Jenseits-Welten. Ernst Sturmer

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Jenseits-Welten - Ernst Sturmer

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Es lebt sich unbeschwert im Elysion.

      Übrigens: Getreide und Obst ernten die Seligen gleich dreimal im Jahr.

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      Im alten Rom dominierte wie in Griechenland zunächst der Glaube an eine Existenz nach dem Tod als Schatten und Schemen, die durch Nacht und Nebel tappen.

      Durch den wachsenden griechischen Einfluss glichen sich die Jenseitsvorstellungen der Römer allmählich den Vorstellungen der Griechen an. Nur die Namen wurden entweder latinisiert oder ausgetauscht. Der Unterweltgott Hades hieß in Rom Pluton, das Totenreich Hades wurde zum Orcus, die Unterweltgöttin Persephone zu Proserpina, die Gefilde der Seligen Elysion zum Elysium

      Insgesamt waren aber die mythologischen Jenseitsbilder der Römer blasser als die der Griechen. Die Römer, urteilte Prof. Georg Wissowa, namhafter Erforscher der römischen Religion, verfügten nicht über „eine mit lebendiger Phantasie ausgestaltete Vorstellung von einem Fortleben und einer Vergeltung nach dem Tode und dem Treiben im Schattenreiche“.

       Zerfällt wie alles

      In der Philosophie der antiken Römer waren wegweisende Strömungen (wie der Epikureismus und die Stoa) diesseitig orientiert, also dem Leben zugewandt. Namhafte römische Weisheitslehrer glaubten nicht an ein Leben nach dem Tod. Sie nahmen an, dass der Mensch nach dem Tod zerfällt wie alles im Kosmos.

      Marc Aurel, römischer Kaiser und Stoa-Philosoph, schrieb: „…Und dass wir in allen Lagen den Tod guten Mutes erwarten, in der Überzeugung, dass er nichts anderes ist als die Auflösung der Elemente, aus denen jedes Wesen aufgebaut ist. Wenn aber für die Elemente selber nichts Schlimmes darin liegt, dass jedes einzeln von ihnen ständig in ein anderes übergeht, warum sollte es einem da vor der Umwandlung und Auflösung grauen? Geschieht sie doch nach dem Lauf der Natur; nach dem Lauf der Natur aber geschieht nichts Schlimmes.“

       Kapitel 4

       Nur nicht im Bett sterben

       Germanen

      Im Bett zu sterben ‒ womöglich noch an Altersschwäche ‒, war nach Germanensitte unrühmlich. Denn im Jenseits wurde der heldenhafte Tod belohnt. Nur wer im Kampf gefallen oder wenigstens mit einer Waffe in der Hand gestorben ist, war in Walhalla, dem Kriegerparadies, willkommen. So konnte es schon passieren, dass ein Leichnam mit einem Dolch verletzt wurde, um den Anschein zu erwecken, der Tote hätte auf dem Schlachtfeld sein Leben gegeben.

      Die ehrenvoll in einer Schlacht gefallenen tapferen Kämpfer („Einherjer“ genannt) werden von Walküren* zu Gott Odin, dem Heervater und Schlachtengott, geführt. Im Kriegerparadies (Walhalla) erwartet sie ein sorgenfreies Nachleben.

      Allvater Odin reitet jeden Morgen auf seinem achtbeinigen Pferd mit seinen Raben Hugin (= Gedanke) und Munin (= Gedächtnis) über den Himmel, um zu erkunden, was auf der Welt vor sich geht.

       Morgenritt über den Himmel: Odin auf dem achtbeinigen Pferd

      Die strahlende „Wohnung der Gefallenen“ (= Walhalla), eine prunkvolle Halle, befindet sich in der Burg des Götterchefs Odin in Asgard, dem Wohnort des Göttergeschlechts der Asen. Zur Walhalla führen 540 Tore, jedes so breit, dass gleichzeitig 800 Einherjer in einer Reihe hindurch schreiten konnten.

      Den Frauen allgemein ist das Elite-Paradies verschlossen.

