Von Drachen Geboren. Морган Райс
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Читать онлайн книгу Von Drachen Geboren - Морган Райс страница 6
Der Diener trat zurück und zog wieder sein Messer. Erin schlug mit ihrem Stab auf sein Handgelenk, Lenore hörte, wie der Knochen knackte, als die Waffe auf ihn traf. Der Mann schrie auf, stolperte zurück, drehte sich um und rannte weg. Für einen Moment dachte Lenore, ihre Schwester würde ihm nachjagen, aber sie blieb stehen und wandte sich wieder Lenore zu.
„Geht es dir gut?“, fragte sie. „Hat er dir weh getan?“
Lenore schüttelte den Kopf. „Nicht mir, sondern meiner Wache …“ Sie starrte geschockt auf die toten Augen des Gardisten hinunter. Sie waren denen, die sie zuvor gesehen hatte, viel zu ähnlich. „Was machst du hier, Erin?“
„Ich dachte, ich würde dir in die Stadt folgen. Ich hatte eine Pause vom Training mit Odd. Aber dann sah ich, wie dieser da dir gefolgt ist, und ich wollte wissen, was los ist.“ Sie fixierte Lenore mit einem ernsten Blick. „Was geht hier vor, Schwester?“
„Es …“ Lenore zwang ihre Stimme, ruhig zu bleiben. Sie wäre nicht schwach, würde nicht zittern und hysterisch sein, würde nichts von all dem sein, was Finnal wahrscheinlich von ihr dachte. „Es ist mein neuer Ehemann.“
„Finnal?“, fragte Erin.
„Er ist genauso schlecht wie sie gesagt haben, Erin“, sagte Lenore. „Er kümmert sich nur darum, was er aus unserer Ehe herausschlagen kann, nicht um mich. Und das … er hat einen Mann geschickt, um mich zu schlagen, nur weil ich das Schloss ohne seine Erlaubnis verlassen habe.“
Erins Gesicht verhärtete sich. „Ich werde ihn töten. Ich werde ihn ausnehmen und seinen Kopf aufspießen.“
„Nein“, sagte Lenore. „Das kannst du nicht. Herzog Viris’ Sohn töten? Es würde einen Bürgerkrieg auslösen.“
„Glaubst du, dass mich das interessiert?“, fragte Erin.
„Ich denke, mir darf es nicht egal sein“, sagte Lenore. „Nein, wir müssen schlauer vorgehen.“
„Wir?“, fragte Erin.
„Meine Zofe Orianne weiß, wie Finnal ist. Sie wird helfen. Andere werden auch helfen, so wie Devin.“
Lenore wusste nicht, warum ihr sein Name gerade jetzt in den Sinn kam, aber er war da.
„Das ist alles?“, fragte Erin. Sie schüttelte den Kopf. „Nun, es ist ein Anfang. Wir könnten mit Vars reden.“
„Es wäre ihm egal“, sagte Lenore. „Ich würde einen Weg finden, mich von Finnal scheiden zu lassen, wenn ich glaubte, Vars würde zuhören.“
„Dann werden wir etwas finden, das er anhören muss“, beharrte Erin.
Lenore schüttelte den Kopf. „Das wird nicht einfach sein.“
Erin seufzte. „Ich weiß. Aber ich verspreche dir, Lenore, dass Finnal dich nicht länger verletzen wird. Niemand wird es tun. Von jetzt an gehe ich dorthin, wo du hingehst, und wenn dich jemand angreift … werde ich an deiner Seite stehen und ihnen das Herz aus der Brust schneiden, wenn sie es versuchen.“
KAPITEL VIER
Nerra kniete am Wasser des Tempelbrunnens zwischen den Knochen der Toten, die es zuvor versucht hatten. Über ihr schienen die Hänge des Vulkans wütend nach unten zu schauen und verboten ihr, zu versuchen, was sie versuchen wollte. Als sie auf ihre Arme schaute, konnte sie die Zeichen der Schuppenkrankheit sehen, die dunklen Linien auf ihren Armen.
