Angriff der Tapferkeit. Морган Райс
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Читать онлайн книгу Angriff der Tapferkeit - Морган Райс страница 6
Drake musste immer wieder husten, bevor er schließlich seinen Kopf heben konnte. Er blickte auf und sah Thor mit hasserfülltem Blick in die Augen.
„Im Nimmersee.”
Thor sah zunächst die anderen, dann Drake verwirrt an.
„Der Nimmersee?“
„Das ist ein bodenloser See“, mischte sich Indra ein und trat vor. „Auf der anderen Seite der Großen Wüste. Es ist der tiefste See, den man sich vorstellen kann.“
Thor sah Drake grimmig an.
„Warum?“, wollte er wissen.
Drake hustete erneut. Er wurde schwächer.
„Auf Befehl von Gareth“, keuchte er. „Er wollte, dass wir es irgendwo loswerden, von wo es nie wieder in den Ring zurückkehren würde.“
„Aber warum?“, hakte Thor nach. „Warum wollte er das Schwert zerstören?“
Drake sah ihm in die Augen.
„Wenn er es nicht führen konnte“, sagte Drake, „dann sollte es keiner tun.“
Thor sah ihn lange an und war sich schließlich sicher, dass er die Wahrheit gesagt hatte.
„Dann haben wir nicht viel Zeit“, sagte Thor und wandte sich um, um zu gehen.
Drake schüttelte den Kopf.
„Ihr werdet es niemals rechtzeitig schaffen.“
„Wir denken nicht wie du“, antwortete er. „Wir leben nicht, um uns selbst zu retten. Wir leben für die Ehre, für unseren Kodex. Und wir werden gehen, wo immer uns das hinführt.“
„Siehst du nicht, wo eure Ehre euch hingeführt hat?“, sagte Drake. „Selbst mit deiner Ehre bist du ein Narr, so wie die anderen. Ehre ist wertlos.“
Thor sah ihn grimmig an. Er konnte kaum glauben, dass er im selben Haus wie er groß geworden war, dass er seine gesamte Kindheit mit einem Monster wie ihm verbracht hatte. Thors Handknöchel wurden weiß, als er seinen Schwertknauf umklammerte und sich nichts sehnlicher wünschte, als ihn zu töten. Drakes Blick folgte seiner Hand.
„Tu es“, sagte er. „Töte mich. Bringe es ein für alle Mal zu einem Ende.“
Thor sah ihn lange an und hätte es nur zu gerne getan. Doch er hatte Drake sein Wort gegeben, dass er ihn nicht töten würde, wenn er die Wahrheit sagte. Und Thor stand zu seinem Wort.
„Das werde ich nicht tun“, sagte Thor schließlich. „So sehr du es auch verdient haben magst. Du wirst nicht durch meine Hand sterben, denn dann wäre ich nicht besser als du.“
Als Thor sich umdrehte, stürzte Conven mit einem lauten Schrei vor.
„Für meinen Bruder!“
Bevor auch nur einer von ihnen reagieren konnte, hob er sein Schwert und stieß es durch Drakes Herz. Verzweifelte Wut und Trauer waren in Convens Augen zu sehen, als er Drake in einer tödlichen Umarmung hielt und zusah, wie dessen Körper tot zu Boden fiel.
Thor sah auf ihn herab und wusste, dass der Tod durch seine Hand zumindest ein geringer Trost für Conven sein würde. Für sie alle. Doch es war zumindest etwas.
Thor ließ den Blick über die riesige Wüste vor ihnen schweifen und wusste, dass das Schwert irgendwo am anderen Ende war. Es schien, als würde eine ganze Welt zwischen ihnen und dem Schwert liegen.
Gerade als sie dachten, dass sie am Ende ihrer Reise angekommen waren, mussten sie feststellen, dass sie noch nicht einmal begonnen hatte.
KAPITEL DREI
Erec saß inmitten der anderen Ritter in der Waffenhalle des Barons in dessen Schloss, sicher hinter den Toren von Savaria aufgehoben, und alle waren sichtlich mitgenommen von der Begegnung mit den Kreaturen. Neben ihm saß sein Freund Brandt, der seinen Kopf in die Hände gestützt hatte, so wie viele der anderen auch. Die Stimmung war bedrückt.
