Von Drachen Geboren. Морган Райс
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Die Leute waren dumm.
Im Moment beschattete Erin nur. Sie bewegte sich geschickt zwischen den verschiedenen Gruppen von Leuten, die zurzeit das Schloss bevölkerten und schlenderte von den versammelten Rittern zu den Gruppen von Dienern, während Finnal über den Hof in Richtung der großen Halle ging. Im Schlosshof standen im Moment Zelte, im Schatten der hohen Mauern lagerten dort Soldaten, während sie auf neue Befehle warteten. Einige saßen im Freien und kochten Feuer, und Finnal blieb bei einigen stehen, scherzte mit ihnen und lachte. Bei einigen verteilte er Münzen und versuchte wahrscheinlich, Zuneigung zu kaufen.
Erin konnte nicht erkennen, was ihre Schwester jemals in ihm gesehen hatte. Oh, er war hübsch, sicher, diese elegante Anmut, hohen Wangenknochen und dem stetigen Lächeln. Er trug dunkle, mit Silber abgesetzte Kleidung, um besser auf den glanzvollen Rest seiner Erscheinung aufmerksam zu machen. Und natürlich reagierten alle um ihn herum auf ihn, als ob die Sonne selbst gerade hinter einer Wolke hervorgekommen wäre, wenn er vorbeiging. Doch Lenore hatte mehr verdient. Sie verdiente jemanden, der sie wirklich liebte.
Ganz sicherlich jemanden, der nicht versuchen würde, sie in ihrer Ehe quasi als Geisel zu halten, und Schläger nach ihr aussandte, nur weil sie es gewagt hatte, nach draußen zu gehen. Finnal würde dafür bezahlen, und zwar teuer.
Erin lächelte, als sie sah, wie Finnals Weg zu den Ställen auf seinem Weg zur großen Halle führte. Bei so vielen Leuten im Schloss war es im Moment schwierig, einen guten Platz für einen Hinterhalt zu finden, aber Erin war sich sicher, dass es dort einen Platz geben würde. Sie kannte genau die richtige Stelle.
Erin gab ihren Versuch auf, ein stiller Schatten hinter ihm zu sein, und rannte in schrägem Winkel von Finnal über den Hof. Am anderen Ende des Hofs schlug sie einen Haken und rannte eine Steintreppe hinauf, bis sie sich auf der untersten Ebene der Mauern befand. Sie schlüpfte an einer der Wachen vorbei, die über die Inseln der Stadt blickten und sprang leichtfüßig hinunter, bis sie das Dach der Stallgebäude erreicht hatte
Sie hatte sich hier oft versteckt, als sie jünger war, teils weil es ein guter Ort war, um sich zu verstecken, wenn sie den Etiketteunterricht vermeiden wollte, den ihre Mutter für sie geplant hatte, und teils weil es einen Raum gab, von dem aus man runter in den Stall schauen konnte. Erin hatte es benutzt, um Jagdgesellschaften oder Ritter auszuspionieren, die sich darauf vorbereiteten, im Königreich auszugehen, und war immer eifersüchtig gewesen, dass sie all das tun durften, wenn man es ihr nicht erlaubte. Jetzt lag sie hier auf der Lauer, den Griff ihres Speers fest in der Hand.
Würde sie das wirklich tun? Während sie wartete, wurde sie nervös, denn auch wenn sie zuvor bereits getötet hatte, hatte sie es nie kaltblütig getan. Würde sie wirklich den Ehemann ihrer Schwester niederschlagen und ihn im Stall dem Tod überlassen?
Die Antwort darauf war einfach: Wenn nicht sie, wer dann? Oh, Lenore hatte darüber gesprochen, dass ihre Zofe etwas unternehmen und Informationen finden würde, die die Leute davon überzeugen würden, Finnal auf eine saubere Art loszuwerden, aber wie hoch standen die Chancen, das dies wirklich geschehen würde? Selbst, wenn sie Informationen bekämen, die die meisten Menschen überzeugen könnten, würde Vars der Annullierung der Ehe zustimmen? Er war derjenige, der überhaupt darauf gedrängt hatte, dass es schnell über die Bühne gebracht wurde.
Vielleicht, wenn ihr Vater aufwachte … aber dies hier war schneller und sauberer, und … nun, Finnal hatte es verdient. Niemand bedrohte Erins Schwester ungestraft.
Sie wartete dort oben, bis sie unten Stimmen hören konnte.
„… der größte Braune“, sagte Finnal irgendwo unten.