       Thronender Totengott Odin mit seinen 2 Raben Hugin und Munin und seinen 2 Wölfen Geri (der Gierige) und Freki (der Gefräßige)

      Die Weiblichkeit in Walhalla beschränkt sich auf die Kellnerinnen: die Walküren, Odins Todesengel.

      Tagsüber erproben die kampfesmutigen Schlachthelden im paradiesischen Nachtodleben ihre Geschicklichkeit und ihre Kühnheit. Sie bestreiten Zweikämpfe und ertüchtigen sich in Waffenspielen und Turnieren. Wenn einer im Duell getötet wird, wird er von einer Walküre mit einem Kuss ins Leben zurückgerufen.

      Abends werden laute Feste und üppige Gelage gefeiert. Die Recken zechen in froher Runde. Walküren kredenzen Bier und Met (Honigwein) in Trinkhörnern und Eberfleisch auf Holztellern. Ein andermal lauschen die ruhmreichen Einherjer in ihrer nachtodlichen Wohngemeinschaft den Liedern des Dichtergottes Bragi oder sie ergötzen sich am Brettspiel.

      Im Zuge der Christianisierung der Germanen ab dem 5. Jahrhundert war die Kirche bemüht, Walhalla wegen der deftigen Partys und Schlägereien als „Bierzelt“ lächerlich zu machen. Die Christen veralberten das Paradies der germanischen Kriegerkaste als „Himmel der Saufenden und Raufenden“.

      Die täglichen Kampfübungen mit scharfer Waffe in Walhalla dienten freilich nicht nur dem spannenden Zeitvertreib. Die Einherjer übten Tag für Tag, um sich abzuhärten und für die letzte große Weltschlacht am Ende aller Zeiten zu wappnen. Dann werden sie nämlich an der Seite Odins und der Götter gegen das Heer der Riesen und der bösen Mächte der Finsternis kämpfen.

      Gleichwohl wird die Schlacht der Schlachten mit dem Untergang der ‒ nicht unsterblichen ‒ germanischen Götter und der alten Welt enden. Eine neue Welt steigt aus dem Meer empor. Die sogenannte „Götterdämmerung“ (= Ragnarök) ist die Apokalypse der germanisch-nordischen Mythologie.

       Die halb tote und halb lebendige Hel

       Widersprüchliche Hel

      Wer für das Reich des Odin (Walhalla) nicht tauglich ist, strandet im Reich der Hel (Helheim genannt). Das sind, wie gesagt, alle, die den „Strohtod“ gestorben sind, sprich: die ihren Tod im Bett bzw. auf dem Strohlager gefunden haben.

      Die grimmige Hel entstammt dem Geschlecht der Riesen. Ihr Vater ist Loki, der listige, verschlagene Gott des Bösen, ein dämonischer und unheilstiftender Gauner, Gaukler und Schwindler, und ihre Mutter ist die Riesin Angurboda (Wehbotin, Angstbringerin). Geschwister der Hel sind der Fenriswolf und die Midgardschlange, zwei zerstörerische Wesen.

      Hel, die Göttin des Totenreichs für die normal Sterblichen, ist lieb, freundlich, milde und gütig zu den Guten. Sie ist gerecht. Die grausame, unerbittliche, rächende, bestrafende Göttin erleben nur die Verbrecher (Mörder, Diebe, Lügner). Die Verdammten werden gepeinigt mit Kälte, Schmerz und Hunger. Oder von einem Drachen gequält, der sich vom Fleisch der Toten ernährt.

      Die Schuldlosen bleiben straffrei, aber lustig ist ihr stillstehendes, erwartungsloses Nachtoddasein in Helheim nicht.

       Pein-Halle

      Helheim als Ort ist schaurig und kalt, von finsterem Nebel erfüllt. Das Totenreich liegt unter den Wurzeln des Weltenbaumes Yggdrasil. Ein Gittertor schirmt es ab, der Hund Garm bewacht es. In Hels Burg befinden sich große Säle. Die zu Lebzeiten brutalsten Gestorbenen kommen in die Pein/Plage-Halle. Deren Wände sind aus Schlangenleibern geflochten, und durch Löcher im Dach tropft Gift.

      Das sind grobe Skizzen von Walhalla und Helheim.

      

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