Vermailt. Anja Nititzki

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Vermailt - Anja Nititzki

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       Betreff: Chemieunfall

      Datum: 08. 08. 2012, 08 : 14:11

      Guten Morgen nach Bonn,

      wird es ein schräges Abenteuer? Herr Nowitzki, Sie machen mich glücklich! Sie ahnen nicht, wie sehr. Ich wusste, dass Sie kommen würden. Herr Nowitzki, ich muss gestehen: Ich bin wohl Opfer eines Chemieunfalls geworden. Was soll in den Picknickkorb hinein?

      Ihre Frau Fröhlich

       Betreff: Re: Chemieunfall

      Datum: 08. 08. 2012, 10 : 17:11

      Was soll in den Korb? Obst und, ach, eigentlich ist es mir egal, ich vertraue Ihrem Geschmack. Immerhin haben Sie mir auf dem Fernsehdreh erzählt, dass Sie ein altes Saab Cabrio fahren. Das spricht für Ihren guten Geschmack.

       Betreff: Aw: Chemieunfall

      Datum: 08. 08. 2012, 15 : 15:17

      Sind Sie freischaffend? Wenn ja, dann gehe ich davon aus, dass Sie terminmäßig ebenso flexibel sind wie ich? Anna Fröhlich

       ***

       Betreff: Termin

      Datum: 09. 08. 2012, 10 : 12:10

      Ja, ich bin freier Autor, schreibe, wie ich will, mache das im Moment aber mit meinem Kollegen Oliver Richter zusammen. Wir teilen uns ein Büro. Wir haben den Auftrag, aus „Kleine Morde hinter der Mauer“ ein Drehbuch zu machen. Es soll in vier Wochen fertig sein. Deshalb bin ich im Moment nicht so frei in meiner Zeitplanung wie gewohnt. Vielleicht klappt es am übernächsten Donnerstag mit uns beiden?

      Und was die Chemie betrifft, klar, das muss wohl so sein. An meinem Buch wird es kaum liegen, oder? Ich wäre wohl der Erste, der mit einem Krimi eine Frau … ja was eigentlich?

       Betreff: Re: Termin

      Datum: 09. 08. 2012, 10 : 14:15

      Sitzen Sie?

       Betreff: Aw: Termin

      Datum: 09. 08. 2012, 10 : 15:18

      Ja, immer noch am Schreibtisch.

       Betreff: Klartext

      Datum: 09. 08. 2012, 10 : 19:19

      Lieber Herr Nowitzki,

      ich bin für klare Worte. Ich glaube so wenig an spontane Liebe wie an die Wirkung von Globuli, aber ich befürchte, ich habe mich auf unserem Fernsehdreh direkt in Sie verknallt, gleich als ich Sie wartend mit Ihrem Buch in der Hand auf der Bank sitzen sah und obwohl wir noch kein Wort miteinander gewechselt hatten. Das Wort „verknallt“ klingt, als ob ich gerade im richtigen Alter für die Jugendweihe wäre, aber nicht so schwerwiegend wie „verliebt“. Für wen das von uns beiden schlimmer ist, vermag ich noch nicht zu sagen. Auf jeden Fall sollten Sie das wissen, bevor Sie mich treffen. Fühlen Sie sich umarmt.

       ***

       Betreff: Du!

      Datum: 10. 08. 2012, 09 : 29:12

      Meine liebe Frau Fröhlich, nach Deiner letzten E-Mail wäre es ziemlich albern, wenn ich Dich weiter siezen würde, oder? Ich hab nur wenig geschlafen, weil ich mir vorgestellt habe, wie ich mich fühle, wenn Du mich umarmst. Ich wünsche DIR einen wunderbaren Tag. Roger

       Betreff: Du?

      Datum: 10. 08. 2012, 10 : 29:07

      War mein „Du“ zu intim? Frau Fröhlich, ich wünschte, wir wären nicht durch so viele sinnlose Kilometer getrennt. Ich möchte Sie sehen und Ihnen zumindest die Hand schütteln!

       Betreff: Re: Du?

      Datum: 10. 08. 2012, 10 : 32:19

      Du wolltest ja damals vor der Wende unbedingt nach Bonn! Erzählst Du mir die Geschichte Deiner Flucht aus dem Osten? Ich habe davon in der Biografie in Deinem Buch gelesen.

       Betreff: Aw: Du!

      Datum: 10. 08. 2012, 10 : 34:32

      Ja, aber erst sagst Du mir, ob unser Fernsehbeitrag heute endlich gesendet wird.

       Betreff: Flucht

      Datum: 10. 08. 2012, 10 : 37:11

      Der Beitrag setzt bereits Schimmel an. Ich wünschte, er würde endlich gesendet, dann wüsste ich wieder, wie Du aussiehst und wie Deine Stimme klingt. Erzähl mir trotzdem Deine Fluchtgeschichte, ja? Besonders interessiert mich, wie Du drüben Fuß gefasst hast. Ich nehme an, Du bist mit leeren Taschen geflüchtet, ohne Rollkoffer und Reiserücktrittsversicherung.

       Betreff: Kellner mit Migrationshintergrund

      Datum: 10. 08. 2012, 11 : 15:03

      Ich war zwanzig, als der Osten rebellierte. Ich hatte gerade meine Ausbildung als Wirtschaftskaufmann beendet. Du siehst, in der DDR war Wirtschaft auch ein Thema, auch wenn man das kaum glauben mag. Und Du siehst, ich habe einmal einen richtigen Beruf erlernt. Bevor ich Buchautor wurde, übte ich mich im Verwalten der Planwirtschaft.

      Nun, die Aussichten auf eine lebenslange Beschäftigung als Wirtschaftskaufmann in einem sozialistisch geplanten Betrieb in Dresden und auf eine Plattenbauwohnung

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