„Aber Sir, dieses Pferd ist Eigentum von Prinz Rodry.“
„Und ich möchte sein Andenken ehren, indem ich es in den Dienst seiner Schwester stelle“, sagte Finnal. Er kam unten in Sicht, sein Kopf mit den vollen Locken sichtbar. „Denk daran, dass ich ihr Ehemann bin und dass das Land, das ich jetzt besitze, auch die Gegend um … hmm, woher, hast du gesagt, stammt deine Familie?“
Die Bedrohung war dort in seinem Tonfall und alles trug nur dazu bei, Erins Wut zu schüren. Dieser Mann wurde in dem Moment grausam, als er Macht erhielt, eine Schlange in einer hübschen Hülle. Darüber hinaus versuchte er jetzt, von ihrem toten Bruder zu stehlen und ihre Schwester zu bedrohen. Erin konnte keines von beiden zulassen.
„Vielleicht sollte ich mit dem Stallmeister sprechen“, sagte der Pferdepfleger, mit dem Finnal sprach.
„Das scheint eine hervorragende Idee zu sein“, sagte Finnal. „Ich werde genau hier warten.“
Nun wurde offensichtlich, dass der Pferdepfleger es gar nicht vorgehabt hatte, mit dem Stallmeister zu reden, aber als Finnal beteuerte, er würde warten, hatte er keine Wahl. Darin bot sich ein Vorteil: Finnal war allein im Stall, bis auf die Pferde, direkt in Erins Sichtlinie. Erin nahm die Scheide vom Kopf ihres Speers und spürte, wie ihr Herz in ihrer Brust hämmerte. Sie konnte das tun, sie musste das für ihre Schwester tun.
Der Winkel war nicht ganz richtig, also veränderte Erin ihre Position auf dem Dach oder zumindest versuchte sie es. Sie spürte, wie sie den Halt verlor, als ihr Fuß durch den Strohteil des Daches brach, und sie musste sich zusammenreißen, um nicht laut nach Luft zu schnappen, als sie fast fiel. Nur indem sie ihren Speer in das Stroh grub, konnte sie das Gleichgewicht halten und verhindern, dass sie hinunterstürzte.
Erin duckte sich einige Sekunden lang außer Sicht. Sie konnte Schritte oben an der Mauer hören, aber sie wusste, dass die Wachen sie von dort aus nicht sehen konnten. Mehr Sorge machte ihr die Möglichkeit, dass sie Finnal aufgeschreckt haben könnte. Doch er stand immer noch am selben Platz, als sie es endlich wagte, wieder durch die Lücke im Dach in die Ställe zu blicken, und schaute immer noch über die Pferde, als wollte er festlegen, welches von ihnen er als Nächstes nutzen würde.
Erin hob ihren Speer, korrigierte ihren Griff und war bereit zu werfen. Der Speer war kurz, aber von hier aus hatte sie keinen Zweifel daran, dass sie ihn direkt durch Finnals Herz treiben konnte. Erin holte Luft, wartete, bis ihre Hand völlig ruhig war, spürte die Spannung und … –.
Eine Hand schloss sich um den Griff des Speers und hielt sie davon ab, ihn zu schleudern.
„Ihn am helllichten Tag töten?“, flüsterte Odd mit einem missbilligenden Kopfschütteln.
Erin wirbelte zu ihm herum. Der ehemalige Ritter trug immer noch sein Schwert über den Rücken geschnallt, die Gewohnheit eines Mönchs, die er auf der Insel Leveros erlangt hatte. Sie hätte nicht geglaubt, dass er sich so leise bewegen könnte.
„Er muss sterben“, zischte Erin zurück, aber als sie durch die Lücke blickte, sah sie, dass Finnal sich aus ihrer Sichtlinie entfernte.
„Und wenn Ihr ihn tötet, was dann?“, fragte Odd. Er hatte ihre Waffe immer noch nicht losgelassen. „Zunächst würde Euer Speer aus seiner Brust herausragen. Prinzessin oder nicht, Ihr könnt nicht einfach ungestraft den Sohn eines Herzogs töten. Sie würden Euch hängen!“
„Selbst Vars würde nicht zulassen, dass man mich hängt“, sagte Erin. „Und um Lenore zu beschützen –“
„Um Eure Schwester zu beschützen, müsst Ihr da sein!“, schnappte Odd zurück. Er schob Erin von sich weg. „Verrottet also bitte nicht in einem Verlies und beginnt keinen Bürgerkrieg, der uns alle töten würde.“
„Ihn zu töten … würde die Dinge beenden, nicht beginnen“, beharrte Erin.
„Nicht, wenn die Hälfte der Adligen ihn und seinen Vater unterstützt“,