Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis. Conrad Shepherd
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Ich nahm das Gespräch über die Freisprechanlage entgegen, sodass Rudi mithören konnte.
„Harry? Rudi? Das Ergebnis steht fest. Die beschlagnahmte Menge Heroin hat sich während der Zeit, die das Zeug schon hier gelagert wird, erheblich verringert. Zwischen zwanzig und dreißig Prozent werden da wohl herauskommen, wenn ich meine Untersuchungen endgültig abgeschlossen habe. Und das ist bei bestem Willen nicht durch irgendwelche chemischen Zersetzungsprozesse und dergleichen erklärbar, denen die Substanz im Verlauf der Zeit ausgesetzt gewesen sein könnte. Zudem sind bei der Lagerung keinerlei Fehler gemacht worden. Die ist auch lückenlos dokumentiert worden.”
„Das heißt?”, hakte ich nach.
„Das BKA Hamburg überprüft zurzeit sämtliche Angestellten, die in der Verwaltung der Asservatenkammer beschäftigt sind. Es muss jemand aus diesem Bereich Zugang zu den Drogen gehabt und gewisse Mengen abgezweigt haben. Natürlich ist das jetzt ein riesiger Stein, der da ins Rollen kommt. Jetzt werden systematisch alle Beweisstücke und beschlagnahmten Gegenstände, die hier lagern mit den Dokumenten verglichen, die bei der Einlagerung ausgestellt wurden. Und da das alles von externen Mitarbeitern gemacht werden muss, wird sich das alles etwas hinziehen.”
„Es läuft also darauf hinaus, dass sich jemand systematisch bedient hat”, meinte Rudi.
„Das ist die Hypothese und es spricht verdammt viel dafür. Sie müssen einfach nur mal rechnen. Wenn Sie bei jedem konfiszierten Drogenfund nur eine kleine Menge abzweigen, die nicht gleich auffällt, wenn man nicht gerade jeden Tag die Mengen nachwiegt, dann hat man ein lukratives Geschäftsmodell, würde ich sagen.”
„Lukrativ, aber illegal”, meinte Rudi.
„Ich habe übrigens darauf gedrungen, dass die hiesigen Kollegen bei ihren Ermittlungen darauf achten, ob es zwischen den verdächtigen Personen und einem gewissen Irfan Kerimov Querverbindungen gibt, der ja wohl in unserem Fall eine zentrale Rolle zu spielen scheint.”
„Es wäre gut, wenn die sich nicht nur auf Querverbindungen zu Kerimov beschränken”, sagte ich.
„Sondern?”
„Es gibt da einen Mann namens Gieselher Omienburg, der heute Aktivist für die Kampf den Drogen Stiftung ist, aber zur fragliche Zeit in Hamburg lebte.”
„Wie stellen Sie sich das vor, Harry?”
„Sobald es unter den Mitarbeitern der Asservatenverwaltung einen Verdächtigen gibt, möchte ich seinen Namen. Ich will wissen, ob er jemals etwas mit Gieselher Omienburg zu tun hatte und ihn gegebenenfalls dazu auch selbst über Videokonferenz befragen.”
„Dann telefonieren Sie am besten mit dem Dienststellenleiter in Hamburg. Ich habe nämlich den Eindruck, die Kollegen lassen sich von jemandem wie mir ungern etwas sagen, obwohl ich mir wirklich Mühe gebe, sie nicht als Idioten dastehen zu lassen.”
Dass diese Bemühungen bei Förnheim nicht unbedingt immer erfolgreich waren, hatte ich inzwischen selbst schon oft genug erlebt.
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Die Anrufe in Hamburg erledigte ich noch während der Fahrt. Man rechnete damit, dass man in Kürze jemanden herausgefiltert hatte, der für das Verschwinden des Heroins verantwortlich war.
Außerdem rief ich Lin-Tai an, damit sie sich in die Überprüfungen der Angestellten einschaltete.
„Sie wissen schon, dass ich gerade Überstunden Ihretwegen mache, Harry.”
„Meinetwegen?”
„Sie wollten doch unbedingt ein Foto von diesem Gieselher Omienburg haben.”
„Haben Sie eins bekommen?”
„Ist schon in Ihrem Mailfach. Es gehört zu seinem Führerschein. Und mich hat dann stutzig gemacht, dass er offenbar für mehrere Jahre keinen Führerschein hatte.”
„Ein Verkehrsvergehen? Probleme mit Alkohol oder… Nein, nicht bei einem Anti-Drogen-Aktivisten!”
„Es war nicht so leicht herauszubekommen. Aber er hat ein paar Jahre in der Psychiatrie verbracht. Und zwar hier ganz in der Nähe in der geschlossenen Abteilung einer psychiatrischen Einrichtung in Willow Grove. Vor ziemlich genau fünf Jahren ist er dort hingekommen und erst vor einem Jahr wieder entlassen worden.”
„Ich frage jetzt nicht, ob Sie auch herausbekommen könnten, weswegen er dort war.”
„Das könnte ich, aber das wäre illegal.”
„Das Photo aus der Datenbank für Führerscheinlizenzen zu besorgen nicht?”
„Das ist was anderes, Harry. Aber wenn Sie einen begründeten Verdacht haben, dann wird jeder Richter Ihnen eine Verfügung unterschreiben, die das Arztgeheimnis aufhebt.”
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Selim Zalides wohnte in einem schmucken Bungalow. Gut gepflegt und in gediegener Umgebung. Die Straße war breit und von Bäumen umsäumt. Das Grundstück selbst sah aus, als würde hier eine Familie wohnen. Ich sah Spielgeräte.
„Anscheinend hat auch Herr Zalides Kinder”, stellte Rudi fest.
„Damit wird auf jeden Fall die hundertprozentige Trefferquote erhalten, die Lin-Tai für dieses Merkmal der Opfer ermittelt hat”, sagte ich. „Langsam kommt dir das auch so vor, als wäre es nicht ganz bedeutungslos, oder?”
„Keine Ahnung, was ich davon halten soll, Harry.”
In der Einfahrt stand ein Einsatzfahrzeug des Frankfurt Polizeipräsidium. Also waren offensichtlich doch bereits Kollegen da, die die schlimme Botschaft überbracht hatten.
Wir klingelten an der Tür.
Ein Polizist in Uniform öffnete uns. Wir zeigten unsere Ausweise.
„Kommen Sie herein”, sagte der Kollege. „Wir waren bisher nicht davon ausgegangen, dass dies ein Fall für das BKA ist.”
„Ein gewöhnlicher Verkehrsunfall war es sicher nicht”, erwiderte ich. „Der Mann wurde ermordet.”
„Seien Sie behutsam mit Frau Zalides. Was wir ihr zu sagen hatten, war schon ein Schock für sie. Aber jetzt kommt es ja noch schlimmer.”
Wir betraten das Wohnzimmer.
Frau Zalides saß auf der Couch. Ihr Make-up war verschmiert, die Augen rot. „Frau Zalides, mein Name ist Harry Kubinke, ich bin Kriminalinspektor beim BKA. Dies ist mein Kollege Kriminalinspektor Rudi Meier.”
„Ich stehe noch ziemlich unter Schock”, sagte Frau Zalides. „Wieso interessiert sich das BKA für meinen Mann?”
„Es scheint, als würde er zu einer Reihe von Opfern in einer Mordserie gehören”, eröffnete ich.
„Ich dachte, er starb an dem Rauschgift, das er dummerweise während der Fahrt genommen hat - gerade jetzt, wo er von dem Stoff doch