Dr. Daniel Staffel 9 – Arztroman. Marie Francoise
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Daniel Staffel 9 – Arztroman - Marie Francoise страница 5
»Ivo, mach keinen Blödsinn«, erklärte Sándor energisch. »Du kannst in diesem Zustand nicht Rad fahren.« Er wollte seinen Freund festhalten, doch Ivo war schneller, als er gedacht hatte. Er schwang sich auf das Rad und bog hinter dem Bistro in den schmalen Feldweg, wo Sándor ihm mit dem Auto nicht folgen konnte. Dabei schlingerte das Rad so gefährlich, daß Sándor jeden Augenblick mit einem schweren Sturz seines Freundes rechnete.
»Meine Güte, was ist denn nur in ihn gefahren?« schimpfte Sándor vor sich hin und war schon drauf und dran, nach Hause zu fahren. Ivo hatte ja offensichtlich kein Interesse daran, daß ihm geholfen wurde. Vielleicht wäre es also wirklich besser, ihn sich selbst zu überlassen, doch das widerstrebte Sándor.
Er kehrte zu seinem Auto zurück und fuhr zu der Stelle, wo der Feldweg wieder auf die Straße führte. Hier stieg er aus und ging schon ein Stück den Feldweg entlang. Nahezu im
gleichen Augenblick hörte er das Gepolter, das offensichtlich von einem schweren Sturz herrührte.
»Ivo!« rief er, doch nur schmerzliches Stöhnen antwortete ihm.
Es dauerte nicht lange, bis Sándor seinen verunglückten Freund gefunden hatte.
»So«, meinte er. »War es das nun wert?«
»Hau doch ab«, knurrte Ivo. »Wenn du nur dumm daherredest, dann brauche ich dich nicht.«
»Verprügeln sollte man dich«, entgegnete Sándor ärgerlich, dann griff er nach Ivos Arm, legte ihn sich über die Schulter und hielt sein Handgelenk fest, während er mit der anderen Hand unter Ivos Achsel griff und den Mann auf diese Weise hochzog.
Ivo stöhnte schmerzhaft, als er seinen rechten Fuß belasten wollte. Er war heilfroh, als sie zusammen Sándors Auto erreichten und er auf dem Beifahrersitz Platz nehmen konnte. Sándor schaltete die Innenbeleuchtung ein und betrachtete in diesem schwachen Schein die Verletzungen, die sich Ivo zugezogen hatte. Es waren überwiegend Schürfwunden, nur die Verletzung am rechten Bein sah schlimmer aus.
Sándor holte seinen Verbandskasten aus dem Kofferraum. Es war ein beinahe antiquarisches Modell, das statt eines normalen Wunddesinfektionsmittels nur Jod enthielt. Sándor zögerte. Konnte er Ivo das antun? Das Jod würde in der offenen Wunde wie Feuer brennen.
»Ich bringe dich in die Klinik«, beschloß Sándor und wollte sich aufrichten.
»Wozu in die Klinik?« beschloß Sándor und wollte sich aufrichten.
»Wozu in die Klinik?« begehrte Ivo auf. »Ich bin vom Rad gefallen – na und? Daran werde ich doch nicht sterben!«
»Hör zu, du sturer Kerl!« fuhr Sándor ihn an. »Du hast da am Bein eine tiefe Wunde, die versorgt werden muß…«
»Wenn du ein halbwegs brauchbarer Krankenpfleger bist, dann wirst du das auch hinkriegen«, fiel Ivo ihm ins Wort. Wieder konnte Sándor nicht begreifen, was zu dieser schrecklichen Veränderung geführt haben konnte. Ivo war doch sonst nicht so unausstehlich!
Laß dich nicht provozieren, dachte Sándor. Ivo ist betrunken. Er weiß nicht, was er sagt… zumindest meint er es nicht so.
Doch da fuhr Ivo schon im gleichen provokanten Ton fort: »Aber wahrscheinlich bist du in dieser Klinik nichts weiter als ein kleiner Handlanger, der nur Betten spazierenfahren darf.«
»Na schön«, entgegnete Sándor grimmig. »Ich hätte es dir gerne erspart, aber du willst es ja nicht anders.« Er nahm das Jod zur Hand und pinselte die Wunde aus.
