Jahrbuch der Baumpflege 2020. Группа авторов

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(SCHENA et al. 2007). Die PCR wurde für beide Krankheitserreger nach dem gleichen Schema durchgeführt, wobei lediglich das Annealing geändert und die finale Elongation um fünf Minuten erhöht wurde. Die Baumstandorte wurden über das Stadtgebiet verteilt aus der Verdachtsbaumdatenbank ausgewählt und beide Krankheitserreger aus einer Probenteilmenge detektiert (MELZER et al. 2019).

       4 Ergebnisse und Diskussion

       4.1 Der Hamburger Rosskastanienbestand

      Der Hamburger Rosskastanienbestand wird durch die Arten A. hippocastanum (rd. 80 %) und A. carnea (rd. 18 %) bestimmt. Die übrigen Arten machen, in Relation zum erfassten Gesamtbestand, nur einen geringen Anteil aus. Die Sorte A. carnea ‚Briotii‘ umfasst ca. 35 % der rotblühenden Art und die weißblühende Rosskastanie ist mit ca. 90 % durch die gemeine Rosskastanie A. hippocastanum vertreten. Die gefülltblühende Sorte ‘Baumannii’ macht knapp 10 % aus. Die Rosskastanien verteilen sich im gesamten Stadtgebiet, aber zentrieren sich quantitativ im Zentrum der Stadt.

      Als Hilfsmittel für die Festlegung der Kontrollintervalle werden von der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e.V. (FLL) Bäume hinsichtlich ihrer Standzeit in drei Entwicklungsphasen unterteilt. Die Jugendphase beginnt mit der Pflanzung am Standort und erstreckt sich über 15 Jahre. Die Reifephase endet je nach Baumart nach 50 bis 80 Jahren Standzeit und geht anschließend in die Alterungsphase über (FLL 2010). Die Altersklassifizierung der erfassten Rosskastanien erfolgte nach diesem Modell. Die Bäume wurden in die Jugendphase, die erste Reifephase (bis 40 Jahre Standzeit), die zweite Reifephase (bis 80 Jahre Standzeit) und in die Alterungsphase (> 80 Jahre Standzeit) eingeteilt.

      Ca. 10 % der Hamburger Rosskastanien befinden sich in der Jugendphase und ca. 50 % in der Reifephase, wobei 24 % auf die erste Reifephase entfallen. Die Alterungsphase umfasst weitere 30 %. Bei den fehlenden 10 % ist kein Eintrag zum Pflanzjahr dokumentiert. Diese Rosskastanien sind zum Großteil im Kataster erfasste Privatbäume (Grenzbäume) oder stehen in Grünanlagen. Die schwarzen Punkte auf der Hauptkarte (Abbildung 4) zeigen die genauen Baumstandorte. Die Interpolation der Standzeit ist in acht Klassen unterteilt. An Straßen mit einem erhöhten Altbaumbestand stehen in der Regel auch junge Rosskastanien oder umgekehrt. Diese haben aufgrund der geringeren Anzahl bei der Interpolation eine geringere Gewichtung. Die räumliche Interpolation der Standzeit ist daher keine exakte Darstellung der Realität, sondern bildet diese nur angenähert ab und ist, wie bei Modellen üblich, eine idealisierende Abstraktion der Realität, die von den Merkmalen der Attribute abhängt (BÖHNER 2011). Die drei Karten in der Abbildung 4 zeigen Standorte mit besonders vielen jungen oder alten Rosskastanien, in welchen Stadtteilen große Stückzahlen vorkommen sowie an welchen Standorten sich die Bäume in den sieben Bezirken zentrieren.

       Abbildung 4: Kerndichteberechnung der Einzelbaumstandorte, Auszählung der Rosskastanien pro Stadtteil und Interpolation zum Alter des Rosskastanienbestandes der Freien und Hansestadt Hamburg

       4.2 Befallsdynamik

      Abbildung 5 zeigt die räumliche Analyse zur Verbreitung der Pseudomonas-Rindenkrankheit anhand der aktuellen Verdachtsbäume und der bisher gefällten Rosskastanien. Die Karte ist somit keine Momentaufnahme der aktuellen Situation, sondern zeigt sämtliche Rosskastanienstandorte, die mit der Pseudomonas-Rindenkrankheit in Zusammenhang gebracht werden. Einige Standorte sind oder waren besonders betroffen. Die Berechnung der Punktdichte hebt diese Standorte mit einem hohen Befallsdruck (rot) hervor. Je mehr kranke Bäume sich in dieser Region zentrieren, desto stärker ist die Ausprägung auf der Karte.

