Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis. Conrad Shepherd

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Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis - Conrad Shepherd

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ausgestellt auf den Namen Valentin Redymov und mit einem Foto versehen. „Jetzt haben wir es schriftlich”, sagte ich. „Dies war der Informant, mit dem sich Kommissar Nesch treffen wollte.” Ich wandte mich an Ladberger. „Sagt Ihnen der Name Valentin Redymov etwas?”

      „Das ist einer von Kerimovs Helfern hier in Frankfurt”, sagte Ladberger. „Redymov ist Geschäftsführer eines Clubs, der als Drogenumschlagplatz gilt. Dass er als Informant für das hiesige BKA gearbeitet hat, wusste ich nicht.”

      „Ich versuche mir gerade mal vorzustellen, was hier passiert ist”, sagte Rudi. „Nesch trifft sich mit einem Informanten, dann liefern sich beide eine wilde Schießerei…”

      „...mit einem unbekannten Dritten”, schloss Ladberger.

      „Der könnte auch was abgekriegt haben”, glaubte ich. „So viel Blei, wie hier verballert wurde.”

      „Wundert mich, dass das niemand gehört zu haben scheint”, meinte Rudi.

      „Mich wundert das keineswegs”, sagte Ladberger. „In den Gebäuden sind Büros. Da ist um diese Zeit niemand. Und in den Restaurants und Clubs in dieser Gegend ist so ein Lärm, dass niemand was hört.”

      „Deswegen haben die sich ja wohl auch hier getroffen”, meinte Rudi. „Überwachungskameras oder dergleichen sehe ich hier auch nicht.”

      Ich wandte mich an Maik Ladberger. „Ist Redymovs Club hier in der Nähe?”

      Ladberger nickte. Er deutete auf die Gebäudefront vor uns. „Gleich dahinter auf der anderen Straßenseite. Wieso?”

      „Redymov will sich mit einem BKA-Kommissaren treffen, verlässt seinen Club und wird erschossen, als er auspackt…”, begann ich.

      Ladberger unterbrach mich. „Da steckt Kerimovs Brut dahinter! Darauf können Sie wetten!”

      „Worauf ich hinaus will, ist etwas anderes”, sagte ich.

      „Und was?”

      „Wenn der Täter nicht schon vorher von dem Treffen wusste, was ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dann muss er Redymov gefolgt sein. Und ich nehme deswegen an, dass er sich auf demselben Weg auch wieder davongemacht hat!”

      „Er könnte sich einfach in einen Wagen gesetzt haben und weggefahren sein”, gab Ladberger zu bedenken.

      Ich schüttelte. „Nein, das glaube ich nicht.” Ich deutete zu der Gebäudefront, hinter der sich Redymovs Club befinden sollte. „Gibt es da einen Durchgang?”

      „Ganz links. Können Sie nicht sehen, weil es von hier aus im Schatten liegt. Aber da gibt es einen schmalen Durchgang zur Straße. Zu schmal für einen Wagen, aber für einen Fußgänger…”

      „Das sehe ich mir an”, sagte ich und überprüfte kurz die Ladung meiner Dienstwaffe.

      Rudi ergriff das Wort. „Sie kennen sich hier gut aus, Ladberger.”

      „Man sollte seine Stadt gut kennen, wenn man als Polizist was erreichen will”, meinte er. „Drei Blocks weiter bin ich groß geworden.”

      20

      Vorsichtig gingen Rudi und ich bis zu dem Durchgang. Der Schatten fiel so, dass man ihn tatsächlich erst erkennen konnte, wenn man schon ziemlich nahe dran war.

      Wir gingen weiter. Der Durchgang war schmal, aber gut erleuchtet, weil von der Straße aus Licht hereinfiel.

      „Da ist niemand”, meinte Rudi. „Der Kerl ist über alle Berge.”

      „Davon will ich mich erstmal überzeugen.”

      „Harry!”

