Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis. Conrad Shepherd

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Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis - Conrad Shepherd

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war anscheinend sinnlos, Lin-Tai von ihrem Konzept abbringen zu wollen. Aber genau in dieser Beharrlichkeit lag ja unter anderem auch eine ihrer Stärken.

      „Also gut”, sagte ich.

      „Wenn ein Ermittler normalerweise an einen Fall herangeht, dann hat er meistens sein vorgefasstes Urteil schon im Kopf. Und entsprechend wird dann nur noch in diese Richtung ermittelt. Manchmal bleiben dadurch wesentliche Fakten unbeachtet. Sie werden mir zustimmen, dass sich das mitunter verhängnisvoll auswirkt.”

      „Die größte Fehlerquelle bei unser Arbeit.”

      „Ich habe es deswegen anders gemacht. Ich habe die vorliegenden Daten über sämtliche Fälle, die wir dieser ‘Heroin-statt-Koks’-Serie zuordnen unter rein mathematischen und statistischen Gesichtspunkten analysiert. Das geht bis zur Häufigkeit bestimmter Wörter in den Vernehmungsprotokollen und ihre statistische Verteilung. Und ich habe natürlich auch die Angaben zur Person in ganz besonderer Weise in diese Analyse mit einbezogen und auf Gemeinsamkeiten unter den Opfern hin geprüft.”

      „Und?”

      „Kalt, mathematisch-korrekt und vielleicht auch bedeutungslos - das lässt sich über meine Vorgehensweise und über die Ergebnisse sagen. Die Schlüsse müssen Sie ziehen, Harry.”

      „Schlüsse woraus?”

      „Zum Beispiel daraus, dass sämtliche Opfer dieser ‘Heroin-statt-Koks’-Anschläge Kinder hatten. Das trifft zu hundert Prozent zu. Nimmt man die Vergleichswerte der Drogenkonsumenten insgesamt, so sieht man, dass Eltern offenbar unter den Opfern erheblich überrepräsentiert sind, würde ich sagen. Man kann das noch weiter spezifizieren: Alle Opfer hatten Kinder, die noch minderjährig waren. Und bei immerhin 80 Prozent der Opfer waren die Kinder noch nicht im Teenageralter.”

      Ich schwieg. Einen Augenblick lang sagte auch Lin-Tai kein Wort. Manchmal hatte ich den Eindruck, dass sie in solchen Momenten ihrem Gesprächspartner einfach höflicherweise die Gelegenheit zum Nachdenken geben wollte.

      „Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, was ich damit jetzt anfangen soll, Lin-Tai”, gestand ich.

      „Ich auch nicht”, gab Lin-Tai zurück. „Aber ich sagte Ihnen ja: Die Schlüsse aus den Ergebnissen sind Ihre Sache.”

      „Tja, ob ich überhaupt damit etwas anfangen kann, weiß ich ehrlich gesagt auch nicht.”

      „Die Opfer sind - abgesehen von der Tatsache, dass sie alle langjährige Kokain-Konsumenten waren, ansonsten sehr heterogen. Vermögen, Bildung, Geschlecht, durchschnittliches Jahreseinkommen, was auch immer man betrachtet, es lassen sich da statistisch keine Gemeinsamkeiten mehr finden, die so stark ins Auge springen. Die Analyse der Vernehmungsprotokolle hat übrigens auch etwas Interessantes ergeben. Es gibt in allen Fällen Aussagen, die besagen, dass die Opfer zuvor von jemandem beobachtet wurden.”

      „Wirklich alle?”, fragte ich. Denn mir kam es eigenartig vor, dass so etwas übersehen worden und bisher nicht angemessen bewertet worden war.

      „Bei allen. Allerdings kommt das nur zu Tage, wenn man wirklich sämtliche Protokolle analysiert. Also auch die Aussagen, die als nicht so wichtig oder wenig glaubhaft eingestuft wurden.”

      „Auch Friedhelm Nöllemeyer soll laut seiner Frau geglaubt haben, dass er beobachtet wird. Allerdings…”

      „...stuft man so etwas häufig als Hirngespinst ein”, vollendete Lin-Tai meinen Satz. „Außerdem gehören Verfolgungswahn und ähnliche Krankheitsbilder mitunter zu den Nebenwirkungen des Drogenmissbrauchs. Schon deswegen kann es ein, dass solche Hinweise bei den Ermittlungen unter den Tisch gefallen sind.”

