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Wo war Frau Ahlers? In der Ferne hörte Hedda das Summen eines Staubsaugers. Sie folgte dem Ton und fand die Hotelchefin im Frühstücksraum.
Frau Ahlers stellte den Motor ab. Mit gekonntem Schwung nahm sie die Stühle, die auf einem der Tische gestapelt waren, herunter. »Kommen Sie rein und nehmen Sie Platz. Eine Frage habe ich wegen des Fisches für heute Abend … Frau Bramlage? Was ist mit Ihnen?«
Hedda schien es, als ob sie gerade aus einem tiefen Traum aufwachte. Sie zwinkerte mit den Augen. Vor ihr saß Frau Ahlers und schaute sie erstaunt an. Hedda hatte sich wohl ein wenig zu schnell hingesetzt. Dann war ihr wieder schwindelig geworden.
»Hallo, Frau Bramlage! Soll ich den Arzt holen?«
Nein, bloß das nicht. Das konnte Hedda gar nicht gebrauchen. Und ihre Tochter noch weniger. Ihre Tochter … Sie musste sofort wieder zu ihr. Wenn nun der Anruf bereits …. Hedda versuchte aufzustehen. Vergebens.
»Frau Bramlage!«
Sie hörte die Besorgnis in Frau Ahlers’ Stimme und murmelte: »Kein Arzt. Ich muss Ihnen was erzählen.«
*
Als der Anruf von Birgit Ahlers kam, bemühte sich Kriminaloberkommissar Michael Röder gerade mit Hilfe seines Kollegen Geerd Ulferts, die Fenster der kleinen Wache zu putzen. Genauer gesagt: Röder hatte sich von seiner Frau Sandra Eimer, Lappen und Reinigungsmittel ausgeborgt, und Ulferts putzte.
»Was sagst du? Ein Toter in Bensersiel?« Erstaunt hörte sich Röder an, was Birgit zu berichten hatte.
»Ich melde mich, sobald ich Näheres weiß«, versprach er, dann rief er in Esens an. Er sprach mit Marlene Jelden, einer jungen Kripobeamtin, die er ein paar Wochen zuvor kennengelernt hatte. Sie bestätigte ihm, dass man tatsächlich eine Leiche im Hafenbecken gefunden habe. Auch dass der Mann weiße Baumwollhandschuhe getragen habe.
Näheres konnte die Kommissarin jedoch noch nicht sagen. Weder, wie der Mann hieß, noch Einzelheiten zur Todesursache seien bisher bekannt, erklärte Marlene. »Fakt ist, dass die roten Druckstreifen am Hals auf Erdrosselung hinweisen könnten. Ich hoffe mal, dass wir bald etwas Genaueres erfahren.«
»Hast du wenigstens eine Beschreibung?«, fragte Röder. »Die Gastdame hier macht sich große Sorgen, dass es sich um ihren angehenden Schwiegersohn handeln könnte. Wegen der Handschuhe. Er ist nämlich Clown, musst du wissen. Und er hatte einen Auftritt in Bensersiel.«
Röder hörte ein verknautschtes Lachen. »Tja, man soll keine Möglichkeit außer Acht lassen. Also, zum Mitschreiben: Zwischen fünfzig und sechzig Jahre alt. Blondes, halblanges Haar. Kurze, beige Hose und blaues T-Shirt mit Schalke-Logo. Ich glaube nicht, dass der Mann von Beruf Clown war. Aber wiederum … mit diesem T-Shirt … man weiß es nicht.«
»Ich denke, ich kann Entwarnung geben«, sagte Röder. »Die Beschreibung, die ich bekommen habe, hört sich anders an. Die Dame sprach von einem Mann Ende dreißig mit schwarzen Haaren. Dass er Schalke-Fan sei, hat sie nicht erwähnt. Melde dich, wenn es was Neues gibt.«
Marlene Jelden versprach’s.
