Jahrbuch der Baumpflege 2020. Группа авторов

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in Hamburg

      Abbildung 8 zeigt die räumliche Verteilung der Arten und Sorten im Stadtgebiet. Es wird schnell deutlich, dass der Befall inzwischen flächendeckend auftritt. Zu Beginn des Monitorings entfiel noch der Großteil der Fällungen auf die rotblühende Art, obwohl quantitativ mehr Weißblühende Rosskastanien symptomatisch waren. Die Ausfälle bei A. hippocastanum häufen sich allerdings in der jüngsten Vergangenheit.

       Abbildung 8: Räumliche Verteilung der gefällten Bäume und der Verdachtsbäume

      Bei der Herbstauswertung 2019 war die Zahl der gefällten Rosskastanien erstmals höher als die der Pae-Verdachtsbäume. Die Daten der bezirklichen Baumkontrolle aus dem Jahr 2019 werden im ersten Quartal 2020 gefiltert. Es ist davon auszugehen, dass Neubefunde hinzukommen werden. Zudem fruktifizieren erfahrungsgemäß noch zahlreiche Pilzfruchtkörper zwischen November und Januar. Im Herbst/Winter 2019 wurden bereits 71 Weiß- und Rotblühende Rosskastanien mit Pilzfruchtkörpern erfasst. Besonders schwer ist eine historisch angelegte Rosskastanienallee im Waldbestand des Niendorfer Geheges betroffen. 17 Rosskastanien müssen hier gefällt werden. Auslöser ist ebenfalls das verstärkte gemeinsame Auftreten des Rötenden Runzel-Schichtpilzes, des Samtfußrüblings und des Austernseitlings – typische Schaderreger der Rosskastanien-Komplexkrankheit (GAISER et al. 2013).

      4.4 Verbreitung im Stadtgebiet

      Um die Verbreitungsdynamik der Pseudomonas-Rindenkrankheit beurteilen zu können, bedarf es einer detaillierten zeitlichen Erfassung. Die Einträge in den Bemerkungsfeldern des Baumkatasters lassen sich über die Historienverwaltung jährlich nachvollziehen. Zweifellos ist ein exponentieller Anstieg der Einträge zur Pseudomonas-Rindenkrankheit im Baumkataster seit 2013 festzustellen (Abbildung 9). Aus dem Jahr 2007 konnten lediglich die Ergebnisse der ersten Reihenuntersuchung und die zwei Befunde vom Institut für Baumpflege im Bezirk Altona zurückverfolgt werden. Auch aus den Jahren 2008 bis 2013 sind nur wenige Einträge im Baumkataster vorhanden, weshalb diese Jahre nicht dargestellt werden. Das unterstreicht die Bedeutung der Arbeit der Mitarbeiter*innen der Baumkontrolle, deren Aufgabe es ist, die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und den Zustand der Bäume gerichtsfest zu dokumentieren (FLL 2010).

      Im Gegensatz zur Komplexerkrankung führt die Symptomatik der bakteriellen Infektion nicht zwingend zu einem verkehrsgefährdenden Zustand der Bäume; zumindest solange nicht, wie der Baum vital ist und keine weiteren Schaderreger auftreten (DUJESIEFKEN et al. 2008). Da das Bakterium bereits 2007 weiträumig im Stadtgebiet nachgewiesen wurde, aber nicht zwingend Konsequenzen für die Baumkontrolle ergab, ist der exponentielle Anstieg der Einträge seit 2013 zwar ein mögliches Indiz für das plötzliche Auftreten in den unterschiedlichen Regionen und könnte mit der Ausbreitung des Bakteriums zusammenhängen, aber auch eine verspätete Wahrnehmung in der Baumkontrolle hätte diesen Effekt (BERGMANN & SOLDAN 2008). Erst das plötzliche Auftreten unterschiedlicher holzzerstörender Pilze hat den Kontrollaufwand in der Baumkontrolle deutlich verändert (DUJESIEFKEN & GAISER 2014). Aufgrund dieser Tatsache ist der plötzliche Anstieg der Einträge im Baumkataster seit 2013 auf das veränderte Krankheitsbild der Komplexerkrankung und das erhöhte Gefahrenpotenzial zurückzuführen.

