Mit Killern darf man nicht handeln: 7 Strand Krimis. Conrad Shepherd
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„Ich habe eine Bitte, Harry.”
„Und welche?”
„Sorgen Sie dafür, dass ich auch Proben des Heroins bekomme, das in den anderen Fällen eine Rolle spielte. Und zwar meine ich damit wirklich alle Fälle, die wir damit bislang in Verbindung bringen.”
„Also auch die Toten von Hamburg.”
„Ich sehe, Sie verstehen mich, Harry. Die Polizei von Hamburg war da leider nicht sehr kooperativ und die bürokratischen Hürden sind da wohl nicht ganz unerheblich.”
„Ich werde mit Herr Hoch darüber sprechen”, schlug ich vor. „Und ich wette, da wird sich was machen lassen.”
„Sehr gut. Sobald ich Näheres weiß, sage ich es Ihnen. Ach ja, es interessiert Sie vielleicht, dass unser Kuhschwanz zu Ihnen nach Frankfurt fliegt.”
Mit „unser Kuhschwanz” meinte Förnheim niemand anderen als unseren Gerichtsmediziner Dr. Gerold M. Wildenbacher. Der rustikale Bayer mit dem Gemüt eines Fleischergesellen und der distinguierte Hamburger waren in jeder Hinsicht ausgesprochen gegensätzliche Charaktere, aber vielleicht war gerade das der Grund dafür, dass sie sich bei ihrer Arbeit im Ermittlungsteam Erkennungsdienst nahezu perfekt ergänzten.
„Wir können hier jede Unterstützung brauchen“, sagte ich.
„Er hat gesagt, dass er die Befunde der gerichtsmedizinischen Untersuchung haarklein überprüfen will. Und wie ich unseren Alm-Hirten aus Bayern kenne, werden sich da ein paar Leute ziemlich warm anziehen müssen.“
„Gibt es denn Zweifel daran, ob das Heroin wirklich in allen Fällen die Todesursache war?“, hakte ich nach.
„Zweifel gibt es immer, Harry. Der Zweifel ist der Motor der Wissenschaft, wussten Sie das nicht? Und die Selbstgewissheit könnte man ihren Totengräber nennen. Wie auch immer, ich melde mich, sobald es hier etwas Neues gibt.“
„Wie schön Sie das gesagt haben“, sagte ich.
„Sehen Sie, ich wusste doch, dass Sie Sinn für so ein Bonmot haben - ganz im Gegensatz zu unserem Trampel aus Bayern.“
8
Eine halbe Stunde später saßen wir im Büro von Maik Ladberger. Im Frankfurter Polizeipräsidium waren Großraumbüros vorherrschend. Um so auffälliger war der Umstand, dass man Maik Ladberger in einem abgetrennten Raum untergebracht hatte, wo er für sich war.
Aber so, wie Rudi und ich in bisher kennengelernt hatten, gehörte er wohl zu den Kollegen, die schlicht und ergreifend besser allein waren.
„Wenn Sie einen Kaffee wollen, gehen Sie zum Automaten und holen sich einen. Ansonsten habe ich in einer halben Stunde eine Lagebesprechung angesetzt. Ich hoffe, Sie haben nichts anderes vor.“
„Bis jetzt nicht“, machte Rudi den Versuch, Ladberger mit Humor zu antworten. Allerdings schien Ladberger auf so etwas nun überhaupt nicht anzusprechen. Ganz im Gegenteil. Ladberger hatte für sich selbst einen Kaffeebecher vom Automaten geholt, uns allerdings selbstverständlich keinen mitgebracht. Er trank ihn mit einem Schluck zur Hälfte leer. „Es hat sich übrigens auch ein gewisser Kommissar Theodor Nesch vom BKA-Büro Frankfurt gemeldet.”
„Ja, das ist unser Verbindungsmann hier”, sagte ich. „Er wird in die Ermittlungen einbezogen.”
„Schön, dass ich das auch noch erfahre, Kriminalinspektor Kubinke!”