      Ich ging weiter. Rudi war mir auf den Fersen. Wenige Augenblicke später erreichten wir die Straße. Dort war es fast taghell, so gut war sie beleuchtet. Neonreklamen machten die Nacht zum Tag. Von den Sternen konnte man hingegen so gut wie nichts mehr sehen, wenn man zum Himmel aufblickte. Es gab hier eine ganze Reihe von Clubs und Diskotheken, die sich mit Restaurants und Bars abwechselten. Dazwischen waren ab und zu ein paar Häuser zu finden, die so aussahen, als wären sie Relikte einer früheren Zeit und einfach übrig geblieben, während sich die Umgebung im Laufe der Jahre drastisch verändert hatte.

      Beide Straßenseiten waren mit parkenden Fahrzeugen vollgestellt. Sie standen Stoßstange an Stoßstange. Da war nirgends Platz.

      Vielleicht hatte hier jemand auf den Killer gewartet und ihn abgeholt, überlegte ich. Ich ließ den Blick schweifen. Ein Passant im Smoking wich mir aus, als er sah, dass ich eine Waffe in der Hand hielt.

      „Harry, es ist vorbei”, sagte Rudi und steckte seine Dienstwaffe ein. „Wir kriegen ihn nicht, nicht heute jedenfalls.”

      Die Vernunft sagte mir, dass Rudi recht hatte. Aber irgendetwas in mir wollte das einfach nicht wahrhaben. Mein Blick glitt über die Neonschilder der Clubs, dann tiefer über die parkenden Fahrzeuge. Die ganze Zeit hatte ich das Gefühl, irgendetwas übersehen zu haben. Etwas, von dem ich nicht einmal wusste, was es hätte sein können.

      Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Auf dem champagnerfarbenen Kotflügel eines Mercedes war ein Handabdruck zu sehen, so als hätte sich da jemand aufgestützt. Jemand, dessen Hand voller Blut gewesen war. Jemand, der sich trotz seiner Schussverletzung bis hier her geschleppt hatte.

      „Er ist hier”, sagte ich und fasste die Waffe mit beiden Händen.

      21

      In meinen Kopf arbeitete es fieberhaft, während ich ein paar Schritte auf den Mercedes zuging. Kaum fünf Meter war der von uns entfernt. Wo konnte der Kerl sein? Moderne Wagen kann man nicht mehr kurzschließen. Wenn man keinen Schlüssel hat, ist man aufgeschmissen. Deswegen hat das sogenannte Carjacking in den letzten Jahren Überhand genommen. Die Täter überfallen Autobesitzer an Ampeln, zwingen Sie mit der Waffe in der Hand aus dem Wagen und fahren dann damit weg.

      Die Wagen, die in dieser Gegend am Straßenrand standen, waren alle von einem Baujahr, das es praktisch unmöglich machte, sie als schnelles Fluchtfahrzeug zu benutzen. Natürlich war es möglich, dass doch jemand auf den Killer gewartet und ihn mitgenommen hatte. Aber falls das nicht der Fall gewesen war, dann war er jetzt ganz in der Nähe.

      Ich drehte mich herum - und dann sah ich ihn.

      Auf den ersten Blick hätte man ihn für einen Obdachlosen halten können, der es sich in der Türnische für die Nacht gemütlich gemacht hatte.

      Die Türnische, in der er saß, gehörte zu einem der wenigen Häuser in der Straße, in denen sich keine Clubs oder Restaurants befanden. Und wenn nicht gerade in diesem Moment jemand den Eingang passiert hätte und dadurch der Bewegungsmelder aktiviert und die Beleuchtung im Eingangsbereich eingeschaltet worden wäre, hätte ich ihn gar nicht bemerkt.

      Es war eine Frau. Sie ging an ihm vorbei und verschwand im Haus, die Tür fiel hinter ihr zu, aber die Beleuchtung im Eingang würde noch ein paar Sekunden lang hell bleiben.

      Der Killer sah mich an. Jemand wie der hatte einen sechsten Sinn, um Polizisten zu erkennen.

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