Germanias Vermächtnis. Swen Ennullat

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Germanias Vermächtnis - Swen Ennullat

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das Bild eines typischen Alkoholikers ab: Trotz der Klimaanlage, die schräg hinter ihm unter der Decke angebracht war, begann er zu schwitzen und seine Hände zitterten. Es war aber nicht das Gift in seinen Adern, das diese Symptome auslöste, sondern der Gedanke an die Erlebnisse der letzten Monate.

      Torben wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht und bestellte bei Miss Damenbart, wie er sie wenig charmant in Gedanken nannte, hastig einen Lao Khao, einen einheimischen weißen Schnaps. Als sie die Flasche nach dem Eingießen wieder mitnehmen wollte, sorgte ein Zwanzigdollarschein dafür, dass sie achselzuckend von diesem Vorhaben wieder Abstand nahm und den Fusel vor ihm stehenließ.

      Nach dem zweiten großzügig eingegossenen Schnaps schien die Last der Welt, die er auf seinen Schultern trug, für einen Moment wieder etwas leichter zu werden, dann brachen sich die Erinnerungen und Gefühle jedoch umso gewaltiger ihren Bann und er gab es auf, sich dagegen zu wehren.

      Ihm kamen die Worte von seinem Freund Doktor George Meinert in den Sinn, einem Professor für Geschichte des 20. Jahrhunderts, dessen Wissen über die Zeit des deutschen Nationalsozialismus sie vor einigen Monaten zusammengeführt hatte.

      Meinert hatte ständig gesagt, dass etwas in Alkohol zu ertränken nicht funktionieren würde, da Alkohol konserviere. Aber, was wusste er denn schon! Er hatte auch gesagt, dass sie alle gesund aus dieser Sache herauskommen würden. Aber jetzt war Torbens Mutter tot! Und nicht nur sie, auch andere unschuldige Menschen hatten ihr Leben verloren.

      Dabei hatte alles so harmlos angefangen. Er hatte im Nachlass seines Großvaters, Hans Schauweiler, eine Ausgabe des Hitler-Manifests ‚Mein Kampf ‘ mit einer persönlichen Widmung gefunden, die auf den Todestag des Führers datiert war. Selbstverständlich kannte er sie auswendig: „Die Zukunft des Großdeutschen Reiches liegt in Ihren Händen! Adolf Hitler, Berlin d. 30. 04. 1945 – Ich stehe so tief in Ihrer Schuld, wie es ein Mann nur tun kann!“

      Aus Neugier, eine für ihn als freischaffenden Reisejournalisten notwendige Eigenschaft, und um etwas Licht in diese geheimnisvolle Widmung zu bringen, hatte Torben nicht nur Kontakt zu dem Professor hergestellt, sondern auch einen alten Kameraden seines Großvaters namens Konrad Reiher zu den Geschehnissen der letzten Kriegstage befragt. Durch dessen Aussage und seine eigenen Recherchen erfuhr er, dass beide Soldaten unmittelbar vor Ende des Krieges im Führerbunker im Zentrum Berlins jeweils verschiedene Sonderaufträge erhalten hatten.

      Reiher musste demnach einen Brief und ein kleines Päckchen aus der von den russischen Truppen vollständig eingeschlossenen Hauptstadt schmuggeln.

      Die Aufgabe seines Großvaters war ähnlich und doch ungleich bedeutender. Er bekam kurz vor der endgültigen Kapitulation des Großdeutschen Reichs die Anweisung, eine schwangere und frisch vermählte Eva Hitler, geborene Braun, in Sicherheit zu bringen. Auf für Torben unbekannten und geheimnisvollen Wegen war Hans Schauweiler dieses Wagnis gelungen, und die Gerettete tauchte für immer unter, während sein Großvater die nächsten Jahrzehnte bis zu seinem natürlichen Tod ein bescheidenes Leben im Berliner Umland führte.

      Als wenn diese Geschichte nicht schon spektakulär genug gewesen wäre, stieß Torben bei seinen Nachforschungen darauf, dass Eva Braun womöglich eine Vertreterin eines geheimen uralten Ordens von Priesterinnen gewesen war, die nicht nur ihr spirituelles Wissen seit alt-germanischen Zeiten von Generation zu Generation weitergaben, sondern offenbar auch stets aktiven Einfluss auf die deutsche und womöglich sogar zum Teil auf die internationale Politik ausübten.

      Der Orden bemerkte jedoch Torbens Interesse an ihm, bevor er selbst erkannte, in welches Wespennest er gestoßen hatte, und ging konsequent und mit aller Härte gegen ihn und seine Freunde vor.

      Schon der Gedanke daran sorgte dafür, dass sich der nächste Drink brennend den Weg durch Torbens Kehle suchte, ihm kurz die Luft nahm und die Tränen in die Augen trieb. Die Erinnerungen ließen sich freilich damit nicht aufhalten.