       Abbildung 5: Verbreitungskarte der Pseudomonas-Rindenkrankheit

      Abbildung 6a und 6b zeigen exemplarisch einen Hotspot in Hamburg-Bergedorf. Die zwei Straßenabschnitte liegen ca. 550 Meter voneinander entfernt. In der Ernst-Henning-Straße sind bisher 29 Rosskastanien von der Komplexkrankheit betroffen, 12 weitere Bäume sind mit Pae infiziert und vier Bäume sind bisher symptomfrei. Unter den symptomfreien Bäumen befinden sich zwei Rosskastanien der Art A. hippocastanum. Alle anderen Rosskastanien in der Ernst-Henning-Straße waren oder sind rotblühend. In der Justus-Brinkmann-Straße standen ausschließlich Rosskastanien der Art A. carnea. Von den ehemals 29 Bäumen mussten bisher 28 Rosskastanien gefällt werden, weil die Bruchsicherheit durch die Weißfäule-Erreger gefährdet war. Das plötzliche Auftreten unterschiedlicher holzzerstörender Pilze erhöht den Kontrollaufwand in der Baumkontrolle deutlich und Beobachtungen von Verdachtsbäumen sind aufgrund dieses Schadbildes in verkehrswichtigen Räumen un-umgänglich (DUJESIEFKEN & GAISER 2014; FISCHER 2014).

       Abbildung 6a, b: Hotspot der Rosskastanien-Komplexkrankheit in Hamburg-Bergedorf

      Der Großteil der Fällungen betrifft in Hamburg bisher die rotblühende Art. Es werden zwar quantitativ mehr Weißblühende Rosskastanien verdächtigt, mit P. syringae pv. aesculi infiziert zu sein, aber die Zahlen bestätigen, dass die Rotblühende Rosskastanie stärker von der Komplexkrankheit betroffen ist und der Schadensablauf eine höhere Dynamik hat. Erkrankt eine Rotblühende Rosskastanie, muss sie in der Regel wenige Jahre später gefällt werden. Dies verdeutlicht auch den mitunter sehr schnellen Übergang zwischen den ersten Anzeichen der Bakteriose und dem Schadbild der Komplexkrankheit. Fruktifizieren zahlreiche Pilzfruchtkörper an einer mit Pae infizierten Rosskastanie, ist die Bruchsicherheit bereits deutlich gefährdet (DUJESIEFKEN 2018).

       4.3 Folgen für den Hamburger Rosskastanienbestand

      Abbildung 7 zeigt die gefällten Rosskastanien und Neupflanzungen im Stadtgebiet seit dem Jahr 2000. In dieser Statistik werden die Fällgründe nicht nach Baumaßnahmen, Vandalismus oder biotischen Schäden wie der Komplexkrankheit differenziert. Die Grafik verdeutlicht jedoch den exponentiellen Anstieg der Fällungen seit 2013 und zeigt anhand der ausbleibenden Ersatzpflanzungen den Negativtrend und damit das Gefährdungspotenzial für den zukünftigen Gesamtbestand der Hamburger Rosskastanien. Die stark zurückgehenden Pflanzzahlen von 2000 bis 2006 sind dabei die Konsequenz einer massiven Ausbreitung der Rosskastanienminiermotte und in den Folgejahren dann der Komplexerkrankung geschuldet. Zum Pflanzpeak 2007 wurden besonders viele Rotblühende Rosskastanien als Alternative zur Weißblühenden gepflanzt, weil sich die Larven der Miniermotte in den Blättern von A. carnea nicht entwickeln (DOOBE & ZUNKE 2007). Doch der Hoffnungsträger wurde mit der Bakteriose und der folgenden Komplexkrankheit wenige Jahre später zum Problembaum. Fällungen in Grünanlagen werden separat anhand der grünen Linie dargestellt, um zu verdeutlichen, dass die Fällungen hier seit 2010 ebenfalls angestiegen sind.

      

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