      „Gibt es irgendwelche Aussagen dazu, wer die Betreffenden verfolgt hat?”

      „Dazu gibt es keine spezifischen Aussagen. Die Frau von Bernhard Deggenbusch aus Hamburg hat ausgesagt, ihr Mann sei von einem Mann mit dunklem Vollbart beobachtet worden. Aber das ist das einzige Mal, dass der vernehmende Beamte genauer nachgefragt und diese Einzelheit aufgezeichnet hat. Ansonsten gibt es keine Angaben dazu.”

      „Wie auch immer. Vielen Dank, Lin-Tai.”

      „Gern geschehen. Ich hoffe, Sie machen was daraus.”

      Genau in diesem Punkt hatte ich allerdings im Moment noch arge Zweifel. Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, dass die Dinge relevant waren, die sie herausgefunden hatte. Mathematische Spielereien. So sah das auf den ersten Blick aus. Aber da sollte ich mich täuschen.

      17

      Es war bereits spät, als wir uns ins Hotel begaben. Zwischen dem Hotel und dem Polizeipräsidium waren es tatsächlich nur ein paar Schritte. Das hatte für unsere Arbeit natürlich ein paar Vorteile.

      Es war keine Luxus-Herberge, aber der Standard, der hier geboten wurde, war auf einem mittleren Niveau. Und das Wichtigste war, dass es die Möglichkeit gab, rund um die Uhr etwas zu Essen zu bekommen.

      Im Hotelrestaurant trafen wir auf Dr. Wildenbacher, der seine Mahlzeit offenbar gerade beendet hatte.

      „Na, hat man Sie auch in der Jugendherberge des Polizeipräsidiums Frankfurt einquartiert?”, fragte er. „Wie man ein Steak richtig zubereitet, wissen die hier leider nicht, und da ich ohnehin die meiste Zeit in der Leichenhalle verbringen werde, ist mir die Qualität der Zimmer relativ egal.”

      „Wir werden die Steaks meiden”, sagte ich.

      „Ich habe übrigens mit der Überprüfung der gerichtsmedizinischen Ergebnisse bereits angefangen.” Er sah auf die Uhr. „Und gleich werde ich noch eine Extra-Schicht dranhängen. Aber ich kann Ihnen sagen, dass ich bis jetzt auf keine Auffälligkeiten gestoßen bin. Todesursache bleibt bei den bisher untersuchten Opfern mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Einnahme von Heroin anstelle von Kokain und die damit verbundene Überdosierung. Falls ich was Gegenteiliges herausfinden sollte, melde ich ich sofort.”

      „In Ordnung.”

      „So, ich muss jetzt los. Die Nacht ist kurz.”

      Mit diesen Worten verabschiedete sich Wildenbacher von uns.

      Beim Essen kam ich endlich dazu, mit Rudi über die Analyse zu sprechen, die Lin-Tai Gansenbrink durchgeführt hatte.

      „Klingt schon merkwürdig”, meinte Rudi. „Ich meine, wieso hat Lin-Tai nicht erwähnt, dass wahrscheinlich hundert Prozent aller Personen, die an diesen Fällen irgendwie beteiligt sind, zwei Nasenlöcher hatten? Du kannst Statistiken über alles Mögliche anlegen, aber die Frage ist, ob das nachher auch eine nützliche Information ergibt.” Er zuckte die Schultern und dabei kaute auf dem letzten Bissen des Sandwichs herum, das er sich hatte machen lassen. „Muss es irgendetwas mit unserem Fall zu tun haben, dass alle Opfer kleine Kinder hatten”

      „Nein, muss es nicht. Das behauptet Lin-Tai auch gar nicht.”

      „Und der einzige Typ mit Bart, an den ich jetzt denken muss ist dieser Kerl von dieser militanten Anti-Drogen-Stiftung, den du immer beim Vornamen genannt hast.”

      „Gieselher Omienburg.”

      „Wenn sich natürlich jetzt herausstellen sollte, dass Gieselher Omienburg

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