Dr. Daniel Staffel 9 – Arztroman. Marie Francoise
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Daniel Staffel 9 – Arztroman - Marie Francoise страница 40
»Ich war also von Anfang an nur ein Instrument deiner Rache.« Hannelore konnte es noch immer nicht glauben. Ihre Ehe war tatsächlich nichts als Lüge gewesen. »Beinahe hätten wir ein Kind gehabt.«
Ungerührt zuckte Harald die Schultern. »In diesem Spiel mußte ich eben auch ein paar schlechte Karten einstecken. Die Ehe mit dir war gelegentlich recht anstrengend. Dein ständiges Gesäusel von Liebe… während ich für euch alle nur Haß empfand.« Sein Gesicht verzerrte sich vor Zorn. »Du und dein Vater… ihr habt mein Leben zerstört.«
»Ich glaube, das reicht jetzt«, mischte sich Dr. Daniel in diesem Moment ein. Er hatte gesehen, wie Harald angekommen war, und sich sicherheitshalber in der Nähe aufgehalten, um notfalls eingreifen zu können. Dieser Notfall schien ihm nun gekommen zu sein.
Harald fuhr herum. »Was wollen Sie denn schon wieder?«
Dr. Daniel blieb bewundernswert ruhig. »Herr Jung, Ihr Haß und Ihre Rachegefühle haben in all den Jahren bedenkliche Formen angenommen. Ich rate Ihnen dringend, sich in ärztliche Behandlung zu begeben.«
»Soll ich Ihnen sagen, was Sie mit Ihrem Rat tun können?« fragte Harald herausfordernd.
»Nein, ich kann es mir auch so vorstellen«, entgegnete Dr. Daniel ruhig. »Aber wenn Sie meinen Rat nicht befolgen wollen, dann hören Sie sich wenigstens meine Bitte an. Sie haben das Glück dieser Familie beinahe zerstört. Lassen Sie es dabei bewenden, und gehen Sie weg von hier.«
Harald nickte. »Das können Sie haben.« Er sah Hannelore an. »Ich will nur noch die Scheidung.«
»Ich auch«, erwiderte Hannelore tonlos. Sie hatte das Gefühl, als wäre alles in ihr zu Eis erstarrt. Wie sollte sie nach alldem jemals wieder Liebe für einen Mann empfinden?
Sie sah Harald nach, der jetzt in sein Auto stieg und davonfuhr.
»Er hat acht Jahre meines Lebens zerstört«, murmelte sie, dann drehte sie sich zu Dr. Daniel um… wie sie zumindest dachte. Doch vor ihr stand nicht der Arzt, den sie eigentlich erwartet hatte, sondern Manfred Kern.
»Ich habe wohl mehr mitbekommen, als sich für mich schicken würde«, gestand er etwas verlegen. »Normalerweise lausche ich nicht, aber in diesem Fall… vielleicht war es ja sogar ganz gut.«
Hannelore schüttelte den Kopf. »Ich kann mich nach all dem nicht gleich auf eine neue Beziehung einlassen. Es würde bestimmt schiefgehen, Fredi.«
Manfred nickte. »Das sollst du ja auch gar nicht.« Ganz selbstverständlich duzte er sie, dann griff er nach ihrer Hand. »Nimm nur meine Freundschaft… alles andere wird sich dann von allein finden.«
Da brachte Hannelore sogar ein kaum sichtbares Lächeln zustande. »Danke, Fredi.«
*
Einen Tag vor der geplanten Nierentransplantation machte Horst plötzlich einen Rückzieher.
