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Stille breitete sich im Raum aus als sich der Baron räusperte, und alle Augen richteten sich auf ihn.
„Wir sind in der Lage unsere Stadt gegen einen Angriff zu verteidigen“, sagte der Baron. „Mit unseren Fähigkeiten und der Stärke dieser Mauern, können wir sie gegen eine Armee halten, die fünfmal so groß ist wie unsere – vielleicht sogar zehnmal. Und wir haben genug Vorräte, um eine wochenlange Belagerung auszusitzen. Gegen jede normale Armee würden wir siegen.“
Er seufzte.
„Doch das Empire hat keine normale Armee“, fügte er hinzu. „Wir können uns nicht gegen eine Armee wie diese verteidigen. Es wäre aussichtslos.“
Er machte eine Pause.
„Doch Aufzugeben ist auch nicht besser. Wir alle wissen, was Andronicus mit seinen Gefangenen macht. Es scheint mir, als müssten wir so oder so sterben. Die Frage ist nur, ob wir kämpfend oder sitzend untergehen. Ich sage, wir sterben kämpfend!“
Zustimmender Jubel brach im Raum aus. Erec konnte ihm nur recht geben.
„Dann bleibt uns nichts anderes zu tun“, fuhr der Baron fort, „als Savaria zu verteidigen. Wir werden nicht kapitulieren. Wir werden wahrscheinlich sterben. Doch wir werden es Seite an Seite kämpfend tun!“
Tiefe Stille breitete sich aus und sie sahen sich ernst an. Dann nickten sie. Trotzdem schien es so, als würde jeder einzelne verzweifelt nach einer anderen Lösung suchen.
„Es gibt einen anderen Weg“, sagte Erec schließlich in die Runde.
Er konnte spüren, wie sich alle Blicke auf ihn richteten.
Der Baron nickte ihm zu und erteilte ihm damit das Wort.
„Wir können angreifen“, sagte Erec.
„Angreifen?“, riefen die Männer überrascht aus. „Wir paar hundert Mann, diese riesige Armee angreifen? Erec, ich weiß, dass du furchtlos bist, doch bist du jetzt vollkommen verrückt geworden?“
Erec schüttelte todernst den Kopf.
„Was du nicht in Betracht ziehst, ist, dass Andronicus‘ Männer nie mit einem Angriff rechnen würden. Wir hätten die Überraschung auf unserer Seite. Wie du gesagt hast, wenn wir hier bleiben und versuchen, die Stadt zu verteidigen, werden wir sterben. Wenn wir angreifen, können wir viel mehr von ihnen töten. Und was noch viel wichtiger ist, wenn wir richtig angreifen, am richtigen Ort, können wir sie vielleicht aufhalten – oder sogar besiegen.“
„Besiegen?!“, riefen sie aus und sahen ihn fassungslos an.
„Wie stellst du dir das vor?“, fragte der Baron.
„Andronicus wird erwarten, dass wir hier sind, auf ihn warten und unsere Stadt verteidigen“, erklärte Erec. „Seine Männer werden niemals erwarten, dass wir ihnen an irgendeinem Engpass außerhalb der Stadttore auflauern. Hier in der Stadt haben wir den Vorteil der dicken Mauern – doch da draußen, auf dem freien Feld, haben wir das Element der Überraschung. Und Überraschung wiegt schwerer als schiere Stärke. Wenn wir einen natürlichen Engpass halten können, können wir sie alle zu einem Punkt hin lotsen, an dem wir angreifen können.
Ich denke dabei an die östliche Bergschlucht.“
„Die östliche Bergschlucht?“, fragte einer der Krieger.
Erec nickte.
„Es ist eine enge Schlucht zwischen zwei steilen Felswänden. Sie ist der einzige Pass durch die Berge von Kavonia, einen guten Tagesritt von hier entfernt. Wenn Andronicus‘ Männer zu uns kommen, führt der direkteste Weg durch die Schlucht. Anderenfalls müssten sie über die Berge wandern. Die Straße vom Norden her ist zu eng und zu sumpfig zu dieser Jahreszeit – er würde Wochen vergeuden. Und im Süden müssten sie den Fjord überqueren.“
Der Baron sah Erec voller Bewunderung an, kratzte sich am Kopf und überlegte.
„Vielleicht hast du recht. Andronicus muss seine Männer durch die Schlucht führen. Für jede andere Armee wäre das ein Akt höchster Hybris. Doch für ihn, mit seiner riesigen Armee, kann ich mir vorstellen, dass er es tun würde.“
Erec nickte.
„Wenn wir dorthin kommen, wenn wir vor ihnen dort sind, dann können wir sie überraschen und sie angreifen. Auf einer Position wie dieser, können wenige Männer Tausende in Schach halten.“
Die anderen Krieger sahen Erec mit einer gewissen Hoffnung und Bewunderung an, während der Raum in tiefer Stille lag.
„Ein mutiger Plan mein Freund“, sagte der Baron. „Doch du bist ja auch ein mutiger Krieger. Bist du schon immer gewesen.“ Der Baron winkte einen Diener herbei: „Bring mir eine Karte!“
Der Junge rannte aus dem Raum und kam durch eine andere Tür mit einer großen Pergamentrolle wieder herein. Er rollte sie auf dem Tisch aus und die Krieger versammelten sich um sie, um sie zu studieren.
Erec zeigte mit dem Finger auf Savaria auf der Karte und zeichnete dann mit seinem Finger eine Linie Richtung Osten bis zur östlichen Schlucht. Eine enge Klamm, von hohen Bergen umgeben, soweit das Auge reichte.
„Das ist perfekt“, sagte einer der Krieger.
Die anderen nickten und rieben sich die Bärte.
„Ich habe Geschichten gehört von ein paar Dutzend Mann, die Tausende an der Schlucht aufgehalten haben“, sagte ein anderer Krieger.
„Das sind Ammenmärchen“, sagte wieder ein anderer. „Ja wir haben das Überraschungsmoment auf unserer Seite. Doch was sonst noch? Uns wird der Schutz unserer Mauern fehlen.“
„Aber wir werden den Schutz der Felswände haben“, entgegnete ein anderer. „Diese Berge, das sind ein paar hundert Meter massiver Fels.“
„Nichts ist absolut sicher“, fügte Erec hinzu. „Wie der Baron sagte, wir können hier sterben, oder wir können da draußen sterben. Doch der Sieg wird unser sein, denn den Mutigen gehört die Welt!“
Der Baron, der sich eine Weile lang den Bart gerieben hatte, nickte, rollte die Karte auf und lehnte sich zurück.
„Bereitet eure Waffen vor!“, rief er. „Wir reiten heute Nacht!“
Erec, wieder in voller Rüstung, marschierte aus der Halle in die entgegengesetzte Richtung der anderen Männer. Er hatte noch eine wichtige Sache zu erledigen, bevor er in seine womöglich letzte Schlacht aufbrach.
Er musste Alistair sehen.
Seitdem er vom heutigen Kampf zurückgekehrt war, hatte Alistair auf ihn in ihrer Kammer gewartet. Sie wartete darauf, wieder glücklich mit ihm vereint zu sein, und es tat ihm weh, ihr die Nachricht überbringen zu müssen, dass er sie schon wieder verließ.
Es gab ihm einen gewissen Frieden, zu wissen, dass sie zumindest hier innerhalb der Mauern des Schlosses sicher war, und es gab ihm zusätzlichen