Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis. Conrad Shepherd
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„Den Grund für Irfan Kerimovs ‘Auszeit’ kennen wir”, sagte ich. „Er saß im Knast.”
„Also ich muss zugeben: Unter rein mathematischen Gesichtspunkten ist da einfach eine eindeutige Korrelation zu konstatieren, auch wenn ich im Moment keinen Schimmer habe, was ein Drogenhändler und ein Anti-Drogen-Aktivist miteinander zu tun haben können - abgesehen davon, dass sie eigentlich so etwas wie natürliche Fressfeinde des anderen sein müssten. Oder sehe ich das falsch.”
„Stimmt. Das macht das Ganze so rätselhaft.”
„Ich bekomme heraus, was mit Omienburg in den dunklen Jahren passiert ist. Versprochen.”
„Können Sie mir auch ein Foto von ihm besorgen?”
„Eins aus der Jugend oder ein hochaktuelles?”
„Eins, dass ich vorzeigen kann, wenn ich ihn identifiziert haben möchte. Aber im Internet scheint er sich nicht herumgetrieben zu haben. Da gibt’s nichts von ihm.”
„Naja, ich wette, da gibt es ein paar nicht öffentliche Speicher, auf denen es Fotos von ihm geben muss. Zumindest wenn er eine gültige Fahrlizenz haben sollte oder...”
„Ich will gar nicht wissen, wo Sie das herholen, Lin-Tai.”
„Wie Sie wollen, Harry.”
Wenig später hatte ich das Gespräch beendet. Rudi und ich gingen mit eiligen Schritten durch die Flure.
„Was sagst du jetzt, Rudi? Er war in Hamburg! Zur richtigen Zeit! Vielleicht war er der Typ, mit Bart, der die Leute zuerst beobachtet hat! Und vielleicht war auch Friedhelm keineswegs paranoid, wie seine Frau meinte, sondern...”
„Harry, das ist der fünfte Schritt vor dem ersten.”
„Kann ja sein, aber…”
„Und eins solltest du nicht aus den Augen verlieren: Wie sollte er an den Stoff kommen?”
„Die einfachste Erklärung wäre, er arbeitet mit Kerimov zusammen.”
„Das wäre auch gleichzeitig die idiotischste Erklärung. Ein Drogenhändler und ein Mann der Kampf den Drogen Stiftung! Harry!”
„Das hatten wir doch schon.”
„Harry, wir suchen nicht die einfachste Lösung, sondern die Wahrheit. Uns fehlt einfach noch irgendetwas. Oder das Ganze ist insgesamt nur ein Hirngespinst.”
„Oder die Sache ist so einfach, dass wir nur den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen…”
28
Herr Gradon empfing uns in seinem Büro. Er war ein Endvierziger mit leichtem Bauchansatz und sehr energisch wirkenden Gesichtszügen. Die Stirn war hoch. Er trug einen kobaltblauen Anzug und eine sehr korrekt sitzende Krawatte. „Nehmen Sie Platz, Kriminalinspektor Kubinke und Kriminalinspektor Meier. Ich habe vorhin ein längeres Telefonat mit Ihrem Chef, Herrn Hoch geführt. Um ehrlich zu sein, ich hätte mir gewünscht, wenn mein Dienststelle von Anfang an enger in die Ermittlungen eingebunden gewesen wäre.”
„Nun, wir sind mit dem Fall um die Opfer der Heroin-statt-Kokain-Serie ja erst seit sehr kurzer Zeit vertraut…”, eröffnete ich und wurde sogleich von Herrn Gradon unterbrochen.
„Sie meinte ich damit auch nicht. Die Kritik war eher auf die hiesige Polizeiführung gemünzt. Na, eigentlich auf einen Hauptkommissar Ladberger, der sich selbst anscheinend als dem einzigen Gerechten auf Erden ansieht und mehr oder minder unter einer kompletten Kommunikationsunfähigkeit leidet.”
„Nun, wir haben bislang ganz gut zusammengearbeitet”, erklärte ich.
„Dann sind Sie eine Ausnahm, Herr Kubinke. Oder ein psychologisches Naturtalent. Rechnen Sie nicht damit, dass es so bleibt!”
„Da bin ich ganz zuversichtlich.”
„Der Anlass dafür, dass ich Sie hier her gebeten habe ist natürlich ein anderer. Es geht um den Tod von Kommissar Nesch.”
„Tja, da wir gerade über mangelnde Kommunikation sprachen: Vielleicht würde Kommissar Nesch noch leben, wenn er sein geheimes Treffen mit seinem Informanten mit uns abgesprochen und vernünftig vorbereitet hätte.”
„Mag sein. Aber Sie sind selbst lange genug im Geschäft und Sie wissen, dass das oft anders läuft. Zum Beispiel dann, wenn der Informant die Bedingungen für ein Treffen stellt und man nicht riskieren will, dass man ihn verärgert.”
„Hat Nesch mit Ihnen darüber gesprochen, was er mit Valentin Redymov zu besprechen hatte?”
„Ja, hat er. Kommissar Nesch glaubte, dass Valentin Redymov ihm wichtige Informationen über Irfan Kerimov zuspielen wollte. Redymov wäre wohl ganz froh gewesen, wenn wir Kerimov aus dem Verkehr gezogen hätten.”
„Und wieso?”
„Irfan Kerimov soll sich vor kurzem mit Niko Milanovic getroffen haben.”
„Davon haben wir gehört”, meinte Rudi.
„Dann wissen Sie ja wohl auch, wer Niko Milanovic ist. Wir halten ihn für einen großen Boss. Und Kerimov ist offenbar klar geworden, dass er den Drogenhandel in Frankfurt nicht ungestraft aufmischen kann, wenn er keine Verbündeten hat.”
„Und was hat das mit Valentin Redymov zu tun?”, hakte ich nach. „Das ist doch nur einer, der einen Club für die betreibt und als Drogenumschlagplätze benutzen lässt.”
„Richtig. Und früher hat er mal eine Weile für Milanovic gearbeitet. Wenn sich Kerimov und Milanovic wirklich zusammengeschlossen hätten, hätte das vielleicht bedeutet, dass Kerimov Redymov dafür geopfert hätte.”
„Sie meinen, Redymov wäre aus dem Geschäft gewesen?”, fragte ich.
„Ich meine, Redymov hätte wahrscheinlich eine Kugel in den Kopf gekriegt und keinen Schutz mehr von Kerimov erwarten können.”
„Jetzt hat Redymov mehr als eine Kugel zwischen den Rippen stecken - nur dass die aus der Waffe von Raimund Orroyo stammten.”
„Kerimovs Mann fürs Grobe.”
„So sagte man uns.”
„Streng genommen greifen Sie natürlich dem Bericht der Ballistiker und was da sonst noch so kommt vor - aber darauf wird es hinauslaufen, Herr Kubinke. Da haben Sie vollkommen Recht.”
„Sowas nennt man Ironie.”
„Ja, aber die größte Ironie wird sein, dass unsere Staatsanwaltschaft diesem Orloff wahrscheinlich ein besonders fürstliches Angebot für einen Deal unterbreiten wird, um ihn dazu zu gewinnen, seinen Boss ans Messer zu liefern. Und die Staatsanwaltschaft weiß genau, dass das sehr schnell passieren muss, oder es wird nichts daraus, weil Kerimov dann gewarnt ist! Also hat dieser Killer verdammt gute Karten.”
„So ist nunmal unser Rechtssystem”, sagte ich.