Geerd Ulferts schaute Röder neugierig an, während er das Fenster mit einem trockenen Tuch nachrieb. Michael Röder wiederholte, was die Esenser Kollegin berichtet hatte. »Kennst du eigentlich Marlene?«
Geerd, der normalerweise seinen Dienst in Dornum versah und für vier Wochen auf die Insel abkommandiert war, lächelte. »Ich habe sie noch nicht persönlich gesprochen, aber einer meiner Kollegen hat von ihr erzählt. Soll eine tolle Frau sein. Die mischt unsere Jungs am Festland ganz schön auf. Obwohl – ich glaube, sie ist liiert. Aber was heißt das schon?«
»Genau. Wir könnten sie mal auf die Insel einladen«, schlug Röder vor. »Rein dienstlich natürlich. Wäre eine gute Idee, oder?«
In diesem Moment steckte seine Frau ihren Kopf zur Tür herein. »Soll ich euch einen Kaffee machen?«
»Mit Apfelkuchen?«, fragte ihr Mann voller Vorfreude.
Sie nickte. »Natürlich.«
»Immer gerne.« Die beiden Männer antworteten fast gleichzeitig.
»In fünf Minuten sind wir fertig. Ich muss noch mit Birgit Ahlers telefonieren und Geerd das letzte Fenster putzen«, fügte Röder hinzu.
»Zur Not geht’s auch umgekehrt. Geerd telefoniert und du lernst endlich, wie man Fenster streifenfrei sauber bekommt.« Sandra Röder lachte und verschwand.
»Na, da hat dich deine Frau punktgenau geerdet. Aber was soll’s: Besser ein Apfelkuchen auf dem Teller als eine Marlene in Esens«, raunte ihm Ulferts zu, als sie dem Kaffeeduft ins Wohnzimmer folgten. Im schmalen Flur, der den Dienstraum mit der Wohnung des Inselpolizisten verband, empfing Amir sie mit lautem Bellen.
*
Inselfee: Hat jemand von euch Erfahrung, ob jemand von der Insel abends Musik machen könnte?
Dalia: Das fält dir aber spät ein. Als wir da geheiratet haben, waren wir am Strand. Da haben die eiländers gespielt. Frag mal, ob die dass auch drinnen machen. Die sind echt klasse.
Inselfee: Danke für den Tipp.
Dubius: Gar nicht so einfach, alles auf die Reihe zu bekommen, oder?
Inselfee: Das stimmt. Besonders, wenn der Zukünftige später kommt als geplant.
Dalia: Sei nicht sauer. Du wirst dehn dein ganzes Leben an der Backe haben, da kommt das auf ein par Stunden nicht an. Grins.
Petra loggte sich ohne Kommentar aus. Diese Dalia mit ihren Rechtschreibfehlern und den dummen Sprüchen ging ihr gehörig auf den Keks. Aber man konnte sich seine Gesprächspartner in einem offenen Forum eben nicht aussuchen. Sie war froh gewesen, als sie auf baltrum-online das Forum Heiraten auf Baltrum gefunden hatte. Viele wichtige Tipps hatte sie schon daraus entnehmen können. Zum Beispiel, wo sie eine Kutsche herbekam.
Natürlich hätte sie das auch die Standesbeamtin fragen können. Aber so war es eben viel gemütlicher. Außerdem waren ihr die meisten Fragen nach Feierabend eingefallen, da war eine Standesbeamtin nicht mehr ansprechbar. Aber Petras Freunde im Internet schon. Wie Dalia. Doof, aber hilfreich. Die hatte ihr gepostet, dass man heutzutage keine Trauzeugen mehr brauchte. Ein goldener Ratschlag. Denn Jörg und sie hatten gleich drei Personen auf der Liste, die sich um dieses Amt gestritten hatten. Mit bösen Anrufen und allem Drum und Dran.
Dem hatte Petra kurz und schmerzlos einen Riegel vorgeschoben. Zwei von ihnen hatten daraufhin die Teilnahme an ihrer Hochzeit abgesagt: ihr Mitarbeiter Max aus dem Antiquitätengeschäft und Amelie.
Amelie hatte zunächst verzückt auf die Einladung zur Hochzeit reagiert. Das Provinzielle ziehe sie nahezu an, hatte sie erklärt. Doch als ihr von Petra untersagt worden war, ihren Status als Brautführerin für unkontrollierte und überraschende Spielchen und Aktionen zu nutzen, hatte sie bereits sehr verschnupft reagiert. Als sie dann nicht einmal mehr Brautjungfer sein durfte, hatte sie sich geweigert, ›auch nur einen Fuß auf diesen öden Sandhaufen zu setzen‹.
Nur Petras Schwester Inka hatte die Entscheidung mit einem Schulterzucken hingenommen. »Ist vielleicht besser so. Zumal die Trauzeugen