Jenseits-Welten. Ernst Sturmer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Jenseits-Welten - Ernst Sturmer страница 9
Mictlan, Xibalbá und Jagdgründe
Altamerikaner: Indianer
Das Schicksal eines AZTEKEN im Jenseits hängt nicht davon ab, wie er auf Erden gelebt hat. Ob er hienieden gut oder böse gewesen ist ‒ das bestimmt nicht sein Los nach dem Tod. Es gibt kein Totengericht. Mit anderen Worten: Das Nachtodleben versteht sich nicht als Belohnung für Verdienste und nicht als Bestrafung für Vergehen.
Das Indianervolk der Azteken schuf vom 14. bis zum 16. Jahrhundert eine glanzvolle Hochkultur in Mittelamerika (Mexiko). 1521 wurden die Azteken von den waffentechnisch überlegenen Spaniern unterworfen.
Geprägt wurde das mächtige Aztekenreich von Religion, Militärwesen und Landwirtschaft.
Die Azteken verehrten 1600 Götter. Um die Götter zufriedenzustellen und den glatten Lauf des Universums zu gewährleisten, brachten sie sogar Menschenopfer dar. Gang und gäbe waren sogenannte Blumenkriege, die nur dem Zweck dienten, sich Kriegsgefangene zu beschaffen für die religiös motivierten Menschenopfer.
Über das Leben im Jenseits entscheidet nach aztekischer Mythologie allein die Art und Weise des Todes: die Todesursache. Es existieren vier Totenreiche: das östliche, westliche, südliche und nördliche.
„Jaguar-Krieger“ = Elitekrieger der Azteken
Mictlantecuhtli ‒ oberster Totengott in der Unterwelt Mictlan
➲ In das nördliche Jenseitsreich, die Unterwelt Mictlan, gelangen die gewöhnlich Sterblichen bzw. alle Menschen, die eines natürlichen (sprich: ruhmlosen) Todes gestorben sind.
Um die Tiefe von Mictlan zu erreichen, muss der Seelenleib des Toten 4 Jahre lang an 9 verschiedenen Stationen Mutproben bestehen und Entbehrungen durchleiden. Der Tote durchquert Schluchten, die sich fortwährend verschieben, überwindet eisige Wüsten, überfliegt dunkle Moore und Sümpfe. Dichte Nebel führen ihn in die Irre. Der Herr der Pfeile schießt ihm das Herz aus dem Leib. In einem Abwasserfluss schnappt eine Riesenechse nach ihm …
Wenn er die Prüfungen und Mutproben unbeschadet übersteht, erreicht der Tote das Ufer eines neunarmigen Flusses im Tal der Finsternis. Er überquert den Fluss mit Hilfe des Höllenhundes Xolotl und steht plötzlich vor dem Tor des Tempels des Herrschers von Mictlan namens Mictlantecuhtli.
Den Gott der ewigen Dunkelheit stellen sich die Azteken als Skelett mit blutbespritztem Schädel vor, mit Eulenfedern als Kopfschmuck und einer Halskette aus menschlichen Augäpfeln.
Die Unterwelt Mictlan ist wie eine Hölle. Überall wirbelt Sand herum. Das Essen der Insassen ist giftig. Zum Frühstück beispielsweise gibt es Eiter aus einer Hirnschale.
➲ Das östliche Totenreich der Azteken, das „Sonnenhaus“ (Tonatiuh Ichan), ist das höchste Paradies. Es ist für die von den Göttern auserwählten Seelen bestimmt, namentlich für die im Kampf getöteten Krieger und für Menschen, die auf dem Altar den Opfertod gestorben sind. Selbst die den Göttern kultisch geopferten Kriegsgefangenen wurden im Sonnenhaus aufgenommen. Der Opfertod war also im Aztekenreich erstrebenswert.
4 Jahre lang dürfen die privilegierten Paradiesbewohner des Sonnenhauses die Sonne auf ihrem Weg über das Firmament begleiten, dann kehren die Gefährten der Sonne auf die Erde zurück: als schillernde Prunkvögel (vorzugsweise Kolibris) und bunte Schmetterlinge.
