Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis. Conrad Shepherd

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Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis - Conrad Shepherd

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seine Familie. Und der Gedanke, dass Orroyo irgendeinen Bonus bei der Strafzumessung oder sonst irgendeinen Deal kriegt, macht mich krank.”

      „Das wird sich kaum verhindern lassen.”

      „Möglicherweise doch.”

      „Und wie sollte das geschehen?”

      „Wenn wir es schaffen, Kerimov wegen anderer Delikte und ohne die Hilfe dieses Schweinehunds in den Knast zu bringen. Und da sehe ich eine Möglichkeit.”

      „Ich bin gespannt.”

      Herr Gradon stand auf. Er aktivierte einen Großbildschirm.

      Ein Mann in Gefängniskleidung saß einem Verhörspezialisten gegenüber. „Das ist ein Kollege aus Hamburg” erklärte Gradon. „Er vernimmt Tom Mawadi. Mawadi hat in der Hamburg-Phase von Irfan Kerimovs krimineller Karriere eng mit ihm zusammengearbeitet. Inzwischen ist er wegen anderer Delikte eingebuchtet worden und sitzt noch ziemlich lange. Aber er ist gegen ein paar Vergünstigungen bereit, über die alten Zeiten auszupacken. Das Ergebnis ist diese Aufnahme. Ich habe das Material erst vor zwei Stunden bekommen. Sie beide gehören zu den ersten, die es außer mir sehen.”

      „Wir brauchen eine Kopie davon”, verlangte ich.

      „Kein Problem. Das ist schon in Arbeit. Und ich nehme an, dass Sie die Aussagen Mawadis kurz zusammengefasst haben wollen.”

      „Das wäre nicht schlecht.”

      „Vor sieben Jahren ist Kerimov mit einem Bein im Knast gewesen, als ein Drogendeal hochging. Man konnte ihm eine Beteiligung nicht nachweisen. Aber durch Mawadis Aussage kann man das jetzt. Ich spiele Ihnen gleich die entscheidenden Passagen vor. Es sind detaillierte Angaben dabei, die überprüft werden können.”

      Herr Gradon ließ die Aufzeichnung im Schnelldurchlauf voranlaufen. Schließlich hatte er die Stelle gefunden, auf die es seiner Meinung nach ankam.

      Wir hörten der Vernehmung zu. Die Fragen drehten sich allesamt um den damaligen Großdeal, bei dem jenes Heroin beschlagnahmt worden war, durch das später - zuerst in Hamburg und nach einer fünfjährigen Pause jetzt in Frankfurt - Menschen gezielt umgebracht wurden, Süchtige, die Heroin anstatt Kokain verkauft bekamen und es ahnungslos schnupften.

      Die Angaben waren tatsächlich sehr detailliert. Er nannte Ross und Reiter. Jeden, der damals außer den unmittelbar Verhafteten noch daran beteiligt gewesen war.

      Mawadi behauptete auch, dass Kerimov einen seiner Leute eigenhändig umgebracht hatte, als dieser ins Visier der Ermittler geriet und er befürchten musste, dass die Spur dann zu ihm führte. „Ich selbst habe mitgeholfen, den Typ zu vergraben”, behauptete Mawadi. „Und ich sage Ihnen auch den Ort, wo seine Knochen noch zu finden sein müssten…”

      „Ist die Leiche schon gefunden worden?”, fragte Rudi.

      „Ich warte stündlich darauf, dass sich da etwas ergibt und Mawadis Aussage dadurch bestätigt wird.”

      „Gut.”

      „Ich denke ich kann jetzt abschalten. Sie können sich die drei Stunden Vernehmung ja mal in Ruhe ansehen. Aber da muss ja nicht unbedingt hier sein. Das Wichtige haben Sie gehört.”

      „Warten Sie!”, schritt ich ein, denn Don Gradon hatte seine Hand bereits an der Fernbedienung des Großbildschirms.

      „Wie Sie wollen”, sagte Herr Gradon.

