Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis. Conrad Shepherd
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Wir aßen in einem Fast Food Restaurant einen Burger. Ladberger war auch dabei. Rudi hatte ihn dazu eingeladen, aber wohl nicht ernsthaft damit gerechnet, dass er sich darauf einlassen würde. Schließlich vermied er ansonsten ja jede unnötigen sozialen Kontakt.
Eine ganze Weile sagte niemand ein Wort. Bei Ladberger bedauerte ich das zwar nicht, denn netten Small-Talk würde er sich zu seinen Lebzeiten wohl kaum noch angewöhnen können. Aber es wunderte mich andererseits auch. Schließlich war die Verhaftung von Kerimov letztlich ein großer Erfolg. Ein Erfolg, der auch Ladbergers Abteilung mit angerechnet werden würde. Andere Kollegen waren nach so einem Erfolg eher extrovertiert und gut gelaunt. Bei Ladberger hätte mir schon eine leichte Stimmungsaufhellung genügt.
Ich hing meinen Gedanken nach. Und die drehten sich um Gieselher Omienburg.
„Was ist los?”, fragte Rudi.
„Ich glaube nicht, dass die Serie der Heroin-statt-Kokain-Morde jetzt aufhören wird”, sagte ich.
„Du denkst immer noch, dass dieser Omienburg etwas damit zu tun hat?”
„Das weiß ich nicht. Aber…”
„Um wen geht es hier eigentlich?”, fragte jetzt Maik Ladberger.
„Um Gieselher Omienburg von der Kampf den Drogen Stiftung”, sagte ich. „Er trägt einen Vollbart. Seine Beschreibung passt auf jemanden, der mindestens eines der Opfer zuvor verfolgt hat. Und er war zur richtigen Zeit sowohl in Hamburg als in Frankfurt. Leider hat Ferdinand Chovsky das Gesicht des Mannes, der ihm Heroin anstatt Kokain verkauft hat, nicht richtig sehen können…”
„Und warum weiß ich von all diesen Dingen nichts?”, fragte Ladberger. „Ich glaube, in Ihre Kreisen nennt man so etwas mangelnde Kommunikation oder so ähnlich.”
Rudi und ich sahen uns etwas verwundert an.
„Worauf wollen Sie hinaus?”, fragte Rudi.
„Diesen Omienburg kenne ich: Ich bin ihm mal bei einer Gerichtsverhandlung begegnet. Dort musste ich als Ermittler des Frankfurt Polizeipräsidium gegen einen Drogendealer aussagen, der keine Hemmungen gehabt hatte, seine eigenen Kinder mit dem Stoff zu versorgen.”
„Was ist passiert?”
„Während der Verhandlung kam es zum Eklat. Dieser Anti-Drogen-Aktivist ist aufgesprungen und hat das Gericht beschimpft, weil er das Urteil zu milde fand. Und dann hat er sich den Verteidiger vorgenommen, ihn angeschrien, ob er sich überhaupt vorstellen könnte, was das für ein Kind bedeuten würde, wenn so etwas geschieht.”
„Wie alt waren die Kinder, um die es ging?”
„Grundschulalter. Ich weiß es nicht sehr genau.”
„Alle Opfer der Heroin-statt-Kokain-Serie hatten minderjährige Kinder”, sagte ich. „Das hat unsere Mathematikerin in Quardenburg festgestellt.” Ich zuckte mit den Schultern. „Reine Statistik und Zahlenspielerei, könnte man denken. Aber vielleicht steckt mehr dahinter.”
„Wie ist die Sache weitergegangen?”, hakte jetzt Rudi ein.
„Ich musste den Vollzugsbeamten im Gerichtssaal helfen, den Kerl hinauszubringen. Die Personalien wurden festgestellt. Einer der Beamten kannte den Typ und meinte, dass sei ein guter Mensch, der sich für eine gute Sache aufopfern würde.”