      Die Reaktion der Rosskastanien auf das Pathogen kann keinem bestimmten wiederkehrenden Muster zugeordnet werden und der Krankheitsverlauf differiert zeitlich sehr. In Hamburg stehen Rosskastanien, die bereits seit mehr als zehn Jahren nachweislich krank sind und ihre Verkehrssicherheit dennoch behalten haben. Andere Bäume sterben nach kurzer Zeit ab und es scheint, als wenn sie keine Abwehrreaktionen zeigen würden. Einige Exemplare waren nach den ersten Anzeichen der bakteriellen Infektion bereits wenige Jahre später bruchgefährdet und mussten gefällt werden.

       Abbildung 9: Pae-Verdachtsbäume, die im jeweiligen Jahr erfasst wurden.

      Neben den beschriebenen Hotspots mit einem erhöhten Aufkommen sind aber auch Einzelbäume im gesamten Stadtgebiet betroffen. Als weiteres Phänomen stehen immer wieder gesunde und erkrankte Rosskastanien in unmittelbarer Nähe zueinander. Dies kann auf mögliche Resistenzen hindeuten und wurde ebenfalls von DUJESIEFKEN (2018) beobachtet und beschrieben. Fünf Rosskastanien wurden bereits 2007, 2014 und teilweise 2018 positiv auf das Bakterium Pseudomonas syringae pv. aesculi getestet und sind bis heute vital. An zwei dieser fünf Bäume waren 2018 vom Boden betrachtet keine Leckstellen zu erkennen und sie wurden daher nicht erneut beprobt. Eine Abschottung des befallenen Gewebes und die damit verbundene natürliche Schutzfunktion des Baumes könnte die Ausbreitung des Bakteriums im Baum verhindert haben. Keiner dieser Bäume stellt aktuell eine Gefahr für den öffentlichen Raum dar.

      Bemerkenswert ist, dass alle fünf Bäume der Art A. hippocastanum angehören und mindestens 50 Jahre am Standort stehen. Diese sehr heterogenen Krankheitsbilder unterstreichen den hohen Forschungsbedarf beim Infektionsverlauf, da europaweite Untersuchungen zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen (STEELE et al. 2010; DE KEIJZER et al. 2012; SCHMIDT et al. 2014).

      In Hamburg sind alle Altersklassen der weißblühenden und rotblühenden Art betroffen (Abbildung 10). Dies deckt sich mit anderen Untersuchungen (GAISER 2012; GAISER et al. 2013; FISCHER 2014; FRÖHLICH et al. 2016). Dennoch ist selbst bei Einbeziehung einer Dunkelziffer die Gesamtzahl erkrankter Rosskastanien in Hamburg weit von den 50–70 % entfernt, wie sie für andere Regionen in Nordwestdeutschland, den Niederlanden oder Großbritannien angegeben werden (DIJKSHORN-DEKKER 2005; Forestry Commission 2008; FRÖHLICH et al. 2016). Ein Grund dafür, warum in Hamburg bisher nur ca. 15 % – ausgehend vom Baumbestand 2013 – betroffen sind, könnte darin liegen, dass in Hamburg ein gewachsener weißblühender Rosskastanienbestand (A. hippocastanum) steht, bei dem fast die Hälfte der erfassten Bäume vor 1960 gepflanzt wurde.

       4.5 Ergebnisse der Reihenuntersuchung 2018

      Während der dritten Reihenuntersuchung 2018 wurden 104 Proben untersucht. Diese verteilen sich auf 94 Rosskastanien, von denen 74 Exemplare zu der weißblühenden Art (A. hippocastanum) und 20 zu der rotblühenden Art (A. carnea) gehören. Abzüglich der Bäume, die mehrfach beprobt wurden, konnte bei 82 Einzelbäumen Pae nachgewiesen werden. Die positiven Pae-Nachweise sind auf der Karte in Abbildung 8 als rote Punkte und die negativen als grüne dargestellt. Die aktuellen Verdachtsbäume, die mit der Pseudomonas-Rindenkrankheit assoziiert werden, sind blau gekennzeichnet. Weiße Punkte bilden den erfassten Einzelbaumbestand der Rosskastanien im Stadtgebiet ab. Ein Phytophthora-Befall konnte bei sieben Rosskastanien der Art A. hippocastanum nachgewiesen werden. Diese Rosskastanien sind als schwarze Punkte auf der Karte dargestellt (Abbildung 11).

       Abbildung 10: Verdachtsbäume und gefällte Rosskastanien nach Alter klassifiziert

       Abbildung 11: Ergebnisse der Reihenuntersuchung 2018 in Hamburg

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