      Er runzelte die Stirn. Was mir so wichtig war, konnte er nicht begreifen, weil er weder von uns noch von Herrn Hoch oder irgendjemand anderem darüber informiert worden war, dass das Heroin, mit dem Friedhelm Nöllemeyer getötet worden war, aus diesem Deal stammte.

      „Der größte Teil des Heroins ist ja den Polizisten in die Hände gefallen”, meinte Mawadi. „Aber was kaum jemand weiß: Das, was die Polizisten gekriegt haben, war nicht die ganze Lieferung, sondern nur ein Teil.”

      „Und wo ist Ihrer Ansicht nach der Rest geblieben?”, fragte der Vernehmungsspezialist.

      „Irfan hat vorher schon eine Teillieferung bekommen. Mit vorher meine ich, bevor der Gesamtdeal über die Bühne ging.”

      „Darauf haben sich Ihre damaligen Partner eingelassen?”

      „Ich weiß nicht, wie Irfan Kerimov das gedreht hat, aber er hat das hinbekommen. Er hat bei der ganzen Sache so gut wie nichts verloren, während die anderen beteiligten Dealer, die in den Knast gingen und ein Vermögen verloren haben. Später hat ihm das noch Ärger eingebracht.”

      „Wieso?”

      „Na, weil einige darauf kamen, dass Irfan vielleicht den Polizisten einen Tipp gegeben hat oder so etwas in der Art. Auf jeden Fall war es ihm offenbar ganz recht, dass er auf diese Weise ein paar lästig gewordene Geschäftspartner loswerden konnte.”

      „Und das Heroin? Wie groß war die Menge?”

      „Ungefähr nochmal dasselbe wie die Lieferung, die in die Hände der Polizisten geraten ist und jetzt wahrscheinlich auf ewige Zeiten in irgendeiner Asservatenkammer aufbewahrt werden muss. Und das Gute für Kerimov war, er brauchte seine Lieferanten nicht einmal mehr voll bezahlen, denn die saßen ja jetzt zum Großteil im Knast und konnten ihre Schwarzgeldkonten auf den Cayman-Inseln nicht mehr kontrollieren. Irfan hat ein Vermögen dabei gemacht, dieser Schweinehund!”

      „Und Ihnen hat er gar nichts davon abgegeben? Damit Sie schweigen?”

      „Hören Sie mal, geht es hier um mich oder um Irfan? Wollen Sie mich anpissen oder was? Ist er Ihnen doch nicht so wichtig? Dann kann ich ja wieder in meine Zelle gehen und die lebenslange staatliche Versorgung genießen…”

      Es dauerte nicht lange und Mawadi hatte sich wieder beruhigt. Die Aufregung erschien mir künstlich. Mawadi wollte nur eine Szene machen, um seine Wichtigkeit für die andere Seite zu demonstrieren. Und der Vernehmungsspezialist schien das zu erkennen. Er blieb ruhig und wartete einfach ab.

      Aber auf den Verbleib der Drogen kam das Gespräch daraufhin nicht mehr zurück.

      „Wir haben Kerimov”, stellte Rudi fest. „Und zwar reicht das, um ihn nicht nur wegen der damaligen Sachen festzunehmen, sondern auch wegen dem Mord an Friedhelm Nöllemeyer.” Er wandte sich an mich. „Wir brauchen nicht zu warten, bis Orloff vernehmungsfähig ist.”

      Herr Gradon verstand nicht wirklich, was Rudi meinte.

      Es wurde Zeit, ihn einzuweihen.

      Denn bei dem bevorstehenden Einsatz waren wir auch darauf angewiesen, dass Gradon uns die entsprechenden Einsatzkräfte zur Verfügung stellte.

      29

      Ich überließ es Rudi weitgehend, den Einsatz, der zu Irfan Kerimovs Festnahme führen sollte, zu koordinieren und zu planen. Ich telefonierte. Zuerst mit Herr Hoch, um ihn auf den neuesten Stand der Ermittlungen zu bringen. Und dann mit Dr. Förnheim, der inzwischen in Hamburg eingetroffen war und seine Arbeit aufgenommen hatte.

      In knappen Worten fasste ich die neuen Erkenntnisse zusammen.

      Förnheim

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