»Ich kann das nicht«, stieß er hervor, sah erst seine Frau, dann seine beiden Töchter an. Schließlich blieb sein Blick an Hannelore hängen. »Ich kann einfach nicht verlangen, daß du dich für mich verstümmeln läßt.«
Sehr sanft streichelte Hannelore über seine Wange. »Ich lasse mich nicht verstümmeln, Papa. Ich spende dir eine Niere, schließlich brauche ich ja keine zwei.«
Horst schüttelte den Kopf. »So darfst du es nicht sehen, Hanni. Wenn du einmal eine solche Krankheit bekommen würdest, dann… dann wärst du auch auf einen Spender angewiesen. Hanni… überleg es dir…«
»Das habe ich bereits, und mein Entschluß steht unumstößlich fest.« Sie griff nach der Hand ihres Vaters und drückte sie. »Papa, Dr. Scheibler hat mir alles haarklein erklärt, und der Arzt, der die Transplantation morgen vornehmen wird, hat auch mit uns gesprochen. Wir kennen die Risiken. Meine Niere könnte von deinem Körper abgestoßen werden… du wirst ein Leben lang Medikamente gegen diese Abstoßungsreaktion nehmen müssen. Eine harmlose Grippe kann für dich zu einem Todesurteil werden. Papa, du gehst doch ein viel größeres Risiko ein als ich. Wenn du sagen würdest, daß du vor einem solchen Leben Angst hast, dann könnte ich das akzeptieren, aber wenn du nur meinetwegen kneifen willst…« Sie schüttelte den Kopf.
Horst seufzte. »Ich habe Angst vor diesem Leben, andererseits… dem gegenüber steht nur ein Dasein mit der Dialyse, und ich glaube, alles andere ist besser als das.« Hilfesuchend sah er seine Frau an. »Was würdest du an meiner Stelle tun?«
»Wenn mein Gewebetyp mit dem deinen übereingestimmt hätte, wäre ich ebenfalls bereit gewesen, dir eine Niere zu spenden – ohne Wenn und Aber«, antwortete Lena ruhig. »Also, ich an deiner Stelle würde das Geschenk meiner Tochter annehmen. Ich würde mir Sorgen um sie machen… dieselben Gedanken, die du hattest, haben mich auch beschäftigt, aber wie Hanni schon sagte – wir alle kennen die Risiken. Wenn sie trotzdem bereit ist, dir zu helfen, solltest du diese Hilfe nicht ausschlagen.«
Horst nickte nachdenklich, dann blickte er Hannelore wieder an. »Eine letzte Frage habe ich noch, Hanni, und ich erwarte eine absolut ehrliche Antwort. Tust du es, weil du mich liebst oder weil du wegen der vergangenen Jahre ein schlechtes Gewissen hast?«
»Aus beiden Gründen«, antwortete Hannelore ehrlich. »Ja, natürlich habe ich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte eine wundervolle Kindheit und Jugend, also hätte ich mehr Vertrauen zu euch haben müssen. Ich hätte wissen müssen, daß all das, was Harry gesagt hat, eine einzige Lüge war. Aber ich liebte ihn, und meine Liebe hat mich für die Wahrheit blind gemacht. Ja, Papa, ich habe ein furchtbar schlechtes Gewissen, aber das macht nur einen winzigen Teil meiner Entscheidung aus. Der Hauptgrund ist, daß ich dich liebe… daß ich es nicht ertragen könnte, dich leiden zu sehen.«
Die Worte trieben Horst Tränen in die Augen. Spontan nahm er seine Tochter in die Arme und drückte sie zärtlich an sich.
»Dann lassen wir uns morgen also operieren«, flüsterte er ergriffen. Er schaute Lena an und zog sie und Uschi ebenfalls in diesen engen Kreis. »Wir haben endlich wieder eine Familie.«
*
Einen Monat später stattete die gesamte Familie Kaufmann Dr. Daniel einen Besuch ab. Natürlich hatte Lena dem Arzt längst erzählt, daß die Operation ohne Komplikationen gut verlaufen war. Hannelores gespendete Niere arbeitete in Horsts Körper einwandfrei, und der Arzt, der ihn betreute, war guter Dinge, daß das auch so bleiben würde. Zu einer hyperakuten Abstoßung, die innerhalb