„Ich war verzweifelt auf der Suche nach einem Foto von ihm”, meinte Rudi. „Harry hat mir ja keine Ruhe gelassen. Ich bin nicht auf die Idee gekommen, über unser Datenverbundsystem zu suchen.”
„Da brauchen Sie nicht nachzusehen”, sagte Ladberger.
Ich hob die Augenbrauen. „Wieso?”
„Jedenfalls nicht wegen dieser Sache. Der Richter hat das Ganze auf sich beruhen lassen. Omienburg wurde noch nicht einmal wegen Missachtung des Gerichts belangt. Gar nichts. Später habe ich erfahren, dass der Richter einen Sohn hat, der angeblich durch die Kurse der Kampf den Drogen Stiftung von seiner Sucht losgekommen sein soll.”
In diesem Augenblick klingelte mein Handy.
Dr. Wildenbacher meldete sich. „Hier ist gerade ein Toter eingeliefert worden, der sehr wahrscheinlich auf dieselbe Weise umgekommen ist wie dieser Friedhelm Nöllemeyer und die anderen, denen Heroin anstelle von Kokain verkauft wurde. Wenn Sie sich das mal ansehen wollen…”
32
Zwanzig Minuten später waren wir bei Wildenbacher, der die Sezierräume und Labors in der Frankfurter Gerichtsmedizin benutzte.
Wir trafen ihn zusammen mit Dr. Johannes Elraman an, dem jungen Gerichtsmediziner aus Frankfurt.
„Der Mann ist Mitte vierzig”, sagte Elraman. „Er heißt laut seinem Führerschein Selim Zalides und ist Angestellter einer Investmentfirma in Frankfurt am Main. Die Leiche wurde in seinem Wagen gefunden. Meine Theorie ist, dass er das Heroin während der Fahrt geschnupft hat. Der Wagen ist dann von der Fahrbahn abgekommen und eine Böschung hintergerutscht. Ursache dürfte ein Fahrfehler aufgrund des Aussetzens mehrerer Organe sein. Die Hämatome passen auch zu diesem Hergang.”
„Ich nehme an, das Ganze wurde zunächst als Verkehrsunfall angesehen” meinte Ladberger.
„So ist es”, bestätigte Elraman.
„Wir hatten noch keine Zeit für eine Obduktion”, sagte jetzt Dr. Wildenbacher. „Anstatt ihn aufzuschneiden haben wir etwas anderes gemacht: Nämlich einen Herointest mit dem Pulver, das noch reichlich in seiner Nase und den Nebenhöhlen vorhanden war und leicht herausgesaugt werden konnte. Das Ergebnis ist eindeutig: Es war kein Koks, sondern hochkonzentriertes Heroin.”
„Die Frage ist, wann und wo ihm das verkauft worden ist”, meinte Rudi.
„Ich nehme an, dass er noch nicht lange unterwegs war”, sagte Wildenbacher. „Der Ort, an dem man ihm das angedreht hat, kann nicht weit entfernt gelegen sein. Schließlich war er so gierig, dass er es einfach nicht abwarten konnte, das Zeug in die Nase zu bekommen.”
Maik Ladberger nahm sein Smartphone. Auf dem Display erschien ein Ausschnitt des Stadtplans von Frankfurt. „Wo genau wurde der Kerl gefunden?”
„Ich sehe nochmal auf das Einlieferungsprotokoll”, sagte Johannes Elraman.
Wenige Augenblicke später hatte Ladberger die exakte Position auf dem Display. „In der Gegend gibt es zwei Parkplätze, die in der Vergangenheit immer wieder als Drogenumschlagplätze benutzt wurden. Ich werde ein paar Leute hinschicken, die sich da mal umsehen.”
„Wissen die Angehörigen von Herrn Zalides schon Bescheid?”, fragte ich.
„Ich bin mir nicht sicher, ob das schon jemand übernommen hat”, sagte Elraman.
Ladberger sah mich an. „Sagen Sie bloß, Sie reißen sich um diesen Job, Herr Kubinke!”
„In diesem Fall ausnahmsweise ja”, gab ich zurück.