➲ Das westliche Totenreich ist das „Maishaus“ (Cincalco), in das die Frauen eingehen, die im Kindbett gestorben sind. Sie wurden gleichsam als weibliche Krieger betrachtet und verehrt.
Nach 4 Jahren verwandeln sich die Frauen in Gespenster, die auf die Erde zurückkehren, um vor Gefahren zu warnen.
➲ Das südliche Totenreich Tlalocan, nach dem Regengott Tlaloc benannt, ist ertrunkenen bzw. im Wasser umgekommenen, vom Blitz erschlagenen sowie an Lepra gestorbenen Personen vorbehalten. Es ist ein fruchtbares immergrünes Paradies. Überall blühen Blumen. Maiskolben, Kürbisse, Tomaten und Obstbäume gedeihen in Fülle. Die Bewohner sind reich und glücklich und geben sich dem Spiel und Gesang hin.
Ort der Angst
Bereits vor 3000 Jahren entwickelte sich die Kultur der MAYA: die höchste im vorkolumbianischen Amerika. Sie breitete sich in Mexiko, Guatemala, Belize, Honduras und El Salvador aus. Blütezeit zwischen 250 und 900 n.Chr.
Die Maya faszinieren u.a. durch ihre einzigartige Architektur (Tempel, Pyramiden, Paläste), ihre brillante Astronomie, ihren komplexen Kalender, ihre vollständige Schrift, ihr aufwändiges Bewässerungssystem. Sie entfalteten eine städtische Zivilisation mitten im tropischen Regenwald.
Die Reise nach Xibalbá: Totenmaske der Roten Königin, einer Maya-Adeligen (7. Jahrhundert)
Was erwarteten die Maya nach dem Tod?
Beim Sterben trennt sich der Lebenshauch vom Körper und steigt hinab in die Unterwelt Xibalbá (= „Ort der Angst“), egal, ob der Verblichene auf Erden verwerflich oder sittsam gehandelt und gelebt hat.
Um dem Verstorbenenn die nötige Kraft für die mühsame Reise nach unten zu vermitteln, wurde ihm zuweilen eine Jadeperle in den Mund gelegt. Die von Dämonen regierte Schattenwelt ist, wie gesagt, ein Ort des Schreckens: gefährlich, gruselig, qualvoll.
Hier wird der Tote festgehalten.
Wenn er alle Prüfungen, Kämpfe und auferlegten Leiden in der Totenwelt Xibalbá besteht bzw. übersteht, steigt er in den Himmel auf, wenn nicht, muss er im Reich des Unheilsgottes verbleiben.
Die Unterwelt liegt an den Wurzeln des sogenannten Weltenbaumes. Der Weltenbaum (wacah-chan) verbindet in der Mythologie der Maya die 3 Bereiche des Weltalls: den Himmel, die von den Menschen bevölkerte Erde und die Unterwelt.
Auf dem Weltenbaum ‒ also dem kosmischen Verbindungsweg oder Kanal zwischen der natürlichen und der übernatürlichen Welt ‒ reist also die aus der Unterwelt entlassene Totenseele in den Himmel. Dort führt sie ein friedliches Leben und wird wiedergeboren.
Die Durchquerung der Unterwelt Xibalbá steht allen Normalsterblichen bevor, erspart bleibt sie aber allen kultisch Geopferten sowie den Frauen, die im Kindbett starben – und den Selbstmördern! Der Opfertod war in der Maya-Welt hoch angesehen, so dass ihn so mancher freiwillig wählte.
Mit Keulen gegen Kanonen
Die dritte Indianer-Hochkultur in Lateinamerika haben die INKA vom 13. bis zum 16. Jahrhundert in Peru geschaffen. In seiner größten Ausdehnung erstreckte sich das riesige Imperium von Kolumbien über Ekuador, Peru (Kernland) und Bolivien bis in den Norden Chiles und Argentiniens.
Die Lebensadern des straff organisierten Staates waren die hervorragend ausgebauten Straßen. Das gigantische Straßennetz war 40.000 km lang: es übertraf an Länge und Qualität selbst das weltberühmte Straßensystem der alten Römer. Über Schluchten und Flüsse