigerem Kirchenbesuch oder im Zelebrieren frommer Rituale. Der US-Amerikaner Eben Alexander, als Neurochirurg ein „Mann der Wissenschaft“, ist durch sein eigenes Nahtoderlebnis gläubig geworden (sein Buch „Blick in die Ewigkeit“ war nahezu zwei Jahre auf der New-York-Times-Bestsellerliste).

      Die Nahtod-Zeugen sehen nach der Reanimierung die Welt mit anderen Augen und verändern sich - zum Teil grundlegend. Sie leben bewusster und dankbarer. Sie werden sensibler und aufgeschlossener. Den Mitmenschen begegnen sie versöhnlicher, nachsichtiger, fürsorglicher, hilfsbereiter, mitfühlender: sozialer mit einem Wort. Überhaupt wächst ihr Mitgefühl gegenüber allen Wesen. Ihre Selbstgerechtigkeit jedoch schrumpft.

      „Manche Aspekte des Lebens ‒ teure Autos, ein großes Haus, Erfolg im Beruf ‒ verlieren an Bedeutung. Stattdessen fühlen sich viele tief verbunden mit der Natur …“, erläutert der Kardiologe Pim van Lommel, den wir schon als einen der führenden wissenschaftlichen Nahtod-Experten der Gegenwart vorgestellt haben. Die Nahtod-Zeugen machen alles in allem einen Wertewandel durch.

      Die Skeptiker wenden ein:

      Okay, die unauslöschlichen subjektiven Erfahrungen mögen die Nah-Toten zu einem Kurswechsel in der Lebenspraxis angespornt haben, ist das aber schon ein schlüssiger ‒ objektiver ‒ Beweis für die Zuverlässigkeit der Nahtod-Berichte? Kurzum: das Nahtod-Thema bleibt für die Skeptiker „Phantasterei von Obskurantisten“.

       Keine Hirngespinste

      Freilich enthalten Nahtod-Erfahrungen Elemente, die Skeptiker in Verlegenheit bringen. Für tot erklärte Patienten, die reanimiert werden konnten, berichten häufig, dass ihr Bewusstsein den Körper verlassen hat und dass sie sich emporgehoben fühlten und von oben auf ihren Körper blickten. Sie beobachteten dabei die Wiederbelebungsversuche in allen Einzelheiten. Sie schilderten nachher genau, was passiert ist, was wer gesagt, getan und ‒ gedacht (!) hat. Ja, manche spürten sogar die Emotionen oder Gedanken von Operateuren oder Sanitätern. Sogar verborgene Abläufe im Nebenzimmer nahmen sie wahr. Wände und Türen bieten keinen Widerstand.

      Die Beobachtungen der „ausleibigen“ Zeugen sind überprüfbar und wurden überprüft ‒ unzählige Male. Es handelt sich also nicht um Hirngespinste.

      Ein Beispiel, das der holländische Kardiologe und Nahtod-Forscher Pim van Lommel gerne erzählt: Einem komatösen 44jährigen Mann, dessen Körper schon blau verfärbt war, hat eine Krankenschwester das Gebiss herausgenommen, um den Beatmungsschlauch einzuführen. Als der Herzstillstandspatient nach über einer Woche künstlicher Beatmung auf der Intensivstation aus dem Koma erwachte und in die kardiologische Station zurückgebracht wurde, erkannte er sofort die Pflegerin: „Oh, Sie wissen wo meine Zahnprothese ist. Sie haben sie mir herausgenommen und in die Schublade des Wagens gelegt, auf dem die vielen Flaschen lagen.“

      Die „Materialisten“ runzeln die Stirn oder zucken mit den Schultern. Im Erklärungsnotstand bleibt den Skeptikern, die sich dem Spirituellen verweigern, freilich immer noch der Ausweg, darauf zu vertrauen, dass die Wissenschaft irgendwann das Gebiss-Rätsel „vernünftig“ lösen wird. Der Heidelberger Psychiater und Neurologe Michael Schröter-Kunhardt, namhafter Experte für Nahtod-Erfahrungen, kennt aber seine akademische Kollegenschaft: „Die Wissenschaft hat geradezu Angst vor solchen Erfahrungen.“

       Energiefeld ohne weißen Bart

      Sie haben das Licht am Ende des Tunnels gesehen, die Nahtod-Zeugen. Die Grenzgänger im Vorhof des Todes können gewiss keine letztgültigen Aussagen über das Jenseits treffen. Es ist vielmehr, um mit dem Theologen Werner Thiede zu sprechen, „ein Ahnen und Erspüren, was sein wird; es ist ein Schimmer durch den Vorhang.“

      Dennoch: Wer die Nahtod-Zeugen gleichsam als „Todesspione“ betrachtet, die einen Blick über den Zaun werfen durften, frägt sich, was sie über die Nachtod-Wirklichkeit denken.

      Zusammengefasst: Höhepunkt ist die Begegnung mit dem Lichtwesen, verbunden mit dem Gefühl der Glückseligkeit. Manche bezeichnen das Lichtwesen als Gott, andere einfach als „etwas Hochheiliges“.

       „St. Patricks Fegefeuer“ (Bild): Der hl. Patrick (385-461) bediente sich der Legende nach zur Bekehrung der Iren einer Fegefeuer-Schau. Nahtod-Zeugen erfahren jedenfalls nichts über einen Reinigungsort zur Läuterung der armen Seelen nach dem Tod

      Bernard Jakoby, der Berliner Erforscher von Nahtod-Kontakten, glaubt sogar im Namen der Nahtod-Zeugen ein Gottesbild skizzieren zu können: „Gott ist ein unendliches energetisches Feld von Liebe und Allwissenheit. Er hat weder Gestalt noch Geschlecht ‒ und ist eben nicht der alte Mann mit dem weißen Bart.“

      Die Nahtod-Zeugen fühlen sich bedingungslos geliebt.

      Sie empfinden ihren Seelenflug als Heimkehr:

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