Ivo stöhnte auf und krallte sich mit beiden Händen in den Polstern des Autositzes fest. Währenddessen drückte Sándor die Wundränder zusammen und legte einen festen Verband an.
»Au!« entfuhr es Ivo, dann sah er seinen Freund anklagend an. »Sándor, sei nicht so grob!«
Ein wütender Blick aus Sándors dunklen Augen traf ihn. »Glaubst du vielleicht, daß du nach all dem Blödsinn, den du dir geleistet hast, und nach deinen nicht gerade freundlichen Worten von vorhin auch noch besondere Rücksichtnahme verdienst?« Er stand auf, dann fügte er barsch hinzu: »Und in die Klinik mußt du trotzdem, weil die Wunde genäht werden muß.«
Er setzte sich hinter das Steuer und fuhr los.
»Sándor«, meldete sich Ivo nach einer Weile kleinlaut zu Wort. »Es tut mir leid… ich meine, das mit dem halbwegs brauchbaren Krankenpfleger… und… und…«
Sándor nickte nur. Im Moment war er nicht nur auf Ivo wütend, sondern auf sich selbst, weil er sich trotz aller guten Vorsätze doch hatte provozieren lassen. Der diensthabende Arzt würde ihn für das, was er da getan hatte, nicht gerade loben.
Sándor hielt vor der Waldsee-Klinik an und half Ivo beim Aussteigen. Bereits in der Eingangshalle kam ihnen die Nachtschwester Irmgard Heider entgegen.
»Wer hat heute Nachtdienst?« wollte der junge Krankenpfleger wissen.
»Dr. Parker«, antwortete sie. »Soviel ich weiß, ist er gerade im Untersuchungszimmer der Chirurgie.«
Dorthin brachte Sándor nun auch seinen Freund. Dr. Jeffrey Parker, der hier in der Klinik eigentlich als Anästhesist arbeitete, grinste ihn an.
»Na, Sándor, haben Sie Sehnsucht nach der Arbeit?« wollte er wissen. »Sie können gern hierbleiben und mir helfen. Heute ist hier sowieso die Hölle los.«
»Mein Freund ist vom Rad gestürzt«, erklärte Sándor, ohne auf die Worte des Anästhesisten einzugehen. Normalerweise mochte er Dr. Parker sehr gern, aber im Moment hatte er nicht nur Angst vor der Reaktion des Arztes, wenn dieser erst mal sah, wie er Ivos Bein versorgt hatte, sondern er war auch über Ivos Verhalten gekränkt und darüber hinaus schrecklich müde. Immerhin hatte er gestern einen ziemlich anstrengenden Dienst gehabt.
»Na, dann wollen wir uns mal ansehen, was genau passiert ist«, meinte Dr. Parker.
»Er hat sich hauptsächlich Schürfwunden zugezogen«, entgegnete Sándor. »Nur die Verletzung am Bein muß wohl genäht werden.« Er schwieg kurz. »Ich habe schon mal Erste Hilfe geleistet.«
Vorsichtig nahm Parker den Verband ab, dann sah er Sándor ernst an.
»Erste Hilfe nennen Sie das?« Er schüttelte den Kopf. »Mein lieber Sándor, ich würde das eher als Körperverletzung bezeichnen. Los, gehen Sie hinaus, und warten Sie dort auf mich.«
Der junge Krankenpfleger gehorchte mit gesenktem Kopf. Er wußte ja selbst, daß das, was er getan hatte, nicht richtig gewesen war.
»So, und nun zu Ihnen«, meinte Dr. Parker und sah Ivo an. »Sind Sie vielleicht in einen Cognaksee gefallen?«
Ivo errötete tief. »Ich… ich vertrage keinen Alkohol.«
»Was nicht unbedingt eine Antwort auf meine Frage ist«, stellte Dr. Parker trocken fest. »Ich werde Ihr Bein nur vereisen, weil mir das Risiko zu groß ist, Ihnen zu der Alkoholkonzentration in Ihrem Blut auch noch ein Lokalanästhetikum zu verabreichen. Möglicherweise spüren Sie es ein bißchen, wenn ich die Wunde nähe.«
»Das halte