„Ich habe das auch erst heute Morgen von meinem Chef erfahren. Und abgesehen davon werden wir die Unterstützung des BKA-Büro hier in Frankfurt mit Sicherheit noch benötigen.”
„Wenn Sie das sagen… Meine Meinung über die Kollegen dort ist…”
„...so schlecht wie über den Rest der Welt, Hauptkommissar Ladberger. Das haben wir inzwischen begriffen”, konnte Rudi jetzt nicht mehr an sich halten und fuhr entsprechend dazwischen. „Sie werden wohl oder übel mit dieser ganzen Bande von Stümpern auskommen müssen, wenn Sie in diesem Fall was erreichen wollen.”
„Oh, die Weisung eines Kriminalinspektors!”
„Nein, nur ein guter Rat. Denn in einem stimme ich Ihnen voll und ganz zu: Da könnte sich in der Drogenszene von Frankfurt eine Lage zusammenbrauen, die wir unbedingt verhindern müssen.”
Maik Ladberger wirkte überrascht. Offenbar war er es nicht gewohnt, dass ihm jemand dermaßen Kontra gab.
Ladberger schaute auf die Uhr. „Gehen wir zum Meeting”, sagte er einfach.
9
An dem Meeting nahmen ungefähr zwei Dutzend Personen Teil. Alle waren irgendwie in den Fall eingebunden. Hauptkommissar Gustavv von der Mordkommission war auch dabei, denn seine Abteilung hatte die ersten Ermittlungen im Fall Nöllemeyer durchgeführt. Die anderen kamen zumeist aus der Abteilung gegen das organisierte Verbrechen. So schwierig Ladberger als Mensch auch sein mochte, er hatte einige sehr sinnvolle Schritte eingeleitet. Zum Beispiel hatte er jeden verfügbaren Drogenfahnder in der Gegend, in der Nöllemeyer zu Tode gekommen war, darauf angesetzt, herauszubekommen, wer wohl der Dealer gewesen sein mochte, von dem der Werbefachmann seinen Stoff gekauft hatte.
Und dazu lagen bereits Ergebnisse vor.
Polizeiobermeister Ilona Meckenhoff-Grelin, eine rothaarige Mittdreißigerin, berichtete darüber, dass insgesamt zu diesem Thema bereits eine Flut von Hinweisen eingegangen sei, die jetzt abgearbeitet würden. „Außerdem haben wir Berichte einiger Informanten erhalten, die unseren Verdacht erhärtet haben: Da versucht offenbar jemand mit aggressiven Preisen und rabiaten Methoden den Drogenmarkt in Frankfurt aufzumischen. Dealer werden abgeworben, bedroht, verprügelt oder verschwinden von der Bildfläche und es weist alles in Richtung von Irfan Kerimov.”
„Wir brauchen etwas Handfestes, um den Kerl aus dem Verkehr ziehen zu können”, meinte Ladberger. „Eine Schande, dass der damals in Hamburg nur fünf Jahre gekriegt hat.”
„Gute Anwälte, würde ich sagen”, meinte Rudi. „Da war nicht mehr drin, ich habe die Prozessakten während des Fluges hier her überflogen.”
„Kerimov wird hier genauso kompromisslos vorgehen wie in Hamburg”, vermutete Ladberger.
„Ja, aber nach allem, was ich weiß, halte ich ihn für intelligent genug, um dazuzulernen”, widersprach Rudi.
Ladberger hob die Augenbrauen. „Was soll das heißen?”
„Er hat sich durch seine aggressive Methoden damals in der Drogenszene unmöglich gemacht. Niemand war nachher noch bereit, ihn nochmal ins Geschäft zu lassen. Ich könnte mir denken, dass er die Lektion gelernt hat und diesmal darauf achtet, dass er Verbündete hat.”
„Im Moment sieht es für mich eher danach aus, dass er seine brutale Nummer aus Hamburg einfach nur an einem anderen Ort abzieht”, glaubte Ladberger.
„Einige ungesicherte Informationen, die wir über einen Informanten haben, deuten darauf hin, dass Ihre Theorie stimmen könnte, Kriminalinspektor”, schlug