      Die Schergen des Ordens hatten zuerst Torbens Auto von der Straße abgedrängt und mit erfundenen Vorwürfen einen Haftbefehl gegen ihn erwirkt, sodass er sich wegen des Anschlags auf sein Leben nicht ohne Weiteres an die Polizei wenden konnte. Danach töteten sie Reiher in seinem Pflegeheim und ließen den Mord nach einem Suizid aussehen.

      Da die Priesterinnen wussten, dass noch immer ein geheimes Dossier über ihre Machenschaften existierte, das im Dritten Reich auf Anweisung ihres damaligen Verbündeten Heinrich Himmlers entstanden war, zwangen sie anschließend den Professor und Torben gemeinsam mit seinen alten Schulfreunden Michael und Julia, die er ebenfalls um Hilfe gebeten hatte, danach zu suchen.

      Julia lebte zwar seit etlichen Jahren mit Michael zusammen, war vorher jedoch mit Torben liiert gewesen.

      Als offenkundig wurde, dass zwischen Julia und Torben noch mehr als nur rein freundschaftliche Gefühle bestanden, nutzte der Orden das aus und zog den eifersüchtigen Michael unbemerkt und im Geheimen durch manipulierte Beweise langsam auf seine Seite. Nachdem sie die gesuchten Dokumente dann tatsächlich nach Aufenthalten in Posen, Bad Mergentheim und Wien, wo sie versteckten Hinweisen nachgegangen waren, in einer unentdeckten, geheimen Bunkeranlage in Thüringen fanden, eskalierte die Situation. Zwar kamen Torben, Julia und der Professor letztendlich mit dem Leben davon, weil ihre Recherchen auch den israelischen Geheimdienst, den Mossad, in Gestalt zweier Außendienstagenten auf den Plan gerufen hatten; Michael starb jedoch durch die Hand einer ihrer größten Widersacherinnen und auserwählten Handlangerin des Ordens namens Nicole, nachdem er ihnen seinen Verrat gestanden und Julia die Schuld dafür gegeben hatte.

      Während der Mörderin die Flucht gelang, opferte sich ihre Auftraggeberin Rema, eine der einflussreichsten Meisterinnen des geheimen Zirkels, indem sie sich mitsamt dem gesuchten Bunker voll wertvoller Dokumente in die Luft sprengte.

      Von dem Wunsch nach Rache besessen, initiierte die auf der Flucht befindliche Nicole jedoch im Gegenzug noch einen tödlichen Verkehrsunfall, dem Torbens ahnungslose Mutter, seine letzte noch lebende Familienangehörige, zum Opfer fiel.

      Wie in den vergangenen Wochen ließ der Gedanke daran in ihm Angstzustände aufsteigen, er begann zu keuchen und hatte den Eindruck, keine Luft mehr zu bekommen. Dabei erdrückten ihn nicht nur die Schuldgefühle, er fühlte sich einfach wahnsinnig einsam. Vielleicht gab es wirklich niemanden mehr, dem es noch etwas bedeutete, ob er tot oder lebendig war. Mit einfachen Worten, er hatte sein Leben vergeudet! Er war weit über dreißig Jahre alt und hatte es nicht einmal geschafft, den kleinsten Grundstein für eine Familie zu legen, und jetzt war er völlig entwurzelt.

      Die Barfrau tauchte erneut vor ihm auf und wies lächelnd in Richtung einer kleinen Bühne oder besser eines Kampfringes, denn dazu war sie zwischenzeitlich umfunktioniert worden, in dem sich jetzt zwei etwa zwanzigjährige und nur mit farbigen Seidenshorts bekleidete Männer gegenüberstanden, um aufeinander einzuprügeln.

      Als Torben abwinkte, weil ihm Thaiboxen in diesem Moment so gleichgültig war, wie der ganze jämmerliche Rest seines Lebens oder dieser – von ihm so empfundenen – elenden Welt, prüfte sie nur, ob die Flasche ihres Gastes noch etwas Inhalt aufwies, denn schließlich wollte sie sich ein gutes Geschäft nicht durch die Lappen gehen lassen. Solange Torben trank, sich ruhig verhielt und vor allem auch bezahlte, konnte er bleiben.

      Indessen bekam er in seinem Rausch weder den Kampf noch sein schnelles Ende mit. Irgendwann stand jedoch ein hagerer, schweißnasser und merklich lädierter Junge vor ihm und wollte anscheinend etwas Geld. Torben brauchte einen Moment, bevor er begriff, dass es sich um einen der Kontrahenten handelte, der scheinbar den Sieg davon getragen haben musste und nun darauf hoffte, sein Publikum gut unterhalten zu haben. Er nickte nur, steckte ihm ein paar Dollar zu und widmete sich erneut der ungemein wichtigen Aufgabe, die er sich selbst gesteckt hatte: Den letzten Rest Achtung vor sich selbst zu vernichten!

      Er

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