Erec spürte es auch. Jeder Muskel in seinem Körper schmerzte vom Kampf mit den Männern des Lords und mit den Monstern. Es war eine der härtesten Schlachten seines Lebens gewesen, und der Baron hatte zu viele Männer verloren. Als Erec darüber nachdachte, bemerkte er, dass ohne Alistair, Brandt, die anderen und er jetzt tot wären.
Erec war voll Dankbarkeit ihr gegenüber – und noch mehr: Sie hatte das Feuer seiner Liebe neu angefacht. Er war fasziniert von ihr – er hatte immer schon gespürt, dass sie etwas Besonderes war, sogar dass sie eine gewisse Kraft ausstrahlte. Doch das, was heute geschehen war, war der Beweis. Er hatte das brennende Verlangen, mehr darüber zu erfahren, wer sie war und über das Geheimnis ihrer Herkunft. Doch er hatte geschworen, nicht neugierig zu sein – und er hielt immer sein Wort.
Erec konnte nicht abwarten, bis die Zusammenkunft vorüber war und er sie wieder sehen konnte.
Die Ritter des Barons waren schon seit Stunden zusammengesessen und hatten darüber diskutiert, was als nächstes zu tun war. Der Schild existierte nicht mehr und Erec versuchte immer noch, die Konsequenzen zu verstehen. Es bedeutete, dass Savaria nun anfällig für Angriffe von außen sein würde; und viel schlimmer noch, Boten waren in die Stadt gekommen mit Nachrichten von der Invasion von Andronicus‘ Armee, davon was in King’s Court und Silesia geschehen war. Erecs Mut sank. Sein Herz drängte ihn, zu seinen Brüdern bei den Silver zurückzukehren, um seine Heimatstädte zu verteidigen. Doch er war hier, in Savaria, wo das Schicksal ihn hingeführt hatte. Er wurde hier auch gebraucht. Die Stadt des Barons und ihre Leute waren immerhin ein wichtiger strategischer Bestandteil des Reiches der MacGils und mussten verteidigt werden.
Doch mit den neuen Berichten, dass Andronicus eines seiner Bataillone losgeschickt hatte, um Savaria anzugreifen, wusste Erec, dass Andronicus‘ Armee, die mehr als eine Million Mann stark war, sich bald bis in den letzten Winkel des Rings ausbreiten würde.
Wenn Andronicus mit einem Gegner fertig war, ließ er nichts zurück. Erec hatte die Geschichten von Andronicus‘ Eroberungen sein ganzes Leben lang gehört und er wusste, dass seine Grausamkeit ohne Gleichen war. Durch das einfache Gesetz der Zahlen war klar, dass die wenigen hundert Männer des Barons selbst einem einzigen Bataillon von Andronicus‘ Armee nahezu wehrlos gegenüber stehen würden. Savaria war dem Untergang geweiht.
„Ich sage wir kapitulieren“, erklärte der Berater des Barons, ein grauhaariger alter Krieger, der vornübergebeugt an einem großen rechteckigen Holztisch saß, verloren in einen Krug mit Bier starrte und ihn dann auf den Tisch schlug. Die anderen Krieger verstummten und sahen ihn an.
„Welche Wahl haben wir schon?“, fügte er hinzu. „Wir sind ein paar Hundert gegen eine Armee von einer Million Männern.“
„Vielleicht können wir die Stadt verteidigen, sie zumindest halten“, warf ein anderer Krieger ein.
„MacGil ist tot”, gab ein anderer Krieger zu bedenken. „Niemand wird zu unserer Hilfe kommen.“
„Doch seine Tochter lebt“, entgegnete ein anderer. „Und auch seine Männer. Sie würden uns nicht einfach hier im Stich lassen!“
„Sie können sich doch kaum selbst verteidigen!“, protestierte ein anderer.
Die Männer fingen an, wild zu diskutieren und drehten