Sie würde nicht wie Lina sterben. Selbst wenn diese Gewässer den Tod bedeuteten, war es besser, als hier auf der Insel, zu der ihr Drache sie gebracht hatte, darauf zu warten, dass die Krankheit ihr Leben forderte. Ihre Freundin sterben zu sehen, war es, was ihr Vorhaben ausgelöst, und sie den ganzen Weg zum Tempel getrieben hatte, zu dem Brunnen, den sie dem Inselwächter Kleos versprochen hatte, nicht aufzusuchen.
Und jetzt trank sie sein Wasser. In einem einzigen langen Schluck nahm sie das Wasser aus ihren hohlen Händen auf. Es schien sinnlos zu sein, nur zu nippen, wenn eine Berührung des Wassers schon den Tod bedeuten sollte.
Sie wagte nicht zu hoffen, was es sonst noch bedeuten könnte.
„Sie würden es nicht sinnlos einen Heilbrunnen nennen“, sagte Nerra laut, als ob dadurch wahr würde. „Sie würden das alles nicht bauen.“
Warum sollte man einen Tempel bauen, wenn das einzige Ziel darin bestand, diejenigen zu töten, die herkamen? Warum sollte man sich überhaupt um einen Brunnen kümmern und was bedeutete der seltsame Druck, der sie von dem Ort zurückgedrängt zu haben schien, als sie die Hänge des Vulkans entlanggegangen war? Kleos, der Hüter der Kranken, hatte ihr gesagt, dass das Trinken den Tod bedeute, dass alles nur ein Ausweg sei, die Menschen mit der Drachenkrankheit sich selbst töten zu lassen, aber Nerra musste hoffen, dass er sich geirrt oder gelogen hatte oder beides.
Es würde funktionieren. Es musste funktionieren.
Nerra stand auf und blickte über die Insel, so nah am Kontinent Sarras und doch nicht ganz ein Teil davon. Sie blickte auf die feurige Vulkanlandschaft, die sie durchquert hatte, und auf den Dschungel auf der anderen Seite. Von hier aus konnte sie das kleine Dorf nicht sehen, das die Kranken und Sterbenden eingrenzen wollte, die sich durch ihre Krankheit langsam in monströse Dinge verwandelten, die nur Hunger und Tod kannten. War es nicht besser, dies hier zu versuchen, als dort zu sitzen und auf die bittere Gnade von Kleos’ Messer zu warten, wenn sie sich verwandelte?
Nerra stand da und wartete und versuchte sich das Wasser vorzustellen, das in ihr wirkte. Sollte sie jetzt etwas fühlen? Sie kannte sich gut genug mit Kräutern aus, um zu wissen, dass die Auswirkungen selten sofort zu erkennen waren, aber irgendwie hatte sie erwartet, dass das Heilwasser –
Nerra schrie, als der Schmerz sie traf, so scharf und so verzehrend, dass er sie in die Knie zwang. Sie klammerte sich an ihren Bauch, als sich ihr Körper vor Qual krümmte und ihre Schreie kamen so schnell, dass sie nicht einmal den Atem dafür hatte.
Kleos hatte nicht gelogen; der Brunnen war Gift für diejenigen, die daraus tranken. Nerra konnte jetzt das Wasser in sich spüren, das sich wie eine stachlige Schlange durch sie drehte und durch sie brannte, als hätte sie die Lava des Vulkans selbst verschluckt und nicht nur Wasser. Sie versuchte es herauszuwürgen, aber sie konnte es nicht. Dafür hatte sie nicht mehr genug Kontrolle über sich.
„Bitte …“, schrie Nerra.
Sie hatte das Gefühl, als würde sich ihr ganzer Körper selbst auseinanderreißen, Muskel für Muskel, Knochen für Knochen. Es fühlte sich an, als ob jeder Teil von ihr mit den anderen im Konflikt war und einen Krieg führte, in dem sie sowohl das Schlachtfeld, als auch die Krieger und die karge Ebene war, die sie zurücklassen würden, alles Leben von ihr gerissen.
„Nein …“, schrie Nerra. In diesem Moment dachte sie an alles, was sie im Nordreich zurücklassen musste, an alles, was sie nie wieder sehen würde, während das tödliche Wasser qualvoll in ihr tobte. Sie dachte an ihre Brüder und Schwestern, an die elegante Lenore und an die burschikose Erin, Rodry, der immer so schnell eingriff, um andere zu verteidigen, und an Greave, der so ruhig und nachdenklich war. Sie