Vermailt. Anja Nititzki
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Betreff: Das große Krabbeln
Datum: 12. 07. 2012, 12 : 13:08
Lieber Herr Nowitzki,
wie könnte ich Sie vergessen?
Sie sind der erste Mann, der mir wie selbstverständlich einen Käfer von meinem Schlüsselbein geschnippt hat. Wenigstens haben Sie vorher noch „Darf ich?“ gefragt.
Ich bin vermutlich die erste Frau, die sich geradeso zurückhalten konnte, Ihnen eine winzige Spinne von Ihrer Glatze zu pusten. Ich habe es nicht getan, weil ich es in der Situation unangemessen fand. Tragen Sie die Spinne noch bei sich? Haben Sie das arme Tier gegen seinen Willen in den Westen entführt?
Und dann gab es noch diesen klitzekleinen Moment. Sie haben mir Ihr Buch gereicht und dabei mit Ihren Armhaaren ganz leicht meinen Unterarm gestreift. Eine Berührung so kurz wie ein Wimpernschlag. Vergessen habe ich sie nicht.
Ihre Frau Fröhlich
Betreff: Re: Das große Krabbeln
Datum: 12. 07. 2012, 12 : 24:09
Sie haben recht, ich habe seit zwei Tagen das Gefühl, eine Spinne auf dem Schlüsselbein mit mir herumzutragen und einen Käfer geschluckt zu haben. Das kann ich freilich auch nicht vergessen. Aber jetzt muss ich wirklich los, den Laptop zuklappen und ab in den Urlaub.
Ihr Tierfreund
***
Betreff: Herzliche Grüße
Datum: 13. 07. 2012, 06 : 59:10
Sind Sie schon abgehoben? Oder stehen Sie noch mit beiden Beinen auf sicherem Boden? Wohin fliegen Sie in den Urlaub? Wohin muss ich Ihnen mein Herz nachschicken?
Betreff: Re: Herzliche Grüße
Datum: 13. 07. 2012, 07 : 24:11
Ich nehme Ihr Herz mit nach Portugal. Und meines gehört Ihnen doch schon längst.
Betreff: Böses Omen?
Datum: 13. 07. 2012, 08 : 02:01
Ob es ein böses Omen ist, dass Sie mir Ihr Herz ausgerechnet an einem Freitag, den 13. in den virtuellen Briefkasten stopfen, es mir ausgerechnet heute servieren? Ich musste es herausholen, konnte nicht bis morgen damit warten. Ich bin nicht abergläubisch.
Ich mag Ihr Herz außen knusprig angebraten und innen medium.
Bis in drei Wochen! Denken Sie an mich! Ich denke an Sie. Bestimmt.
Guten Flug!
***
Betreff: Schlechte Nachrichten
Datum: 06. 08. 2012, 09 : 00:02
Lieber Herr Nowitzki,
nun sind drei Wochen nach unserem gemeinsamen Fernsehdrehtag vergangen. Sie sind hoffentlich erholt aus Ihrem Familienurlaub zurück.
Es gibt schlechte Nachrichten. Die Redaktion hat unser Exposé für „Kleine Morde hinter der Mauer“ sehr gelobt, sich aber dennoch für das eines Kollegen entschieden.
Ihre Frau F.
Betreff: Re: Schlechte Nachrichten
Datum: 06. 08. 2012, 10 : 09:13
Liebe Frau Fröhlich,
ich bin untröstlich. Ich will, Sie wollen, aber der Sender ist gegen uns. Und nun? Müssen wir unseren privaten Kennenlerntermin verschieben. Ich weiß allerdings nicht, wann ich wieder in Leipzig oder in der Nähe von Leipzig sein werde. Darf ich Sie dann zum Essen einladen?
Untröstlich, Ihr Herr N.
***
Betreff: Warten bis zum jüngsten Tag?
Datum: 07. 08. 2012, 11 : 08:11
Lieber Herr N.,
ich werde mich jetzt weit vorwagen, auch auf die Gefahr hin, dass ich einen Korb von Ihnen bekomme. Ich möchte Sie unbedingt wiedersehen, Sie treffen. Und ich will nicht warten, bis Sie einmal wieder zufällig in der Gegend sind! Bis dahin könnten Lichtjahre vergehen. Ich habe einen Vorschlag: Wir treffen uns zwischen Leipzig und Bonn. Kassel liegt genau in der Mitte zwischen unseren beiden Städten. Das sind für jeden von uns etwa zweihundertundfünfzig Kilometer. Dort könnten wir:
A: Essen bei McDonald’s,
B: über Meliorationsanlagen reden,
C: ein Picknick machen und uns berühren und küssen, bis wir wieder nach Hause müssen, oder
D: Wir haben uns geirrt, sehen uns an und gehen wieder unserer Wege. Das halte ich allerdings für unwahrscheinlich.
Ich bin natürlich für „B“, ostdeutsche Ackerbewässerungsanlagen.
Und Sie?
Grüße aus Leipzig, Anna Fröhlich
Betreff: Re: Warten bis zum jüngsten Tag?
Datum: 07. 08. 2012, 11 : 28:17
Liebe Frau Fröhlich,
für Sie fahre ich sogar nach Kassel. Kassel ist gut, sehr gut sogar. Und ich bin für „C“. Sie lieben es, mich auf den Arm zu nehmen, ich liebe es auch. Frau Fröhlich, ich bin verheiratet. Das wird ein Abenteuer. Über die Konsequenzen will ich gar nicht nachdenken. Ich bin keiner, der zweigleisig fährt. Aber dennoch will ich Sie treffen.
Grüße aus Bonn,