Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis. Conrad Shepherd
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„Im Moment sieht es aber so aus. Wir werden den Stoff, den wir bei ihm gefunden haben, genauestens analysieren. Wenn sich herausstellt, dass er chemisch mit dem identisch ist, was die anderen Opfer getötet hat, dann wird es immer enger für ihn. Für die Geschworenen wird es am Ende keine Rolle spielen, ob Ferdinand jemanden mit einer Pistolenkugel oder mit Heroin umbrachte. Denn das war der Stoff in diesem Fall: Eine Waffe!”
„Er wusste es doch nicht!”, entfuhr es Annalisa Melgent.
Endlich, dachte ich. Sie schien soweit zu sein, dass sie jetzt auspackte.
„Genau das muss ich aber beweisen können”, gab ich zu bedenken. „Und dabei müssen Sie mir helfen. Und noch was: Wenn Sie Ferdinand nicht helfen, wird es ganz gewiss nicht der Anwalt tun, den er jetzt vermutlich gleich im Polizeipräsidium anruft. Denn ich nehme an, dass dieser Anwalt von Kerimovs Geld bezahlt wird und damit auch seine Interessen letztlich vertritt.”
Annalisa Melgent schluckte.
Sie stand auf und ging zum Fenster. Dann kam sie zurück und setzte sich wieder. „Wenn ich jetzt rede, dann werde ich nichts davon vor irgendeinem Gericht oder sonstwo wiederholen.”
„Einverstanden”, sagte ich. „Dies ist eine informelle Unterhaltung. Mehr nicht. Sie hat offiziell nie stattgefunden.”
„Er bringt mich um, wenn er davon erfährt.”
„Sprechen Sie von Ferdinand?”, fragte Rudi. „Ich verstehe nicht, dass Sie bei ihm bleiben, wenn er so einer ist!”
„Ich spreche von Kerimov. Ich kenne ihn. Er hat einen Club übernommen, in dem ich früher gestrippt habe. Und ich weiß, mit welchen Methoden er arbeitet.”
„Was hat Ferdinand Ihnen über Friedhelm Nöllemeyer gesagt?”
„Werbe-Fuzzi. So hat er ihn immer genannt. Er war einer seiner besten Kunden. Ist extra durch die halbe Stadt gefahren, um sich mit ihm zu treffen, denn er wollte wohl nicht, dass irgendjemand in seinem Umfeld mitkriegt, wie viel er konsumiert. Die Tatsache an sich, dass er süchtig war, konnte er wohl kaum geheimhalten, so kaputt wie seine Nase ist.”
„Sowas wissen die wenigsten richtig zu deuten”, sagte ich.
„Mag wohl sein…”
„Ich brauche Einzelheiten, Frau Melgent. Was ist passiert?”
„Ferdinand war völlig von den Socken, als es die Runde machte, dass der Werbe-Fuzzi gestorben ist - und zwar offenbar an dem Stoff, den er ihm kurz zuvor verkauft hatte. Er hat wirklich geglaubt, dass er ihm Kokain verkauft. Und auch der Stoff, den Sie mitgenommen haben, ist Kokain. Wirklich. Ich habe es selbst probiert…”
„Friedhelm Nöllemeyer hat aber kein Kokain bekommen!”
„Friedhelm hat gesagt, da war so ein Typ.”
„Was für ein Typ?”
„Er hat nicht weiter darüber geredet und er war so außer sich, dass ich auch nicht weiter nachgefragt habe. Jedenfalls hat der ihm den Auftrag gegeben, an genau diesen speziellen Kunden diesen speziellen Stoff zu verkaufen. Dafür hat Ferdinand einen Tausender extra gekriegt. Und er brauchte nichts von seinem eigenen Stoff nehmen!”
„Und Ferdinand ist darauf eingegangen.”
„Woher sollte er denn wissen, was passiert? Das hat er erst begriffen, als die Sache in der Zeitung stand und das Lokalfernsehen darüber berichtet hat!”
„Hat er irgendetwas über diesen ‘Typ’ gesagt?”
„Nein.”
„Wer von Kerimovs Leuten beliefert ihn? Wie holt er sich sonst seinen Stoff ab?”
„Glauben Sie, so etwas würde er mir sagen?”
„War das vielleicht sein üblicher Lieferant?”
Annalisa Melgent schluckte. „Ich bin mir nicht sicher, wie er das genau gemeint hat. Er sagte nur, dass er den Typ noch nie gesehen hätte, aber das will nichts heißen.”
„Wieso?”
„Weil er noch nicht lange für den Hamburg-Mann arbeitet.”
„Sie meinen Kerimov!”
„Ja. Er kennt nicht jeden, der für ihn arbeitet.”
Einige Augenblicke herrschte jetzt Schweigen. Ich tauschte mit Rudi einen Blick. Mein Kollege nickte. Mehr war aus der Frau jetzt nicht herauszuholen. In diesem Punkt waren wir uns einig. Und außerdem war das, was sie uns aufgetischt hatte, auch noch reichlich verworren.
Ich gab ihr meine Karte. „Rufen Sie mich an, falls Sie noch irgendetwas dazu sagen möchten.”
„Gut, das werde ich tun.”
„Auf Wiedersehen.”
„Werden Sie Ferdinand helfen können?”
„Ich kann Ihnen nichts versprechen. Am Besten wäre es, wenn Ferdinand sich entschließen würde zu kooperieren. Und es könnte sein, dass ich Sie darum bitte, mit ihm zu sprechen.”
„Dann werde ich das tun”, versprach sie. „Aber ich glaube kaum, dass das etwas nützen wird.”
„Wieso?”
„Er fühlt sich leicht bevormundet. Wenn man ihn zu etwas drängen will, kommt meistens das Gegenteil von dem dabei heraus, was man beabsichtigt hat. Verstehen Sie, was ich meine?”
„Ich denke schon.”
14
Wir verließen die Wohnung.
„Was hältst du von ihr?”, fragte Rudi.
„Ich weiß noch nicht.”
„Sie würde das Blaue vom Himmel herunterlügen, wenn Sie damit Ihrem Ferdinand helfen kann. Zum Dank dafür füllt er sie wahrscheinlich umsonst mit seinem Stoff ab und verprügelt sie nicht ganz so heftig, wie er es sonst tun würde, wenn er seiner Wut freien Lauf ließe!”
„Na komm, Rudi, das ist jetzt aber auch reichlich…”
„Ich weiß, ich weiß. Vorurteile und Mutmaßungen!”
„Du sprichst mir aus der Seele, Rudi!”
„Aber trotzdem ist es vermutlich genau so, wie ich gerade gesagt habe!”
„So gallig bist du nur, wenn du Hunger hast, Rudi.”
„Und du sagst da nur, weil du selbst hungrig bist, Harry!”
Wir gingen zum Wagen und stiegen ein. Das wir Hunger hatten, war kein Wunder. Seit unserer Ankunft in Frankfurt hatten wir andauernd